5 Punkte, die Deutsche beim Schweizer Lohn beachten müssen 🇩🇪🇨🇭

In die Schweiz auswandern

5 Punkte, die Deutsche beim Schweizer Lohn beachten müssen 🇩🇪🇨🇭

Im letzten Youtube-Video habe ich darüber gesprochen, wie hoch das Haushaltseinkommen in der Schweiz sein muss, um zur Mittelschicht zu gehören. Im Zuge dessen kam es wie immer zu einem regen Austausch der Community über die Kommentare. Heute schauen wir uns das Thema Lohn in der Schweiz deshalb genauer an.

Mittlerweile gibt es einen neuen Beitrag zu diesem Thema. Diesen findest du hier: Löhne in der Schweiz

Angesprochen wurde, dass man die im Vergleich zu Deutschland und Österreich hohen Schweizer Löhne kritisch betrachten muss, um bei der Lohnverhandlung nicht zu wenig zu fordern. Ich führe in diesem Blogbeitrag fünf Punkte auf, die du unbedingt beim Vergleich von schweizerischen und deutschen Löhnen beachten musst.

Eckdaten zum Schweizer Lohn

Der Brutto-Medianlohn (nicht der Durchschnittslohn) wurde in der letzten Lohnstrukturerhebung von 2018 mit 6‘538 sFr. (6‘056 €) pro Monat beziffert. Jährlich beträgt der Brutto-Medianlohn demnach 78‘456 sFr. (72‘670 €).

Das bedeutet, dass die Hälfte der Lohnempfänger[1] weniger als 6‘538 sFr., die andere Hälfte jedoch mehr als 6‘538 sFr. erhält. Wer zum Beispiel in der IT, der Pharmaindustrie, der öffentlichen Verwaltung oder in der Finanzbranche tätig ist, kann sich oft über ein Einkommen über dem Median freuen.

In den Branchen Detailhandel und Gastgewerbe/Gastronomie hingegen liegt der Medianlohn unterhalb des Gesamtmedians. Interessant finde ich die Daten zu den unteren 10% und den oberen 10% im Schweizer Lohngefüge: Wer einen Lohn von unter 4‘302 sFr. erhält, gehört zu den unteren 10%. Die, die einen Lohn von über 11’698 sFr monatlich erhalten, zählen zu den oberen 10%.  

Das solltest du bei der Lohnverhandlung beachten

Wenn du vor hast, in die Schweiz einzuwandern, gilt es, sich nicht von den hohen Löhnen blenden zu lassen. Klar, die umgerechnet 6‘056 € Brutto hören sich vermutlich für die meisten Deutschen verführerisch an, liegt doch der Brutto-Medianlohn in Deutschland bei „nur“ 3‘304 €. Aber um den gewohnten Lebensstandard in der Schweiz halten zu können, muss man neben den höheren Lebenshaltungskosten folgende Unterscheide beachten und mit einberechnen.

Krankenkasse wird nicht vom Lohn abgezogen

Das Krankenversicherungssystem in der Schweiz unterscheidet sich stark von demjenigen, welches wir aus Deutschland kennen. Darüber habe ich einen eigenen Blogbeitrag gemacht, den du hier findest.

Wichtig für die Lohnverhandlung ist die Tatsache, dass der Schweizer Arbeitgeber in der Regel nichts für die Krankenversicherung/Krankenkasse seiner Mitabreiter zahlt. Es gibt zwar Schweizer Arbeitgeber, die freiwillig ihre Arbeitnehmer per Benefit unterstützen, allerdings sind das nur wenige.

In Deutschland hingegen teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Krankenversicherungsbeiträge je zur Hälfte. Somit muss der deutsche Arbeitgeber, wenn er einen Bruttolohn von 3‘304 €  zahlt, zusätzlich zum Arbeitnehmerbeitrag 259,36 €[2] an die Krankenversicherung abführen. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Tatsache, dass in der Schweiz Krankenkassenprämien pro Person zu bezahlen sind. 

Wochenarbeitszeit beim Lohn beachten

Die Wochenarbeitszeit ist in der Schweiz höher als in Deutschland. Meine liegt hier bei 40 Stunden bei einem 100% Pensum. Damit liege ich für Schweizer Verhältnisse schon im niedrigen Bereich.

Zum Vergleich: In Deutschland hatte ich nur eine 37,5 Stunden Woche. Mein Bruder hat in Deutschland sogar nur eine 35-Stunden-Woche. Tensha muss hingegen 33,6 Stunden pro Woche arbeiten und das im 80% Pensum. Das finde ich krass.

