Kita und Kindergarten für Deutsche in der Schweiz 👨‍👩‍👧‍👦🇨🇭

In die Schweiz auswandern

Kita und Kindergarten für Deutsche in der Schweiz 👨‍👩‍👧‍👦🇨🇭

Immer wieder erhalte ich Fragen zur Kita und zum Kindergarten in der Schweiz. Dabei geht es vor allem um die Kita-Kosten, welche im Vergleich zu Deutschland recht hoch sind. Weshalb das so ist und wie genau die Kinderbetreuung in der Schweiz aufgestellt ist, erkläre ich in diesem Blogbeitrag, wobei ich mich vor allem auf die Kita fokussiere.

Schulsystem in der Schweiz

Wie so vieles in der Schweiz ist auch das Schulwesen kantonal unterschiedlich geregelt. Beim Zuzug in die Schweiz solltest du dich daher bei deiner Gemeinde nach den genauen Modalitäten vor Ort erkundigen.

Bis zum Eintritt in den obligatorischen (!) Kindergarten können Kinder in der Schweiz die Kita besuchen. Da die Kinder in der Schweiz in der Regel mit vier Jahren in den Kindergarten kommen, ist die Zeitspanne für die Kita etwas kürzer als in Deutschland.

Kindergarten gehört zur Schule

Der Kindergarten in der Schweiz gehört – wie auch die „Primarschule” (Grundschule) – zur Primarstufe und dauert ein oder zwei Jahre (kantonal unterschiedlich). Er hat in der Schweiz die Funktion einer Vorschule. Hier werden die Kinder also auf die Abläufe und das Lernen in der Schule vorbereitet. 

Wichtig zu wissen ist zudem auch, dass es sich beim Kindergarten und der Primarschule nicht gezwungenermassen um einen Ganztagesbetrieb handelt. In der Regel gehen die Kinder über Mittag fürs Mittagessen heim und kommen allenfalls nachmittags nochmals in die Schule.

Dieses System verlangt somit nach einem Elternteil (in der Regel wohl meist die Mutter) zu Hause, was immer wieder als wenig familienfreundlich kritisiert wird. Wenn beide Elternteile arbeiten, heisst die Lösung schulergänzende Betreuung wie etwa den Hort.

Im Hort werden die Kinder vor der Schule, über Mittag und nach der Schule altersdurchmischt betreut, verpflegt und bei den Hausaufgaben unterstützt, so dass die Eltern ihr 8 oder 8,5-Stunden-Soll erfüllen können. 

Kosten für die Kinderbetreuung in der Schweiz

Je nach Wohnort und finanzieller Situation variieren die Kosten für die Kita-Betreuung in der Schweiz erheblich.

In Deutschland ist es üblich, dass die Kinderbetreuungskosten von der Lohnhöhe der Eltern abhängig sind. Zudem wird die Kinderbetreuung in Deutschland stark vom Steuerzahler unterstützt. In manchen deutschen Gemeinden und Bundesländern ist die Kinderbetreuung ab einem gewissen Alter sogar komplett kostenlos. Die hohen deutschen Einkommensteuern lassen grüssen ;). 

In der Schweiz ist das anders. Aber zuerst eine Gemeinsamkeit: Auch hier sind die Kinderbetreuungskosten abhängig von der Wohngemeinde bzw. des Wohnkantons. Jedoch sind die Kosten in den meisten Gemeinden erheblich höher als in Deutschland. Auf der einen Seite natürlich wegen dem generell höheren Lohnniveau. Auf der anderen Seite, weil die Kinderbetreuung nicht so sehr vom Steuerzahler unterstützt wird. Die niedrigen Einkommensteuern in der Schweiz lassen ebenfalls grüssen ;). 

Regionale Unterschiede bei der Kinderbetreuung in der Schweiz

Das gilt allerdings nicht für die gesamte Schweiz. In der Westschweiz – dem französischsprachigen Teil – sind die Kita-Kosten – im Verhältnis gesehen – ähnlich niedrig wie in Deutschland. Aber auch in der Deutschschweiz gibt es Gemeinden und Kantone, die ein ähnliches Modell wie in Deutschland haben. In Schaffhausen zum Beispiel sind die Kita-Kosten abhängig vom Lohn zu bezahlen. 

