Unterschiede in der Arbeitswelt: Deutschland und Schweiz im direkten Vergleich

In Deutschland und der Schweiz gibt es eine jeweils eigene Arbeitswelt. In diesem Beitrag schauen wir uns die beiden Länder genauer an und vergleichen die Arbeitszeit, den Urlaubsanspruch und die Arbeitskultur.
Vergleich der Arbeitszeiten – Schweiz und Deutschland
Hierzu muss ich sagen, dass sich die Berechnungsmethoden der einzelnen Statistiken unterscheiden. Ich versuche daher immer Statistiken anzugeben, die Deutschland und die Schweiz berücksichtigen.
Beginnen wir mit Deutschland: Hier liegt die gewöhnliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten laut dem Statistischen Bundesamt bei 40,0 Stunden. Berücksichtigt man auch die Teilzeitbeschäftigten, sinkt die gewöhnliche Wochenarbeitszeit auf 34,7 Stunden.
Interessant sind die Unterschiede zwischen den Branchen. In der Chemie- und Pharmaindustrie haben die Vollzeit-Arbeitnehmer oft eine 37,5 Stunden Woche, die Metall- und Elektroindustrie sogar in weiten Teilen nur eine 35-Stunden-Woche.
In der Schweiz hingegen beträgt die gewöhnliche Wochenarbeitszeit laut Bundesamt für Statistik 42,7 Stunden, was etwas mehr ist als in Deutschland.
Aber auch in der Schweiz sinkt der Schnitt, wenn man die Teilzeitbeschäftigten hinzunimmt. Die gewöhnliche Wochenarbeitszeit aller Beschäftigten liegt dann bei 35,4 Stunden.

Interessante Zahlen liefert auch die OECD: Es wird die durchschnittliche Jahresarbeitszeit 2020 der Mitgliedsstaaten aufgeführt. Die Schweiz befindet sich im unteren Drittel und Deutschland sogar auf dem letzten Platz. Gezeigt werden die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen pro Jahr.
- Israel 1’783 Stunden
- USA 1’767 Stunden
- OECD-Total 1’687 Stunden
- Japan 1’598
- Italien 1’559 Stunden
- Schweiz 1’495 Stunden
- Frankreich 1’402 Stunden
- Österreich 1’400 Stunden
- Deutschland 1’332 Stunden
Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ist also eine Tendenz zu flexibleren Arbeitszeitmodellen zu beobachten. In der Schweiz kannst du das gut an den vielen ausgeschrieben Stellen mit einem Pensum «80 bis 100 %» sehen. Der Arbeitnehmer kann also wählen, ob er Vollzeit oder etwas weniger arbeiten möchte.
Vergleich Urlaubsansprüche – Deutschland vs. Schweiz
In Deutschland haben Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens 20 Urlaubstage pro Jahr bei einer Fünf-Tage-Woche. Viele Unternehmen bieten jedoch mehr, oft zwischen 25 und 30 Tage. Das Statistische Bundesamt zeigt leider nur eine Statistik zu den tatsächlich genommenen Urlaubstagen. 2022 lag der genommene Urlaub bei 31,8 Tagen pro Arbeitnehmer, also etwas mehr als 6 Wochen.
In der Schweiz liegt der gesetzliche Mindestanspruch ebenfalls bei 20 Urlaubstagen (in der Schweiz wird aber nicht «Urlaub» gesagt, sondern der Begriff «Ferien» verwendet) für Erwachsene und 25 Tagen für Jugendliche unter 20 Jahren. Ähnlich wie in Deutschland bieten viele Arbeitgeber zusätzliche Urlaubstage an. Im Schnitt haben Schweizer 5,2 Wochen Urlaub pro Jahr.
Arbeitskultur und Work-Life-Balance
In Deutschland ist das Arbeitsklima oft durch klare Hierarchien und eine direkte Kommunikationsweise gekennzeichnet. Die Work-Life-Balance wird zunehmend wichtiger, und viele deutsche Unternehmen bieten flexible Arbeitszeiten und Homeoffice an, um dies zu unterstützen.
Meiner Meinung nach wird das Berufliche in Deutschland klarer vom Privatleben abgegrenzt als in der Schweiz. Ich erkenne das daran, dass in Deutschland im Privaten kaum je über den Job geredet wird.
In der Schweiz findest du dagegen eine etwas andere Arbeitskultur. Die Hierarchien sind oft flacher, und es wird viel Wert auf Konsensfindung gelegt. Die direkte Art der Kommunikation, wie in Deutschland, kommt hier überhaupt nicht gut an. Beispielsweise beziehen Vorgesetzte häufig das Team in Entscheidungsfindungen ein, um es «mitzunehmen».
Die Work-Life-Balance wird insgesamt ernst genommen, und viele Schweizer Unternehmen bieten flexible Arbeitsmodelle an, um den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden, wobei es hier selbstverständlich in Bezug auf Branche und Unternehmen Unterschiede gibt. Homeoffice ist auch in der Schweiz auf dem Vormarsch.
Trotzdem würde ich sagen, dass die Schweizer mehr auf Leistung getrimmt sind als Deutsche. Wie in vielen anderen Bereichen ist man auch bezüglich Arbeit deutlich traditioneller/konservativer eingestellt.
Vergleich Kündigungsschutz: Deutschland vs. Schweiz
In Deutschland ist das Arbeitsrecht durch zahlreiche Gesetze, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen geregelt. Die Schweiz hingegen ist liberaler, was manche Deutsche als Nachteil empfinden. Ich sehe das jedoch anders.
Der Kündigungsschutz ist in Deutschland vergleichsweise streng. Einen Arbeitnehmer zu entlassen ist für Arbeitgeber schwierig, selbst wenn der Angestellte durch mangelnde Leistung auffällt.
Das Schweizer Arbeitsrecht ist hingegen weniger reguliert und bietet Arbeitgebern mehr Spielraum in der Gestaltung von Arbeitsverhältnissen. Die Möglichkeit, Arbeitnehmer auch wieder entlassen zu können, führt dazu, dass Unternehmen viel eher bereit sind, neue Mitarbeiter einzustellen. Von einer «hire-an-fire-Kultur» – wie Manche in Deutschland spotten – kann jedoch keine Rede sein.
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One Response
Hallo Christian,
ganz, ganz herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag – es zeigt die Unterschiede auf richtig tolle Art und Weise & auch für den Personalberatung Bereich ist es wirklich sehr lesenswert! Herzliche Grüsse und Danke