Stromkostenvergleich Schweiz vs. Deutschland 💡💶
Deutschland ist Europameister. Leider nicht im Fussball. Das wäre schön. Nein, der durchschnittliche Strompreis in Deutschland liegt auf Platz 1 im europäischen Vergleich. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Strompreis in Deutschland verdoppelt.
Deswegen ist der Strompreis in Deutschland immer mehr ein Thema, welches die Menschen beschäftigt. Aus der Community erhalte ich immer wieder die Frage, wie hoch der Strompreis in der Schweiz ist. In diesem Blogbeitrag vergleiche ich die Situation in Deutschland und der Schweiz und gebe eine Antwort darauf.
Stromkosten in Deutschland
Derzeit liegt der durchschnittliche Strompreis in Deutschland bei knapp 30,4 Cent/kWh. Damit liegt Deutschland vor Dänemark (28,8 Cent/kWh) und Belgien (27,9 Cent/kWh) auf Platz 1, was die Höhe des Strompreises in Europa angeht. EU-weit liegt der Durchschnittspreis bei rund 20 Cent/kWh. In den Nachbarländern Polen (14,8 Cent/kWh) und den Niederlanden (14,3 Cent/kWh) kostet die kWh sogar nur rund die Hälfte.
Strompreiszusammensetzung Deutschland
- 51,4 % Steuern, Abgaben und Umlagen – 15,6 Cent
- 24,5 % Nutzung der Stromnetze – 7,5 Cent
- 24,1 % Stromerzeugung und Vertrieb – 7,3 Cent
Stromkosten in der Schweiz
Der durchschnittliche Strompreis in der Schweiz beträgt für einen typischen Haushalt 21,16 Rp./kWh (umgerechnet 20 Cent/kWh). Damit ist der Strom in der Schweiz rund 1/3 günstiger als in Deutschland. Betrachtet man zudem die höhere Kaufkraft und die höheren Löhne in der Schweiz, ist das umso erstaunlicher. Der Schweizer Medianlohn liegt bei 6‘538 Franken (6028 Euro). In Deutschland liegt der Medianlohn bei 3‘304 Euro.
Strompreiszusammensetzung Schweiz
- 25% Steuern, Abgaben und Umlagen – 5,29 Rappen (4,9 Cent)
- 40% Nutzung der Stromnetze – 8,46 Rappen (7,9 Cent)
- 35% Stromerzeugung und Vertrieb – 7,41 Rappen (6,9 Cent)
Gründe für die hohen Strompreise in Deutschland
Energiewende
Vor 20 Jahren lag der durchschnittliche Strompreis in Deutschland bei nur rund 14 Cent/kWh. Heute liegt er bei 30,4 Cent/kWh. Innerhalb von nur 20 Jahren hat sich damit der Strompreis verdoppelt. Als Hauptgrund wird die Energiewende angesehen. Fast 50% des Stroms in Deutschland kommt mittlerweile aus regenerativen Quellen. Strom aus regenerativen Quellen hat natürlich seinen Preis.
Atomausstieg
2022 werden voraussichtlich die letzten aktiven Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet.
Kohleausstieg
Spätestens bis zum Jahr 2038 soll das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland vom Netz genommen werden.
Strommix Deutschland
50,5% des Stroms in Deutschland wird aus erneuerbaren Energien erzeugt. Aufgeteilt in Wind-, Sonnen-, Wasserkraft und Biomasse. Die andere Hälfte wird durch Atomkraft und thermische Kraftwerke (Kohle, Gas und Öl) erzeugt.
Man kann zwischen verschiedenen Anbietern und Tarifen wählen. Zum Beispiel ist es möglich seinen Strom aus 100% regenerativen Quellen zu beziehen.
Gründe für den niedrigen Strompreis in der Schweiz
Die alten Atomkraftwerke in der Schweiz produzieren sehr günstigen Strom. Den Kohleausstieg, welcher Deutschland teuer zu stehen kommt, muss die Schweiz nicht finanzieren, da es hier so gut wie keine Kohlekraftwerke gibt. Durch die vielen Wasserkraftwerke steht die Schweiz schon lange sehr gut da, was den Anteil an erneuerbaren Energien angeht.