Unsere Tochter war in der Stadt Zürich und ist jetzt in Wallisellen in der Kita. Beide Kitas sind ungefähr gleich hoch vom Preis her. In Wallisellen zahlen wir CHF 1‘560 pro Monat für eine Betreuung von drei Tagen pro Woche. Für eine Vollzeitbetreuung wären CHF 2’600 fällig.

Den Preis finde ich gerechtfertigt. Die Qualität der ausgebildeten Betreuerinnen und Betreuer ist hervorragend. Die relativ langen Öffnungszeiten der Kita sind angepasst an die Arbeitszeiten in der Schweiz: Von 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr kann das Kind in der Kita betreut werden. Zudem wird das Essen vom Kita-eigenen Koch frisch zubereitet. Frühstück, Znüni, Zmittag und Zvieri sind im Preis inbegriffen. 

Dieses „Luxusangebot“ ist für urbane Gegenden in der Schweiz üblich. In ländlicheren Regionen kann das Angebot jedoch schmaler ausfallen, gerade was die Öffnungszeiten angeht. Aber auch die Dichte der Kinderbetreuungsstätten ist in ländlicheren Regionen nicht so hoch wie in den dichter besiedelten Regionen. 

Studie zur Kinderbetreuung in der Schweiz

In der Studie der CS werden die Kosten der Kinderbetreuung in der Schweiz verglichen. Als Beispiel wird ein Ehepaar mit zwei Kindern (2 und 3 Jahre alt) und eine Betreuung beider Kinder von zwei Tagen pro Woche angenommen.

Im Median betragen die Kinderbetreuungskosten in der Schweiz bei einem gemeinsamen Jahresohn von CHF 110‘000 und einem Vermögen von CHF 100‘000 -> CHF 12‘100 jährlich.

Bei einem angenommen Jahreslohn von CHF 80‘000 und einem Vermögen von CHF 50‘000 betragen die Kinderbetreuungskosten im Median CHF 7‘700 pro Jahr.

Ein Ehepaar mit einem Jahressalär von CHF 200‘000 und einem Vermögen von CHF 300‘000 werden Kinderbetreuungskosten im Median von CHF 21‘000 jährlich fällig.

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In der Romandie, der französischsprachigen Westschweiz, teilweise in Schaffhausen und im Tessin werden Geschwisterrabatte angeboten. Das ist ein Grund, weshalb die Kantone Neuenburg und Genf in diesem Vergleich besonders günstig sind.

In den Gemeinden der Kantone Wallis, Tessin, Schaffhausen, Waadt, Jura und Zug liegen die Betreuungskosten ebenfalls unter dem Schweizer Durchschnitt. Am oberen Ende liegt der Kanton Uri. Die anderen Zentralschweizer Kantone gehören neben Basel-Land, Zürich und Solothurn ebenfalls zu den kostspieligen Orten was die Kinderbetreuung angeht.

Quelle: Credit Suisse

Was mir hier auffällt, ist die häufige Korrelation zwischen hohen Einkommenssteuern und niedrigen Kinderbetreuungskosten sowie niedrige Einkommensteuern und hohen Kinderbetreuungskosten. Es gibt nun mal nicht „dä Foifer und s’Weggli” (den Fünfer und das Brötchen) würde Tensha jetzt sagen. 

Ich für meinen Teil bevorzuge die kurzzeitige relativ hohe finanzielle Belastung durch die Kita in Verbindung mit der langfristigen niedrigen Steuerbelastung. Die Kita zahlt man nur für wenige Jahre, die Einkommensteuer zahlt man ein Leben lang. Hoch lebe die liberale Schweiz!

Manche Gemeinden und Arbeitgeber unterstützen Eltern bei den KiTa-Gebühren in der Schweiz

Die Stadt Zürich – wie auch viele andere Gemeinden in der Schweiz – unterstützt Eltern im niedrigen bis mittleren Einkommenssegment finanziell bei der Kinderbetreuung. Auch manche Arbeitgeber unterstützen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was die Kinderbetreuung angeht. Mein letzter Arbeitgeber vor der Selbstständigkeit hat uns durch einen dreistelligen monatlichen Betrag geholfen.

Schlussfolgerung

Ja, die Kita-Kosten in der Schweiz und vor allem im Raum Zürich sind hoch. Ob das Angebot in Anspruch genommen werden will, ist natürlich eine höchstpersönliche Frage. Wichtig vor einer Umsiedlung in die Schweiz ist aber, dass man die Kita-Kosten vor Ort kennt und in die eigenen Fixkosten einberechnet, so dass der Lohn so verhandelt werden kann, dass es sich – wenn immer möglich – unter dem Strich noch lohnt, dass beide arbeiten gehen. 

