Das erste Mal wieder in Deutschland 🇩🇪🇨🇭
Gestern war ich das erste Mal seit vier Monaten wieder in Deutschland. Die Corona-Krise und die damit einhergehenden Grenzschliessungen waren Schuld an meiner langen Deutschlandabwesenheit. Gemeinsam mit meinem Freund Nassul fuhr ich nach Konstanz, um uns mit unserem Freund Oliver in einem Restaurant zu treffen (Namen geändert ;-)).
Endlich wieder mal in Deutschland
So lange war ich meiner deutschen Heimat noch nie ferngeblieben. Obwohl es ja an sich nichts Besonderes ist, fand ich die Vorstellung, nach Deutschland zu fahren, doch ein bisschen aufregend. Was wird sich da wohl getan haben, fragte ich mich. Von der teilweisen Maskenpflicht und den daraus resultierenden Unmut der Bevölkerung hatte ich durch meine Familie und die Medien bereits erfahren. Wenn ich da an die Lage in der Schweiz denke, kommt mir das komisch vor. Hier ist langsam wieder alles mehr oder weniger im Normalzustand.
Wohl gelten Abstandsregeln, aber eine Maskenpflicht beispielweise gibt es weder in Geschäften noch im öffentlichen Verkehr (da wäre die Maske allerdings empfohlen!). Beim Coiffeur (Friseur) musste ich hier in der Schweiz das einzige Mal eine Atemschutzmaske tragen. Von grossem Unmut in der Schweizer Bevölkerung kann auch nicht die Rede sein. Ich denke, das liegt vor allem an dem guten Job, den die Schweizer Regierung und ihren Departementen in der Krise geleistet haben. Wohl überlegt wurden von ihrer Seite intelligente Entscheidungen zum Eindämmen des Virus getroffen. Vor allem der Arzt und Leiter der Abteilung „Übertragbare Krankheiten“ beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit, Daniel Koch, erhielt durch seine besonnene ruhige Art viel Lob.
Einfacher Grenzübertitt
Wie auch immer: Der Grenzübertritt war easy. Wider Erwarten war kein Stau an der deutsch-schweizerischen Grenze bei Thayngen. Lediglich der Parkplatz auf der Gegenseite, den die Schweizer Einkaufstouristen während des Abstempelns ihrer Ausfuhrscheine nutzen, war bis auf den letzen Platz belegt. Viele Schweizer waren wohl froh, endlich wieder in Deutschland einkaufen zu dürfen. Die deutschen Zöllner beachteten uns nicht. Ganz im Gegenteil, sie standen zu dritt entspannt an der Seite und unterhielten sich. Wir waren in Dütschland!
Es ging direkt auf die Autobahn. Nach so langer Zeit mit einer zulässigen Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h kam in mir kindliche Freude empor. Endlich mal wieder Gas geben…! Zum Glück war die linke Spur frei :D. Herrlich, mal nicht auf den Tacho schauen zu müssen und einfach nur die Fahrt geniessen zu können. Das hat mir schon ein bisschen gefehlt, muss ich gestehen. Das war Punkt 1 auf der Liste der Unterschiede Schweiz-Deutschland, die mir an diesem Tag aufgefallen sind.
In Konstanz angekommen
In einer guten halben Stunde waren wir in Konstanz angekommen. Parkiert haben wir im Parkhaus eines grossen Einkaufscenters. Von dort gingen wir zu Fuss zum Treffpunkt, einem schönen Restaurant in der Konstanzer Altstadt. Auf dem Weg dorthin hatten unsere Handys trotz Roaming sehr schlechtes oder sogar gar kein Netz. Punkt 2 auf der heutigen Liste.
Das muss ich schon sagen: E-Netz ist in der heutigen Zeit ein No-go. Ich weiss gar nicht mal, wann ich das letzte Mal E-Netz hatte. In der Schweiz sind wir verwöhnt, was den Ausbaustand des Mobilfunknetzes beträgt. Sogar in Autobahntunnel und in den Bergen habe ich hier oft viel besseres Netz als in deutschen Städten. In Sachen Digitalisierung steht – wie man hört – Deutschland leider schlechter da, als so manches Schwellenland.
Das Restaurant fanden wir aber schliesslich auch ohne Google Maps. Wie immer, wenn ich in Deutschland bin, wunderte ich mich im ersten Moment über die sehr günstigen Preise. Nein, das stimmt gar nicht! Zuerst wunderte ich mich über die maskentragende Bedienung. Als zweites dann über die Preise. Eine Pizza für 10 Euro. Ein argentinisches Rumpsteak mit Pommes und Gemüsebeilage für 28 Euro. Das Bier für 3,50 Euro.
Unglaublich günstig, wenn man Schweizer Preise gewohnt ist. In Zürich zahlt man gut und gerne das Doppelte. Punkt 3 auf der Liste: Die niedrigen deutschen Preise. Alles zusammen, drei Vorspeisen, dreimal Rumpsteak im Menü und drei Desserts, dazu noch sechs Getränke, haben 148 Euro gekostet. Dazu muss gesagt werden, dass es sich nicht mal um ein besonders günstiges Restaurant handelte.
Ein einsamer Demonstrant
Vollkommen gesättigt und gut gelaunt machten wir uns am Abend auf den Weg zu unseren Autos. Während wir liefen, traute ich auf einmal meinen Augen nicht. Ein gut gekleideter, grosser Herr mittleren Alters lief mit einem selbstgebastelten Holzschild immer wieder über eine Strasse. Jedem Autofahrer schwenkte er sein Schild mit der Aufschrift „BRD=DDR“ und „Widerstand“ entgegen. Über ihn wunderte ich mich sogar noch mehr, als über die günstigen deutschen Preise.
So eine Situation hatte ich nicht erwartet und schon gar nicht von einer augenscheinlich der oberen Mittelschicht angehörenden Person. Beim Zurückblicken sahen wir, dass sich einige andere Leute zu ihm gesellten, um mit zu demonstrieren. Das hat mir zu denken gegeben. Wenn Deutsche auf die Strasse gehen, müssen sie schon sehr unzufrieden sein.
Der Rückweg war wenig spektakulär. Nassul und ich unterhielten uns über das Erlebte und Gott und die Welt. Obligatorisch für den Deutschlandbesuch blitze uns kurz vor einem Autobahntunnel rotes Licht entgegen. 25 km/h zu viel waren es laut Tacho. Nehmen wir an, es werden gemessene 20 km/h zu viel sein, beläuft sich das Verwarnungsgeld auf 60 Euro. In der Schweiz gäbe es für die gleiche Geschwindigkeitsüberschreitung 180 Franken Bussgeld. Da sieht man, wie autofahrerfreundlich es in Deutschland ist! 😉
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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