5 Eigenheiten der Schweiz 🇨🇭🤷🏻♂️
Über dieses Thema habe ich letzthin ein Video auf YouTube veröffentlicht. Da nicht jeder gerne YouTube schaut, sondern lieber etwas liest, schreibe ich noch einen Beitrag über einige kuriose Eigenheiten.
1. Kontrollschild Versteigerungen
Das Kraftfahrzeugkennzeichen wird in der Schweiz und in Liechtenstein Kontrollschild genannt. In Deutschland sagen wir umgangssprachlich Nummernschild dazu. In der Schweiz wird es umgangssprachlich Autonummer genannt. Soviel zu den Unterschieden bei der Bezeichnung. Kurios ist allerdings ein anderer Unterschied.
In Deutschland kennen wir es ja so: Wir gehen zum Strassenverkehrsamt oder auf die entsprechende Internetseite und suchen uns – wenn wir möchten – ein Wunschkennzeichen aus. Hierfür wird eine kleine Gebühr fällig. In meinem Heimatkreis (Kreis Unna) wird eine Reservierungsgebühr von 2,60 € erhoben. Zusätzlich werden 10,20 € für die Erteilung des Wunschkennzeichens fällig. 12,80 € werden also in Summe für ein Wunschkennzeichen in Rechnung gestellt.
In der Schweiz läuft das mit den Autonummern etwas anders ab. Erstens werden diese nicht vom Kreis oder von der Stadt vergeben, sondern vom Kanton. Anstatt wie in Deutschland ein bis drei Buchstaben als Kürzel des Kreises oder der Stadt stehen am Anfang des Kontrollschildes in der Schweiz zwei Buchstaben als Kürzel für den Kanton. Gefolgt wird das Kürzel von mehreren Ziffern.
Nun ist es bei den Schweizern so, dass eine Autonummer beliebter oder angesehener ist, je tiefer die Zahl ist. Regelmässig werden daher Autonummern auch versteigert. Der höchste erzielte Betrag war 233‘000 CHF aus dem Jahr 2018. Die Autonummer ist aus dem Kanton Zug und lautet „ZG 10“. Für diesen Betrag kann man sich in Deutschland eine Wohnung oder in manchen Regionen sogar kleines Häuschen auf dem Lande leisten. Unglaublich, oder?
2. Halterauskunft ist online möglich
Ein wichtiger Punkt für Neuankömmlinge in der Schweiz: Es ist für jedermann möglich, den Halter eines Schweizer Fahrzeugs online abzufragen. Lediglich die Autonummer ist hierfür erforderlich. Fünf Autonummerabfragen sind pro Tag und Nutzer möglich. Möchtest du deine Daten nicht abrufbar haben, kannst du diese sperren lassen.
3. Grillieren in der Schweiz
Richtig gelesen. Das ist kein Tippfehler. In der Schweiz sagt man grillieren anstatt grillen (In Deutschland wurde das Wort grillieren in früheren Zeiten auch benutzt). Wie im letzten Blogbeitrag schon geschrieben, kann es sein, dass du zum Grillieren eingeladen wirst, dir aber deine Grilladen (Grillgut; Fleisch oder Fisch) selbst mitbringen sollst.
4. Unterschiede im Mutterschutz 🤱🏼
In Deutschland darf die werdene Mutter sechs Wochen vor der Geburt bzw. des errechneten Geburtstermins nicht mehr arbeiten. Nach der Geburt darf die Mutter in den darauffolgenden acht Wochen nicht arbeiten. In der Schweiz sieht das Ganze etwas anders aus. Vor der Geburt gibt es kein Beschäftigungsverbot. Grundsätzlich wird bis zum Tag der Niederkunft gearbeitet. Die Frauenärztin oder der Frauenarzt wird die werdende Mutter jedoch als arbeitsunfähig einstufen, sollte die Gesundheit der werdenden Mutter oder des Kindes in Gefahr sein.
Nach der Geburt des Kindes erhalten in einem Beschäftigungsverhältnis stehende Frauen für 14 Wochen eine Erwerbsausfallentschädigung von 80 Prozent des Lohns. Sie müssen in dieser Zeit nicht arbeiten. Eine Elternzeit wie in Deutschland gibt es nicht. Tensha hat, als unsere Tochter zur Welt gekommen ist, im Anschluss an die 14 Wochen Mutterschaftsurlaub unbezahlten Urlaub genommen.
Auf Vaterschaftsurlaub gibt es keinen gesetzlichen Anspruch in der Schweiz. Jedoch gibt es immer mehr Unternehmen in der Schweiz, die einen Vaterschaftsurlaub als Benefit anbieten. Gerade grosse internationale Unternehmen haben gemerkt, dass bei der heutigen jungen Generation es nicht nur auf den Lohn ankommt, sondern auch auf solche Benefits wie den Vaterschaftsurlaub. Hier findest du weitere Informationen zu dem Thema.
5. Apero 🥂
Beim sogenannten Apero handelt es sich um einen äusserst beliebten gesellschaftlichen Anlass in den verschiedensten Variationen. Der Apero ist meist der Auftakt für ein gemeinsames Essen, findet aber in der Regel im Stehen statt, so dass man sich vor dem Hinsetzen noch gegenseitig begrüssen und mit möglichst vielen Leuten kurz austauschen kann.
Es gibt kleine appetitanregende Häppchen, Weisswein und Orangensaft, ab und zu auch schon Rotwein oder Prosecco. Apero kann es aber nicht nur vor dem Abendessen geben, die Schweizer zelebrieren das auch gerne an Familienfeiern, wo vielleicht der Geburtstag der Grossmutter bei einem gemeinsamen Mittagessen um halb zwölf gefeiert wird und man sich daher auch schon mal morgens um halb elf bereits mit einem Weissweinglas in der Hand wiederfindet.
Schliesslich gibt es noch den Apero Riche, den etwas reichhaltigeren Apero, der einem leichten Abendessen gleichkommt. Auch hier werden Fingerfood und Snacks gereicht, oft auch kleine Sandwiches. Dann ist der Anlass an und für sich schon der Event. So etwas findet bspw. nach einer Weiterbildungsveranstaltung im Geschäft oder bei einem sonstigen geschäftlichen oder privaten Anlass statt.
Und zu guter letzt noch das: Wenn jemand zu dir sagt, „wir können ja mal zusammen in den Apero gehen, oder?“ ,ist damit schlicht und einfach gemeint, lass uns mal gemeinsam nach der Arbeit etwas trinken gehen. Dann wird oft irgendwann noch ein „Plättli“ bestellt, eine bunte Platte mit Käse oder Schinken und Brot, vielleicht geht man danach auch noch ein Haus weiter, geht noch Abendessen oder einfach aufs nächste Bier.
Will heissen: „Chumm, mer nämed no en Apero!“ kann so ziemlich alles bedeuten; ein schnelles Bier oder der Start ins Nachtleben bis morgens um zwei. Sei gewappnet!
PS: Wer erzählt hier von seiner Apero-Erfahrung? Ich bin gespannt!
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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