Tensha hat ihre Arbeitszeit um 20% reduziert und muss fast so viele Stunden pro Woche leisten wie mein Bruder in Deutschland bei einem Vollzeitpensum. 😀

Statistisch betrachtet unterscheiden sich beide Länder hinsichtlich der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit jedoch gar nicht so sehr voneinander. 41,7 Stunden wird durchschnittlich in der Schweiz geschafft. In Deutschland werden durchschnittlich 41,0 Stunden pro Woche gearbeitet. Demnach also nur rund 1,7 Prozent weniger.

Wohlgemerkt berechnet auf Vollzeitstellen. Was ich hiermit sagen will, ist, wenn du in der Schweiz Lohnverhandlungen führst, berechne die Arbeitszeit mit ein. Vergleiche deine bisherige Arbeitszeit mit der Arbeitszeit beim Schweizer Arbeitgeber und schlage die mehr zu leistende Zeit auf den benötigten Lohn auf. 

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Interessant wird es, wenn wir uns die tatsächlich geleistete Arbeitszeit aller Erwerbstätigen, also auch die mit Teilzeitpensum, ansehen. Da liegt Deutschland mit 34,8 Stunden pro Woche leicht vor der Schweiz mit 34,6 Stunden pro Woche. 

Urlaubsanspruch/Ferienanspruch

Als erstes etwas zu den Begrifflichkeiten: In der Schweiz wird der Begriff „Urlaub“ für den Erholungsurlaub nicht verwendet.  Stattdessen sprechen Herr und Frau Schweizer von „Ferien“. Auch wenn man verreist, sagt man nicht „ich mache Urlaub“, sondern „ich gehe in die Ferien“. Die Begriffe Mutterschaftsurlaub und unbezahlter Urlaub werden dagegen auch und nur so verwendet. Mutterschaftsferien gibt es nicht 😉

Der gesetzliche Ferienanspruch in der Schweiz beträgt bis zum 20. Lebensjahr fünf Wochen pro Dienstjahr. Alle anderen Arbeitnehmer/innen haben einen Anspruch von mindestens vier Wochen pro Dienstjahr. Oft werden vom Arbeitgeber mehr Ferientage gewährt.

Ab dem 50. Lebensjahr werden häufig über Gesamtarbeitsvertäge oder Einzelarbeitsverträge fünf Wochen Ferien pro Dienstjahr gewährt. Ich habe hier in der Schweiz fünf Wochen bzw. 25 Tage Ferien pro Jahr. In Deutschland hatte ich 30 Urlaubstage. Wenn du über deinen Lohn verhandelst, solltest du den eventuell geringeren Ferienanspruch mitberücksichtigen.

Feiertage

Vielleicht ist das ein wenig kleinlich, aber der Vollständigkeit halber erwähne ich es trotzdem: In der Schweiz hat man tendenziell weniger Feiertage. Wie viele Feiertage es sind, hängt vom Kanton und manchmal sogar von der Gemeinde ab.

Wichtig für Schichtarbeiter

Aus Deutschland kennen Arbeitnehmer, die im Schichtsystem arbeiten, einkommensteuer- und sozialabgabenfreie Nacht-, Sonntags- und Feiertagszulagen. In der Schweiz hingegen werden die Schichtzulagen zum Grundlohn hinzugerechnet und normal versteuert[3]. Ebenso werden die Sozialabgaben normal verrechnet.

Zusammenfassung 

Wenn du in der Schweiz leben und arbeiten möchtest und deinen gewohnten Lebensstandard und die work-life-Balance beibehalten willst, solltest du bei der Berechnung deines notwendigen Jahreslohns zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten die oben erwähnten Punkte berücksichtigen.

Damit will ich verhindern, dass du deinen Wert für das neue Unternehmen zu niedrig ansetzt. Je nach Branche, Region oder Unternehmen kann dein Lohn natürlich auch höher ausfallen, sodass es durchaus auch sein kann, dass dein Lebensstandard auf einmal hier viel höher wird.


[1] Auf 100% Stellen gerechnet

[2] Bei einem Krankenversicherungsbeitrag von 15,7%

[3] Keine Steuerberatung 

Quellen:

https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-3/woechentliche-arbeitszeitl.html

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/erwerbstaetigkeit-arbeitszeit/arbeitszeit/normalarbeitsstunden-statistik-betriebsuebliche-arbeitszeit.html

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.assetdetail.11927344.html

https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Personenfreizugigkeit_Arbeitsbeziehungen/Arbeitsrecht/FAQ_zum_privaten_Arbeitsrecht/ferien.html

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Christian der Auswanderluchs

 

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