Sprachunterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland 🤷🏻♂️🇨🇭

Als ich im Dezember 2014 zum ersten Mal in die Schweiz kam, war mir noch nicht bewusst, wie krass die Sprachunterschiede zwischen dem Hochdeutschen und dem Schweizerdeutschen sind.
Die Schweizer sagen übrigens Schwyzerdütsch. Daran kann man schon in etwa erahnen, was einen erwartet. Natürlich hatte ich mich schon ein bisschen vorbereitet, aber der Schweizer Wetterbericht, den ich mir extra auf YouTube angesehen habe, wurde von der Wetterfee in Schweizer Hochdeutsch vorgetragen. Ich dachte mir, ist doch voll easy. Was erzählen die alle immer vom schwierigen Sprachverhältnis mit den Schweizern?! Ich kam zum Schluss, dass ich ein Sprachgenie sein musste.
Zum ersten mal in der Schweiz
In der Schweiz angekommen, genauer gesagt, in Zürich, ging ich nach elendig langer Parkplatzsuche erst einmal ins Hotel. Der nette Herr am Empfang begrüsste mich. Mit welchen Worten er mich begrüsste, konnte ich damals – bis auf Grüezi – nicht verstehen. Schnell wechselte er auf – wie ich heute weiss – Schweizer Hochdeutsch (was sich für Deutsche wie ein Dialekt anhört), denn mein Nichtverstehen blieb nicht unbemerkt.
Komisch, dachte ich mir. Bestimmt ein Einwanderer, welcher der Sprache noch nicht so mächtig ist. Na ja. Die Situation war schnell vergessen, denn ich war aufgeregt. An diesem Abend war ich zu einem Date verabredet. An jenem Abend traf ich mich zum ersten Mal mit meiner heutigen Partnerin.
Übung macht den Meister
Wir redeten viel an diesem jenem Abend und den nächsten Tagen. Ich war wieder nahe an der Überzeugung, ein grosses, bis dahin unentdecktes Sprachtalent besitzen zu müssen. Dies löste sich allerdings komplett in Luft auf, als sie von ihrer Freundin angerufen wurde. Ich stand daneben und verstand gerade einmal noch einzelne Worte. Es ist krass.
Die Betonung ist eine komplett andere als im Hochdeutschen. Die Betonung liegt oft auf der ersten Silbe: BÜro, nicht BürO. Oft werden auch uns Deutschen unbekannte Wörter verwendet. Es heisst Natel, nicht Handy. Occasion, nicht Gebrauchtwagen. Harrasse nicht (Getränke-)Kiste. Für mich war das eine grosse Herausforderung. Ich dachte, ich würde Schweizerdeutsch nie verstehen…
Allerdings war es wie bei allen neuen Herausforderungen: Übung macht den Meister. Tensha verstand ich recht schnell schon sehr gut. Bei ihrem Vater, der mit tiefer Stimme spricht, hat es etwas länger gedauert. Aber auch das war kein wirkliches Problem. Am schwierigsten empfand ich es, Gruppengesprächen auf Schweizerdeutsch zu folgen. Nach spätestens zwei Stunden konnte ich nicht mehr. Die Konzentration liess nach, und mein Kopf stellte zwangsläufig auf Durchzug.
Mittlerweile – nach drei Jahren in der Schweiz und der zuvor anderthalbjährigen Fernbeziehung mit meiner Schweizer Partnerin – verstehe ich sehr gut Schweizerdeutsch und es ist überhaupt kein Problem mehr, ganz im Gegenteil. Ich betone Worte schon selbst oft wie die Schweizer. Dies sorgt bei Besuchen in der Heimat regelmässig für Schmunzeln bei den Leuten dort.
Ein Bekannter in Deutschland bemerkte bei meinem letzten Besuch, dass sich meine Sprache verändert habe. Er konnte es nicht richtig festmachen. Ich spreche wahrscheinlich ruhiger und bedachter. Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich jeden zweiten Satz mit „oder“ beende. Auch so eine Schweizer Eigenart: „Es ist ganz schön warm heute, oder?“
Jede neue Sprache ist eine Bereicherung
Zusammengefasst kann ich nur sagen: Schweizerdeutsch zu verstehen, ist eine Herausforderung. Aber mehr auch nicht. Übung macht den Meister und im Laufe der Zeit kommt das Sprachverständnis ganz von alleine. Zudem ist es auch eine Bereicherung. Meine Freundin zitiert gerne ein Sprichwort, wonach man mit jeder neuen Sprache auch eine neue Seele erwirbt. Und ich denke, sie hat recht. Wer weiss, vielleicht schaffe ich es sogar irgendwann selbst Schweizerdeutsch zu sprechen.
PS: Wie war dein erster Kontakt mit dem Schweizerdeutsch?
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3 Responses
Hallo lieber Christian,
vorab gleich ein herzliches Dankeschön für Dein Engagement, Deine Erfahrungen mit Interessierten zu teilen.
Ich möchte in die Schweiz auswandern und bin bei der online Recherche auf Deine Youtube-Videos aufmerksam geworden.
Deine Art und Weise die Inhalte zu vermitteln finde ich sehr angenehm – und die Struktur hilft sehr.
Ich hätte einige persönliche Fragen und würde mich daher gerne per E-Mail mit Dir austauschen. Wäre das möglich?
Mit den besten Grüßen aus München,
Birgit
Hallo Birgit
Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar. Mich freut es sehr, dass dir mein Content so gut gefällt.
Du kannst mir gerne per E-Mail schreiben (info@auswanderluchs.ch). Gerne kannst du mir auch jederzeit per direktmessage bei Instagram schreiben. Ich bin gespannt auf deine Fragen und freue mich von dir zu hören.
Liebe Grüsse
Christian
Eine recht brauchbare Faustregel für Begriffe, die uns Deutschen erst einmal völlig unbekannt sind, besteht darin, mal kurz ins Französische hinüber zu schielen, denn dort wird man am häufigsten fündig. Dass manche Begriffe auf der ersten Silbe betont werden, hat mich vor einigen Wochen bei meiner Tochter mal völlig kirre gemacht, weil sie von mir wissen wollte, wo ich ihren Pidjamma hingeräumt hätte – und meinte einen Pyjama. Wohlgemerkt lebe ich nunmehr seit mehr als zehn Jahren in der Zentralschweiz, und trotzdem vergeht kaum ein Monat, in dem man nicht doch noch den einen oder anderen neuen Begriff (bzw. alten Begriff in abweichender Betonung/Anwendung) lernt.