Mit 4 Jahren in den Kindergarten

Glücklicherweise gehen die Kinder in der Regel mit 4 Jahren in den Kindergarten, der grundsätzlich kostenlos ist. Daher sind die hohen Kosten auf wenige Jahre beschränkt.

Allerdings sind auch andere Faktoren mit in die Entscheidung einzubeziehen: Wie etwa, dass – auch wenn wegen der Kitakosten allenfalls am Ende des Monats nicht allzu viel vom Lohn übrig bleiben sollte vom zweiten Lohn – dann doch immerhin auf diesem Weg in die Altersvorsorge und auch in den eigenen beruflichen Erfahrungsschatz investiert wird.

Zudem ist zu bedenken, dass der Wegzug in die Schweiz in der Regel auch bedeutet, ohne Betreuungs-back-up durch Grosseltern zu sein; umso mehr kann eine externe Betreuung – wenn auch finanziell belastend – energietechnisch und emotional eine grosse Entlastung für die Eltern bedeuten. 

Auch an den Nutzen für die Kinder selbst ist zu denken: Sie lernen früh, sich in eine Gruppe zu integrieren, kennen die wichtigsten sozialen Regeln, essen gesund und ausgewogen, finden neue Freunde etc..

Höhere Qualität in Kita und Kindergarten in der Schweiz

Erwähnen möchte ich, dass die Kitas in der Schweiz in vielerlei Hinsicht nicht mit den Kitas aus meiner Heimatstadt in Nordrhein-Westfalen zu vergleichen sind. Die Betreuerinnen und Betreuer sind tendenziell besser ausgebildet und auch motivierter; immer wieder gibt es neue Projekte. So etwa die Einführung eines regelmässigen Waldtages oder einer Werkstatt, in welcher der Umgang mit Werkzeugen geübt wird.

Während mein Sohn in Deutschland früher immer höchst widerwillig in die Kita ging, ging unsere Tochter hier in der Schweiz – abgesehen von gelegentlichen Stimmungstiefs – grundsätzlich gerne in die Kita und mittlerweile auch gerne in den Kindergarten. Ich bringe sie auch mit einem viel besseren Gefühl dort hin, als früher meinen Sohn in Deutschland. 

Aktualisiert am: 23.11.2023

Quelle: Credit Suisse

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Christian der Auswanderluchs

 

6 Responses

  1. N
    Nina sagt:

    Wow, die Kosten sind ja happig. Sind die Löhne in der Schweiz so hoch, dass sich das jeder leisten kann? Wie schafft eine alleinerziehende Mutter (Mann wg Krebserkrankung gestorben) das finanziell, wenn auch noch Miete und Essen bezahlt werden müssen? Ich lebe in Schweden, bin Gymnasiallehrerin in Vollzeit und habe nach Abzug der Steuern 2300 Euro „übrig“.

  2. A
    Alex sagt:

    Hallo Christian

    Kann ich mir eine Kita außerhalb des Heimatorts)-Kantons suchen? Also wenn beispielsweise in Zürich der obligatorische Kindergarten schon mit 4 beginnt, ich aber in Schwyz wohne (Start mit 5), darf ich dann eine andere Kita besuchen?

    Soweit ich das verstanden habe, richten sich dann nur die Beiträge nach dem Heimatort?

    Viele Grüsse
    Alex

    • Hallo Alex

      Ob du dein Kind, in diesem speziellen Fall, in den Kindergarten des Kanton Zürichs schicken kannst, kann ich leider nicht sagen. Du könntest bei einer Gemeinde im Kanton Schwyz oder einer kantonalen Stelle nachfragen. Die helfen gerne weiter.

      Beste Grüsse
      Christian

  3. K
    Katarzyna sagt:

    Hallo Christian,

    wie es aussieht ist der obligatorische und auch kostenlose Kindergarten (ab 4 Jahren) in den meisten Fällen nur bis 11:30 bzw. 12:30 Uhr offen. Wie sieht es denn mit der Betreuung danach, wenn man das Kind ab dieser Zeit dann weiterhin betreuen lassen möchte? Ich kann keine Infos dazu finden… Zahlt man da trotzdem den Ganztagsplatz oder nur Halbtags mit Mittagessen oder gibt es für die „Vorschulkinder“ einen Hort?
    Liebe Grüße
    Katarzyna

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