Ein Teil der Schweizer Wasserkraftwerke sind Pumpspeicherkraftwerke. Im Falle einer Stromüberproduktion in Europa – zum Beispiel bei sonnigen, windigen Tagen – kann die Schweiz sehr günstig Strom aus dem Ausland importieren und damit die Pumpspeicherkraftwerke günstig betreiben. Die Europäer sind froh über die Abnahme in Spitzenzeiten, da zu viel Strom die Netze ebenso belasten kann wie zu wenig Strom.
Energiestrategie 2050
Auch die Schweiz wird ihre Energieherstellung klimafreundlicher gestalten. Schrittweise werden Massnahmen der Energiestrategie 2050 umgesetzt. Der Energieverbrauch soll gesenkt, Energieeffizienz gesteigert und der Einsatz von erneuerbaren Energien gefördert werden. Neue Atomkraftwerke wird es in der Schweiz nicht geben.
Strommix CH
Die Wasserkraft ist der wichtigste Erzeuger für Strom in der Schweiz. 55,4% des Stroms wurden 2018 mit Wasserkraft erzeugt. Die Topografie der Schweiz bietet hervorragende Bedingungen für diese meist in Stauseen gelegenen Wasserkraftwerke. An zweiter Stelle kommt die Atomkraft mit 36,1%. Aus erneuerbaren Energien abseits der Wasserkraft werden 5,7% des Stroms erzeugt. 2,7% kommen aus konventionellen Thermischen Kraftwerken.
Auch in der Schweiz kann man zwischen verschiedenen Anbietern und Tarifen wählen. Zum Beispiel ist es möglich seinen Strom aus 100% regenerativen Quellen zu beziehen. Wir könnten sogar 100% Solarstrom, produziert in unserer Heimatgemeinde Wallisellen, beziehen.
Meine Stromrechnung in der Schweiz
Wir zahlen als drei Personen Haushalt im Schnitt 42 Franken pro Monat. Abgerechnet wird jeweils pro Quartal. Hier eine Beispielrechnung aus dem ersten Quartal diesen Jahres:
Meine Meinung
Der hohe Strompreis ist in Deutschland wird immer häufiger in der Öffentlichkeit und dem persönlichen Umfeld diskutiert. Das wundert mich nicht. Denn für die Mittelschicht sind Ausgaben wie Treibstoff fürs Auto, Öl und Gas für die Heizung und eben Strom ein grosser Teil der monatlichen Ausgaben.
Die Energiewende mit gleichzeitigem Ausstieg aus der Atomkraft und der Kohlekraft belastet Menschen mit kleinem Einkommen sehr. Sie können nicht mal eben in neue energiesparendere Geräte investieren. Die hohen Strompreise in Deutschland betrachte ich daher eher kritisch. Den raschen Atomausstieg halte ich für richtig.
Tenshas Meinung
Der Stromgebrauch war bei Tensha und mir immer mal wieder ein Thema, insbesondere in Deutschland. Tensha lässt gerne mal die Lichter unnötig brennen und hatte offensichtlich keine Ahnung, dass es teurer ist, den Backofen zu nutzen, als auf dem Herd zu kochen, dass es weniger Energie verbraucht, wenn Wasser im Wasserkocher heiss gemacht wird etc.
Natürlich ist sie auch umsichtig mit Energie, aber da sie immer den teureren Ökostrom bezogen hat (der immer noch günstiger ist, als der Standardstrommix in Deutschland), hat sie sich weniger Gedanken gemacht. Lange fand sie wohl, ich spinne ein bisschen mit dem Lichterlöschen. Bis sie die erste Stromrechnung sah. Sie war sich der Kosten offenbar nicht bewusst. Gut, dass es dann schliesslich geklärt war und ein weiterer potentieller Streitfaktor aus der Welt geschaffen wurde… 😉
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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