Warum die Schweizer Vermögen aufbauen und die Mittelschicht in Deutschland schrumpft 🇨🇭🇩🇪

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Warum die Schweizer Vermögen aufbauen und die Mittelschicht in Deutschland schrumpft 🇨🇭🇩🇪

Jährlich veröffentlicht die Credit Suisse ihren Bericht über das Vermögen der Welt. Im Global Wealth Report 2022 habe ich mir die unterschiedlichen Vermögensverhältnisse genauer angesehen.

Beim Vermögen liegen die Einwohner Deutschlands und der Schweiz weit auseinander. Das Schweizer Medianvermögen liegt bei 168’084 US-Dollar pro erwachsene Person. In Deutschland dagegen nur bei 60’633 US-Dollar, also lediglich bei etwas mehr als einem Drittel des Schweizer Vermögens. 

Medianvermögen

  • Schweiz 168’084 USD
  • Österreich 75’075 USD
  • Deutschland 60’633 USD

Durchschnittsvermögen

  • Schweiz 696’604 USD
  • Deutschland 256’985 USD
  • Österreich 250’125 USD

Gini-Index: 

  • Deutschland 78.8
  • Schweiz 77.2
  • Österreich 74.2

Was zählt zum Vermögen?

«Das Nettovermögen oder „Vermögen“ ist definiert als der Wert von Finanzvermögen plus Sachvermögen (hauptsächlich Wohneigentum) im Besitz von Haushalten abzüglich ihrer Schulden. Dies entspricht der Bilanz, die ein Haushalt erstellen könnte, in der die im Besitz befindlichen Gegenstände und deren Nettowert bei Verkauf aufgeführt sind. Eingeschlossen sind private Pensionskassenvermögen, nicht aber Ansprüche auf staatliche Pensionen.»

Quelle: Global Wealth Report 2022 der Credit Suisse

Höheres Lohnniveau in der Schweiz

Dass das Schweizer Vermögen pro Person höher sein muss als in Deutschland, ist aufgrund des höheren Lohnniveaus naheliegend. Der Medianlohn in der Schweiz liegt derzeit bei 6’665 Franken (6’717 Euro) brutto pro Monat bzw. 79’980 Franken (80’609 Euro) pro Jahr.

In Deutschland liegt der monatliche Medianlohn bei derzeit 3’427 Euro (3’400 Franken) brutto; als Jahreslohn sind das 41’124 Euro (40’795 Franken). Beide Medianlöhne sind auf eine 100 Prozent Stelle berechnet.

Der Unterschied zwischen den Löhnen ist gross, beträgt doch der Schweizer Medianlohn ungefähr das doppelte des deutschen Medianlohns. Das erklärt jedoch nur zum Teil das höhere Vermögen der Schweizer, denn die Lebenshaltungskosten sind in der Schweiz rund 50 Prozent höher als in Deutschland.

Liberale Schweiz 

Neben dem hohen Lohn ist das liberalere System ein Grund, weshalb es die Schweizer zu einem höheren Vermögen bringen. Aufgrund dieses Systems wird zwar mehr Eigenverantwortung gefordert (kein Elterngeld, hohe Kinderbetreuungskosten, Zahnarzt nicht mitversichert etc.), dafür sind die Einkommenssteuern deutlich tiefer. Unter dem Strich bleibt den Bürgern dadurch mehr Geld zur Verfügung.

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Anhand der Medianlöhne hier ein Beispiel zur steuerlichen Belastung: 

Eine ledige Person, 30 Jahre alt, keine Kinder, konfessionslos, zahlt mit Wohnsitz in der Stadt Zürich und einem Lohn in Höhe des Schweizer Medianlohns von 6’665 Franken 683 Franken oder rund 10.2 Prozent (auf den Bruttolohn gerechnet) an Einkommenssteuern pro Monat. 

Die gleiche Person zahlt mit einem Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen und einem Lohn in Höhe des deutschen Medianlohns von 3’427 Euro 479 Euro an Einkommenssteuern pro Monat. Das bedeutet eine steuerliche Belastung von rund 14.0 Prozent auf den Bruttolohn berechnet. 

Hierbei sollte berücksichtigt werden, dass man sich mit dem Medianlohn in der Schweiz einen angenehmeren Lebensstil leisten oder eben mehr sparen kann als mit dem Medianlohn in Deutschland. 

Um als Deutscher Auswanderer den Lebensstandard in der Schweiz halten zu können, reicht ein Bruttolohn in Höhe des 1,5- bis 1,8-fachen des deutschen Werts. 

Beispiel mit dem 1,8-fachen des deutschen Medianlohns: 

Beim 1,8-fachen des deutschen Medianlohns (6’170 Franken pro Monat) würde die steuerliche Belastung in diesem Beispiel nur noch 595 Franken oder 8.3 Prozent betragen. Das zeigt gut, wie niedrig die Einkommensteuern in der Schweiz (kantonale Unterschiede beachten) im Vergleich zu Deutschland sind.

