5 Dinge, die du als Deutsche/r über die Schweiz wissen musst 🇨🇭💁🏼♀️
1. Die Schweiz gehört nicht zur Europäischen Union ❌🇪🇺
Die Schweiz hat sich 1992 gegen einen Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum entschieden. Dies wurde nicht etwa durch Schweizer Politikerinnen und Politiker entschieden, nein, das Schweizer Volk hat dies in einer Abstimmung so bestimmt.
Es war wohl die richtige Entscheidung, denn der Schweiz geht es – ähnlich wie dem nordeuropäischen EU-Verweigerer Norwegen – besser, als den meisten EU-Staaten. Dass die Schweiz jemals der Europäischen Union beitreten wird, scheint eher unwahrscheinlich. Die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung gegenüber der Europäischen Union wird eher kritischer. Dies ist wohl nicht zuletzt die Reaktion auf den Druck, der von Seiten der Europäischen Union auf die Schweiz ausgeübt wird.
2. Die Schweiz wagt mehr Kapitalismus
Hier in der Schweiz muss jede/r Einzelne viel mehr Eigenverantwortung tragen, als wir das aus Deutschland kennen. Man zahlt deswegen aber auch weniger Steuern. Das eindrücklichste Beispiel dafür ist für mich die Krankenkasse. Das Schweizer Krankenkassensystem ist vergleichbar mit dem privaten Krankenversicherungssystem in Deutschland.
Für jedes Familienmitglied muss ein individueller Beitrag geleistet werden. Zahnarztleistungen müssen extra versichert werden. Jede/r Erwachsene hat zudem mindestens die ersten CHF 300 an Gesundheitskosten selbst zu tragen („Franchise“). Der Kündigungsschutz im Arbeitsrecht ist ein weiteres Beispiel. Dieser ist viel lockerer, als in den umliegenden europäischen Ländern.
Ich sehe dieses Mehr an Kapitalismus keinesfalls als Nachteil, sondern als Vorteil für die Gemeinschaft. Eigenverantwortung eines jeden erzeugt ein Bewusstsein für Ausgaben und entsprechendes Handeln, was in Deutschland so nicht möglich ist, da die Kosten der Bürgerin, dem Bürger gar nicht bekannt sind. Ich denke da etwa an die externe Kinderbetreuung. In Deutschland zahlen wir nicht direkt, sondern wir finanzieren die Kitas über Steuern und haben demnach keinen direkten Einfluss auf die Kosten.
Das Mehr an Kapitalismus bedeutet allerdings in der Schweiz nicht, dass bedürftige Menschen alleine gelassen werden – keinesfalls! Das Schweizer Sozialsystem zählt zu den besten in der Welt und ist besser als in Deutschland. Die Arbeitslosenversicherung und die Altersvorsorge in der Schweiz sind beispielsweise deutlich solider als in Deutschland.
3. Höflichere Umgangsformen
Höfliche Umgangsformen sind ein Muss in der Schweiz. Das sollte dir bewusst sein, wenn du in die Schweiz ziehen möchtest. Begrüssungen und Verabschiedungen dauern meistens länger als in Deutschland. Ein „mit der Faust auf den Tisch klopfen“ oder ein „Guten Tag“ in die Runde, würden Herrn und Frau Schweizer auch bei informellen gesellschaftlichem Beisammensein eher brüskieren. Bei Verabschiedungen nach Familienfeiern wechselt man meistens schnell noch ein paar Worte mit jedem. Ein schnelles Tschüss mit einem kurzem Händedruck kommt nicht gut an.
Generell ist der Umgang miteinander in der Schweiz viel höflicher und respektvoller als in Deutschland. Dies sollte man auch bei der täglichen E-Mail-Korrespondenz im Büro beachten. Man merkt recht schnell, wenn sein Schreibstil bei seinen Kollegen und Vorgesetzten nicht gut ankommt; da kann dann eine Antwort schon mal aus Prinzip ein wenig länger dauern, um ein Statement abzugeben… 😉
4. Die (Deutsch-)Schweizer und die Deutschen
Schweizer/innen und Deutsche sind sich so ähnlich und doch so fremd. Es ist so ähnlich wie bei Geschwistern. Geschwister werden von Leuten ausserhalb der Familie oft als sehr ähnlich angesehen. Die Eltern würden wahrscheinlich ein ganz anderes Bild von ihren Kindern haben.
Es gibt viele kulturelle Gemeinsamkeiten. Ich denke da etwa an Moralvorstellungen oder den Kleidungsstil. Wenn Schweizer/innen und Deutsche allerdings miteinander umgehen, erkennt man klar die feinen kulturellen Unterschiede. Wie im obigen Abschnitt schon erwähnt, sind die Umgangsformen ein grosser Punkt der im Miteinander zu beachten ist. Das kennen wir aus Deutschland doch auch nur zu gut, oder? Die berühmte Berliner Schnauze lässt grüssen. 😉
War das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen auch nicht immer das Beste, so ist es meinem Empfinden nach gut und wird sogar immer besser. Ich persönlich habe noch nie schlechte Erfahrungen in der Schweiz aufgrund meiner deutschen Herkunft gemacht.
5. Direkte Demokratie
Das politische System in der Schweiz hat eine Besonderheit, die auf der Welt einmalig ist: Die direkte Demokratie. Auf allen Ebenen der Schweiz (Gemeinde, Kanton, Staat) hat das Stimmvolk die Möglichkeit abschliessend zu entscheiden. Ich finde das einfach nur genial. Wer wünscht sich so etwas nicht für sein eigenes Land? Das Schweizer Stimmvolk entscheidet übrigens sehr bedacht. Als im März 2012 über die Eidgenössische Volksinitiative „6 Wochen Ferien für alle“ abgestimmt wurde, stimmten 66,5% mit einem Nein. Damit blieb es bei den 4 Wochen Mindesturlaub in der Schweiz.
PS: Welchen Punkt findest du am wichtigsten?
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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