Vermögensvergleich zwischen Deutschland und der Schweiz 2023 🇨🇭🇩🇪
Sowohl die Schweiz als auch Deutschland bieten durch starke Wirtschaftsbereiche mit hoher Wertschöpfung grundsätzlich gute Bedingungen für den Vermögensaufbau, denn in beiden Ländern werden hohe Löhne bezahlt. Dennoch bestehen grundsätzliche Unterschiede, welche den Vermögensaufbau hemmen oder fördern.
In Deutschland sind bezüglich des hohen Lohnniveaus insbesondere die folgenden Branchen zu nennen:
- Maschinenbau
- Automobilbau
- Chemieindustrie
- Pharmaindustrie
- Elektroindustrie
Die Schweizer Wirtschaft hingegen ist vor allem sehr dienstleistungsorientiert – zum Beispiel spielt die Finanz- und Versicherungsbranche in der Schweiz eine grosse Rolle. Aber auch in der Industrie, insbesondere in der Chemie- und Pharmaindustrie, werden hohe Löhne bezahlt. Ein besonderes Merkmal der Schweiz ist die Stabilität und Krisenfestigkeit der eigenen Wirtschaft.
Durchschnittsvermögen pro Person
- Schweiz 696’604 US-Dollar
- Deutschland 256’985 US-Dollar
Durchschnittlich hat eine erwachsene Person in der Schweiz 696’604 US-Dollar an Vermögen, was in etwa dem 2,7-fachen des Durchschnittsvermögens einer erwachsenen Person in Deutschland entspricht (256’985 US-Dollar). Das Durchschnittsvermögen kann durch Ausreisser das Bild allerdings verzerren. Beispielsweise können einige wenige, aber sehr vermögende Personen den Durchschnitt deutlich nach oben ziehen. Daher wird in seriösen Vergleichen in der Regel auch das Medianvermögen genannt.
Medianvermögen pro Person
- Schweiz 168’084 US-Dollar
- Deutschland 60’633 US-Dollar
Das Medianvermögen liegt in Deutschland bei 60’633 US-Dollar und in der Schweiz bei 168’084 US-Dollar pro erwachsene Person. Das Medianvermögen ist also in der Schweiz rund 2,8-fach mal so hoch wie in Deutschland.
Wenn man das jeweilige Medianvermögen mit dem jeweiligen Durchschnittsvermögen vergleicht, zeigt sich gut, wie der Einfluss von relativ wenigen, sehr vermögenden Personen ein verzerrtes Bild zeigen kann à In beiden Ländern beträgt das Durchschnittsvermögen rund das 4-fache des Medianvermögens.
Info: Der Median stellt die Mitte dar. Das bedeutet in unserem Vergleich, dass die eine Hälfte der Bürger weniger Vermögen als das Medianvermögen hat und die andere Hälfte mehr als das Medianvermögen hat.
Vermögensungleichheit
Das Vermögen ist damit in beiden Ländern ähnlich breit verteilt, jedoch ist das Vermögen in absoluten Zahlen in der Schweiz deutlich höher. Erklären kann man das zum einen mit dem höheren Lohnniveau, welches beim derzeitigen Wechselkurs und den Medianlöhnen von 2020 ziemlich genau beim Doppelten liegt (6’665 Franken zu 3’427 Euro). Zum anderen – und nicht minder wichtigen Faktor – ist das liberalere System der Schweiz zu nennen. Sicherlich haben auch andere Faktoren einen Einfluss auf das höhere Vermögen, wie zum Beispiel die höhere Arbeitszeit.
Steuersysteme und Altersvorsorge
Die steuerlichen Rahmenbedingungen und das (Alters-)Vorsorgesystem in beiden Ländern beeinflussen die Vermögensbildung. So ist in Deutschland die Steuer- und Abgabequote deutlich höher als in der Schweiz, was zu einem niedrigeren verfügbaren Einkommen führt und somit die Möglichkeiten zur Vermögensbildung einschränkt. Die Schweiz hingegen hat ein liberaleres System mit einer niedrigen Steuer- und Abgabequote, welches den Aufbau von Vermögen fördert.
Hier zeigt sich gut, wie sehr die Mittelschicht in Deutschland unter der Umverteilung leidet. Vermögen aufzubauen, gelingt hier einigen wenigen sehr gut. Die breite Masse hingegen, beispielsweise der Facharbeiter, der Ingenieur und die Ärztin, werden von Steuern und Abgaben erdrückt.
Der Traum vom Eigenheim
Deutschland und die Schweiz gehören traditionell zu den Ländern mit einer geringen Eigenheimquote. Der Grossteil der Bürger lebt in Mietimmobilien. Dies liegt nicht unbedingt am mangelnden Geld, sondern eher an den traditionell hohen Immobilienpreisen in Mitteleuropa. Finanziell muss das jedoch kein Nachteil sein: Viele glauben – vor allem in Deutschland – dass das Geld nirgends besser aufgehoben ist als im Eigenheim. Dem ist jedoch nicht so, wie viele Finanzexperten – z.B. Dr. Gerd Kommer in seinem Buch «Kaufen oder Mieten» – zeigen.
«Die Niedrige HOS-Ratio (Anm.: Eigenheimquote) der Schweiz könnte ein Zeichen für die hohe Rationalität der Schweizer sein.»
Dr. Gerd Kommer
Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist bei der Wahl der Anlageformen zu sehen. In der Schweiz legen prozentual gesehen mehr Menschen ihr Erspartes in Wertpapieren wie Aktien und Anleihen an. Eine «Aktienrente», wie sie in Deutschland von vielen kritisch gesehen wird, gibt es hier in Form der Pensionskassen schon seit 1985.
Resümee
Der Vermögensvergleich zwischen Deutschland und der Schweiz zeigt deutliche Unterschiede in Bezug auf das Medianvermögen, welche sich nicht nur aufgrund des niedrigeren Lohniveau erklären lassen. Es ist das politische System, das die Mittelschicht in Deutschland finanziell so stark belastet, dass zu wenig Geld zum Sparen übrigbleibt.
Das System der Schweiz bietet hingegen ein hohes verfügbares Einkommen, eine kapitalgedeckte Altersvorsorge (Pensionskasse) und zudem Anreize wie die steuervergünstigende Säule 3a, um Vermögen aufzubauen. Wenn der Wille in Deutschland da wäre, um das eigene System anzupassen und Leistung mehr zu fördern, würden die Vermögen in Deutschland kräftig anwachsen.
Quelle: Global Wealth Report 2022
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
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