Pensionskasse in der Schweiz

Die Pensionskassen tragen ebenfalls zum hohen Vermögen der Schweizer bei. Diese zweite Säule des Schweizer Vorsorgesystems ist seit 1985 gesetzlich verankert und hat sich seitdem bewährt. In Deutschland wurde in den letzten Jahrzenten nur über eine kapitalgedeckte «Aktienrente» diskutiert.

Vor einigen Tagen sind erste Informationen für die von der Ampel-Koalition geplanten Aktienrente veröffentlicht worden. 10 Milliarden Euro sollen vom Staat in einen Fonds investiert werden. Leider ist das nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Pro Rentner wären das lediglich 471 Euro. 

Zum Vergleich: Die Pensionskassen der Schweiz verwalten ein Vermögen von rund 1 Billiarde Franken (was derzeit etwa 1 Billiarde Euro entspricht) und das bei einer etwa 10-mal geringeren Bevölkerung.

Säule 3a

Ein weiterer Vorteil für die Schweizer besteht in der Nutzung der Säule 3a. Dies ist die gebundene Vorsorge der Schweiz, mit der man einen schönen Betrag an Steuern jährlich sparen kann. Die Mehrheit der Erwerbstätigen in der Schweiz (rund 60 Prozent) nutzen die Säule 3a, um für den Ruhestand vorzusorgen, Vermögen aufzubauen und Steuern zu sparen. 

Das deutsche Pendant dagegen – die Riester Rente – ist bedauerlicherweise gescheitert. 

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Niedrige Eigenheimquote gleich niedriges Vermögen?

Gerne wird das im Vergleich mit anderen europäischen Ländern niedrige Medianvermögen der Deutschen mit der niedrigen Eigenheimquote erklärt. Die Schweiz zeigt jedoch, dass auch ohne eigene Immobilie ein ordentliches Vermögen aufgebaut werden kann.

Die Schweiz hat die niedrigste Eigenheimquote Europas. Beispielsweise kann durch das Investieren in Wertpapiere wie etwa Aktien langfristig eine deutlich höhere Rendite erzielt werden als durch den Besitz eines Eigenheims und das «Sparen» der Miete. In Wertpapiere investieren Schweizer häufiger als Deutsche.

Opportunitätskosten Eigenheim

Nicht vergessen darf man zudem die Opportunitätskosten, die ein Eigenheim mit sich bringt. So ist bei einem Jobangebot ein Umzug in andere Gefilde deutlich schwieriger, wenn man an der Immobilie hängt oder der Aufwand (Kosten, Arbeit, Nerven etc.) für einen Verkauf oder eine Vermietung zu gross sind.

Häufig ist es auch so, dass sich die Lebenssituation ändert: Beziehungen scheitern oder Kinder verlassen das Haus. Zimmer stehen leer. Die Kosten laufen jedoch weiter. Mieter können deutlich schneller eine neue passendere Bleibe finden als Eigenheimbesitzer.

Finanzielle Bildung und Wille zum Sparen

Meiner Meinung nach haben die Schweizer eine sehr gute finanzielle Bildung. Quasi mit der Muttermilch wird das Wissen über den Umgang mit Geld aufgenommen. Praktisch jedem ist klar, dass im Laufe des Lebens Vermögen geschaffen werden muss. Der Wille zum Sparen ist dadurch deutlich stärker als bei uns Deutschen.

Resümee

Die Deutschen sind im Vergleich mit anderen europäischen Ländern einkommensstark, aber vermögensschwach. Die hohen Belastungen durch Steuern und Abgaben führen zu einem immer weiter fortschreitenden schrumpfen der Mittelschicht. In den nächsten Jahren wird es meiner Meinung nach keine Besserung geben, denn der Grossteil der Bevölkerung heisst das Prinzip des stark umverteilenden Staates gut. 

Die Schweizer dagegen wollen einen starken, aber schlanken und effizienten Staat, der möglichst wenig kostet. Sie legen Wert auf Eigenverantwortung, was für den Vermögensaufbau förderlich ist. Das Leben in der Schweiz ist ein Turbo für den Vermögensaufbau.

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Christian der Auswanderluchs

 

2 Responses

  1. N
    Nils sagt:

    Hi Christian,

    lohnt es sich in der Schweiz auch ETFs zu besparen im Vergleich zu Deutschland? Habe gelesen, dass in der Schweiz keine Kapitalertragssteuer anfällt, dafür aber eine Vermögenssteuer (gibt es ja so nicht in DE) die abhängig vom Kanton ist. Wer liegt hier dann im Vorteil?

    Ein Vergleich wäre hierzu interessant.

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