Viola hatte zwei Jobs, um in der Schweiz über die Runden zu kommen🇨🇭

Viola musste sich einen Zweitjob suchen, um genügend Geld für ihren Lebensunterhalt zu haben.
Viola* ist Schweizerin und war damals (2016) 25 Jahre alt. Gewohnt hat sie im Kanton Thurgau. Das ist wichtig zu wissen, da der Thurgau ein eher günstiger Kanton ist. Ihr Hauptjob war in Winterthur als stellvertretende Filialleiterin im Detailhandel. Bei dieser Stelle war maximal ein 80 Prozent-Pensum möglich. Der Lohn von 3’584 Franken brutto (mal 13) war Viola zu wenig. Deshalb hat sie sich einen Zweitjob gesucht: Als Sachbearbeiterin im Stundenlohn.
Ihr Pensum betrug dort ca. 20 Prozent. Dabei hat sie brutto etwa 1’123 Franken (mal 13) verdient. Wichtig: Inklusive war eine Ferienentschädigung von 108 Franken pro Monat.
«Bei Stundenlöhnern ist es in der Praxis durchaus üblich, den Ferienanteil in Prozenten auszuzahlen. Die Ferien müssen bezogen werden. Diese Zeit ist im Normalfall bezahlte Zeit. Damit dies nicht vergessen geht, da man ja keine Stunden gearbeitet hat, kann dieser Betrag anteilsmässig zu jedem Lohn ausbezahlt werden.

In diesem Fall werden dann während den Ferien keine Stunden aufgeschrieben und somit auch nicht ausbezahlt, da man die Ferienentschädigung schon prozentual erhalten hat. Bei 4 Wochen Ferien sind es 8.44%, bei 5 Wochen 10.64% etc.»
Insgesamt hatte Viola mit ihren zwei Jobs einen Bruttolohn von 4’707 Franken (mal 13). Netto blieben pro Monat (ohne 13. Monatslohn) rund 4’180 Franken übrig. Die Abzüge beim Zweitjob waren sehr gering, da Viola im Stundenlohn zu einem geringen Pensum angestellt war. Abgezogen wurden nur AHV/IV/EO, ALV und KTG.
Lebenshaltungskosten im Kanton Thurgau
| Miete (1/2 Anteil) | 850 Franken |
| Gesundheit (Krankenkasse, Arzt, Fitness) | 612 Franken |
| Steuern | 591 Franken (periodengerecht 2016: 376 Franken) |
| Mobilität (Autoversicherung, Service und Reparaturen, Treibstoff, Parking, ÖV) | 535 Franken |
| Ferien/Ausgang | 438 Franken |
| Supermarkteinkäufe (1/2 Anteil) | 396 Franken |
| Anschaffungen (Sofa, Pfannen, Geschirr) | 264 Franken |
| Kleidung, Kosmetik, Handy | 141 Franken |
| Geschenke | 116 Franken |
| Diverses (Bücher, Mitgliedsbeiträge, Bankspesen, Spenden) | 108 Franken |
| Gesamt | 4’051 Franken |
Besserer Job durch Weiterbildung
Stellenwechsel und/oder Weiterbildungen sind in der Schweiz die Schlüssel zu einem höheren Lohn. Klar gibt es auch Lohnerhöhungen, für diejenigen, die immer in der gleichen Position bleiben. Die Lohnerhöhungen sind jedoch niedriger als bei den Kollegen, die die Stelle wechseln.
Somit verwundert es auch nicht, dass Weiterbildungen sehr beliebt sind: «68 Prozent der Bevölkerung haben 2021 eine Ausbildung oder eine Weiterbildung besucht oder sich selbstständig weitergebildet.» Rund 50 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben in der Schweiz eine Weiterbildung gemacht. Zum Vergleich: In Deutschland haben 5 Prozent der Erwerbstätigen eine Weiterbildung besucht.
Viola hat eine Weiterbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen gemacht:
«2017 bis 2018 habe ich die Weiterbildung als Sachbearbeiterin Rechnungswesen erfolgreich absolviert und bereits Mitte 2017 die bisherige Branche verlassen und ins Büro gewechselt. Mitte 2021 habe ich eine Stelle mit mehr Verantwortung angetreten und bin jetzt seit 1.5 Jahren dort. Im Bürojob verdiene ich deutlich besser als vorher im Verkauf. Die Arbeitszeiten sind auch attraktiver.»
Resümee
Viola hat heute nur noch einen Job: Durch die Weiterbildung konnte sie ihren «Marktwert» erhöhen und eine spannende sowie besser bezahlte Stelle finden. Den Stress, den zwei Jobs mit sich bringen, hat sie glücklicherweise nicht mehr. Seit über einem Jahr arbeitet sie nur noch zu 80 Prozent. Durch den höheren Lohn kann sie sich dieses mehr an Freizeit leisten.
*Name geändert. Sie möchte anonym bleiben.
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