Grenzgänger Schweiz – Vorteile & Nachteile
360’000 Personen pendeln als Grenzgänger zum Arbeiten aus Frankreich, Italien, Deutschland und weiteren Staaten in die Schweiz. Lohnt sich das überhaupt?
Was ist ein Grenzgänger?
Mit Grenzgänger sind Personen gemeint, die im Ausland leben, aber in der Schweiz angestellt sind und hierhin zum Arbeiten pendeln. In der Regel wohnen Grenzgänger in einem der angrenzenden Länder nahe der Grenze zur Schweiz. Dies ist jedoch keine Bedingung. So gibt es auch Grenzgänger aus Polen, die in der Schweiz arbeiten.
Neben dem Grenzgängerstatus gibt es noch den Wochenaufenthalterstatus. Während Grenzgänger täglich zum Arbeitsort pendeln, kehren Wochenaufenthalter in der Regel am Wochenende zu ihrem Hauptwohnort zurück.
Bei Wochenaufenthaltern ist eine tägliche Rückkehr an den Hauptwohnsitz aus beruflichen, zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht zumutbar. In der Regel trifft das zu, wenn zwischen Hauptwohnsitz und Arbeitsort 110 km oder mehr liegen bzw. wenn mehr als 1,5 h pro Strecke für das Pendeln aufgebracht werden müsste.
360’000 Grenzgänger gibt es in der Schweiz
360’567 Grenzgängerinnen und Grenzgänger arbeiteten 2021 in der Schweiz. Damit machen sie 7.1% der Erwerbstätigen aus. Häufig leben die Grenzgänger im Grenzgebiet und arbeiten in einem Grenzkanton.
Die grösste Gruppe – mit 199’920 Personen (55.5%) – lebt in Frankreich. Italien folgt auf Platz 2 mit einem Anteil von 23.7%, das entspricht 85‘377 Personen. An dritter Stelle folgen die Grenzgänger aus Deutschland mit einem Anteil von rund 17.6% bzw. 63’333 Personen. Aus Österreich pendeln 8’506 Personen zum Arbeiten in die Schweiz. In Liechtenstein leben 605 Grenzgänger. Das Bundesamt für Statistik zählt noch 2‘826 Grenzgänger anderer Staaten, wie zum Beispiel Polen, Slowakei und Ungarn.
Weshalb Grenzgänger?
Häufige Gründe für das Grenzgängerdasein sind die vermeintlich niedrigeren Lebenshaltungskosten ausserhalb der Schweiz oder eine Verbundenheit zur Heimat. Wer in der Grenzregion aufgewachsen ist und dort Familie, Freunde oder den Verein hat, wird Mühe haben, in die Schweiz zu ziehen.
Zu den vermeintlich niedrigeren Lebenshaltungskosten muss ich noch etwas Wichtiges anmerken: Die Rechnung vom hohen Schweizer Lohn und den niedrigen Lebenshaltungskosten in Deutschland, Frankreich etc. geht nicht immer auf. Für Familien mit vielen Kindern und nur einem arbeitenden Elternteil ist es klar: Mit diesem Familienmodell steht man in Deutschland finanziell besser da.
Für alle anderen Modelle gilt es, genauer hinzuschauen. Denn die niedrigen Steuern und Abgaben in der Schweiz sorgen häufig dafür, dass man in der Schweiz mehr Geld zur Verfügung hat – prozentual vom Einkommen sowie in absoluten Zahlen.
Ledige Personen profitieren finanziell am meisten, wenn sie in die Schweiz ziehen. Familien, bei denen beide Elternteile arbeiten, stehen sehr häufig – aber nicht immer – ebenfalls besser da, was die Finanzen angeht.
Externe Kinderbetreuung ist teuer
Ein aus finanzieller Sicht eher ungünstigerer Zeitpunkt, um in die Schweiz zu ziehen, ist, wenn man kleine Kinder hat. Die Kinderbetreuung ist verhältnismässig teuer. Wer hingegen einige Jahre in der Schweiz lebt und dann Kinder bekommt, hat genug Zeit, um vom hohen Schweizer Lohn zu profitieren und genug auf die Seite legen zu können.
Ab dem Alter von vier Jahren kommen Kinder in der Regel in den obligatorischen Kindergarten. Dieser ist eine Art Vorschule und kostet nichts. Tagesstrukturen sind allerdings vielerorts nicht kostenlos garantiert.
Die höheren Lebenshaltungskosten in der Schweiz kann man etwas kompensieren. Eltern mit kleinen Kindern gehen beispielsweise gerne in deutsche Drogerien, um Windeln und Co. einzukaufen. Wer möchte, kann sich als Person mit Schweizer Wohnsitz nach dem Einkauf die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen und kauft damit noch günstiger ein als die in Deutschland lebenden Personen.
Vorteile Grenzgänger
- Näher an der Familie
- Niedrigere Lebenshaltungskosten
Nachteile Grenzgänger
- Hohe (deutsche) Einkommenssteuer
- Besteuerung des überobligatorischen Teils der Pensionskasse
- Längerer Weg zu Arbeit
- Keine Möglichkeit, in die Säule 3a zu sparen
Als Grenzgänger zahlt man in der Schweiz Quellensteuer und wird zudem in Deutschland besteuert. Ein besonders ärgerlicher Punkt ist seit einigen Jahren die Besteuerung des überobligatorischen Teils der Pensionskasse.
Einige meiner alten Arbeitskollegen hat das sehr frustriert, da sie Geld versteuern mussten, welches sie nur auf dem Papier haben. Die Höhe der fälligen Steuern lag im vierstelligen Bereich.
In die Säule 3a – die freiwillige Vorsorge – einzuzahlen ist für Grenzgänger nicht möglich. Dadurch wird einem eine Möglichkeit genommen Steuern zu sparen, Vermögen aufzubauen und gleichzeitig für das Alter vorzusorgen.
Vorgehen bei Unschlüssigkeit
Du solltest das verfügbare Einkommen in beiden Ländern berechnen und dann die Lebenshaltungskosten betrachten. Gerne kannst du dir auch das Video mit Simon dem Gezeitenpanther und mir zu dem Thema anschauen. Er hat mehrere Jahre als Grenzgänger in Deutschland gelebt, ist dann aber doch in die Schweiz gezogen.
Hier sein Rat für alle, die über das Leben in einem anderen Land nachdenken:
„Do it, es muss ja nicht für immer sein, aber es ist eine riesige Erfahrung. Speziell in jungen Jahren. Wer jung ist, hat oft wenig Verpflichtungen, kann so gutes Geld verdienen, eine neue Kultur kennenlernen, viel reisen innerhalb der Schweiz und über den Tellerrand hinausschauen.“
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