Deshalb fahre ich gerne Zug in der Schweiz 🚞🇨🇭
Seitdem ich in der Schweiz lebe, bin ich ein riesengrosser Fan des ÖV geworden. ÖV ist die Abkürzung für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz. Ich persönlich finde diesen Ausdruck und auch die Abkürzung besser gelungen, als die deutsche Bezeichnung „Öffentlicher Personennahverkehr“ (ÖPNV).
Beim deutschen Ausdruck hört man förmlich den Amtschimmel wiehern. Ich nutze den ÖV in der Schweiz nur in der Freizeit; zur Arbeit fahre ich mit meinem Auto. Der Zeitgewinn mit dem Auto ist hier für mich ein grosser Vorteil, den ich nicht missen möchte. Das liegt an meinem Wohnort, von wo aus mein Arbeitsort Schaffhausen etwas beschwerlich zu erreichen ist. Für meine Frau hingegen ist es von uns aus ideal, mit dem ÖV nach Zürich zu fahren.
Den ÖPNV in Deutschland habe ich gemieden
Als ich noch in Deutschland gelebt habe, habe ich Bus und Bahn nur im absoluten Notfall genutzt. Wer schon einmal mit dem Regionalzug durch das Ruhrgebiet gefahren ist, wird wissen weshalb. Unvergessen der Spruch eines Schaffners im Zug vom Düsseldorfer Flughafen zum Dortmunder HBF: „Glauben Sie mir, ich bin froh, wenn ich abends heil nach Hause komme!“
Das hat mich wirklich erschüttert. Er sagte mir in diesem Zusammenhang, dass er nicht streng kontrolliert und die meisten Ausreden der Schwarzfahrer akzeptieren muss, um Eskalationen – auch handgreiflicher Natur – vermeiden zu können. Diese Anekdote aus dem Ruhrgebiet ist vielleicht ein krasses Beispiel und spiegelt nicht das gesamtdeutsche Bild wieder, aber ich denke, in den meisten Grossstädten und Ballungsgebieten Deutschlands wird es ähnlich sein.
Situation in der Schweiz
In der Schweiz habe ich solche Situationen noch nicht erlebt. Generell geht es in den Schweizer Zügen ordentlich zu und her. Klar liest man in der Zeitung auch mal einen Bericht über pöbelnde, betrunkene Fahrgäste, die am Samstag meinen, sie müssten kein Billet (Fahrkarte) lösen. Aber so etwas liest man sehr selten. Es mag auch daran liegen, dass im Unterschied zu den meisten Schaffnern in Deutschland deren Schweizer Kollegen („Kontrolleure“) immer in Gruppen unterwegs sind.
In Zürich sehe ich oft Vierer-Teams, die im Tram (Strassenbahn) oder der S-Bahn für die Billetkontrolle zuständig sind. Das bietet mehr Sicherheit in brenzligen Situation oder lässt es erst gar nicht zu solchen Situationen kommen. S-Bahnen und Trams in Zürich sind komplett videoüberwacht. Das trägt ebenfalls zur Sicherheit bei und beugt Vandalismus vor. Ich empfinde die Abteile als sehr sauber und gepflegt. Teils sind über 30-jährige Trams unterwegs. Dank regelmässiger Revisionen sind sie auch heute noch in einem sehr guten Zustand. Lediglich das Design lässt auf das relativ hohe Alter schliessen.
Pünktlichkeit
Ein weiterer sehr positiver Punkt des ÖV in der Schweiz ist deren Pünktlichkeit. In der Regel ist der Zug oder das Tram pünktlich, ja, gar auf die Minute genau. Ab und zu kann es aber auch zu Verspätungen kommen. Mich bringt die Entschuldigungsdurchsage am Bahnhof für dreiminütige Verspätungen regelmässig zum schmunzeln; die Schweizer nehmen die Fahrplanzeiten eben sehr ernst!
Zur Rushhour sei gesagt, dass es dort nicht immer für alle einen Sitzplatz hat. Gerade in den morgendlichen Zügen nach Zürich sind die Waggons oft proppenvoll. Vielleicht entspannt sich dies nun ein wenig aufgrund der Auswirkungen durch die Corona-Krise und dem damit einhergehenden Arbeiten im Homeoffice.
Preise des Schweizer ÖV
Die Preise der Billets finde ich in Ordnung, insbesondere, wenn man das Halbtax nutzt (zu vergleichen mit der BahnCard 50). Hiermit zahlst du für jedes Billet nur die Hälfte, egal, ob für die 1. oder 2. Klasse. Das Halbtax ist ein Jahr gültig. Es kostet 185 Franken im ersten Jahr. Bei Verlängerung im Folgejahr werden nur 165 Franken fällig. Somit rechnet sich das Halbtax schon bei wenigen Bahnfarten pro Jahr.
Hier einige Beispielpreise mit Halbtax: Eine Fahrt von Zürich nach Basel kostet 17 Franken; eine Tageskarte für die Stadt Zürich 4.60 Franken; eine Spartageskarte für die ganze Schweiz ist ab 29 Franken erhältlich. Kinder bis zum sechsten Lebensjahr fahren gratis, Kinder bis 16 mit einer Juniorenkarte für jährlich 30 Franken fahren mit ihren Eltern ebenfalls umsonst. Viele Bergbahnen und Seilbahnen bieten zudem eine Reduktion des Billetpreises für Halbtax-Nutzer/innen an. Sogar viele Schifffahrten auf den Schweizer Seen sind im Preis der verschiedenen Tageskarten inbegriffen.
In wenigen Worten hier das Wichtigste zusammengefasst: Der Zug kommt pünktlich, ich sitze auf einem sauberen Sitzplatz und komme entspannt an. Ergattere ich eines der Sparbillete und nutze ich zudem das Halbtax, ist die Fahrt sogar sehr günstig und ich daher noch besser gelaunt!
Kleiner Funfact: Eine U-Bahn sucht man in Zürich vergeblich. Dagegen hat sich das Zürcher Stimmvolk in einer Volksabstimmung ausgesprochen.
Hier geht es zu einem ausführlichen Blogbeitrag zum Schweizer Halbtax.
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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