SBB zieht die Notbremse – weil die Deutsche Bahn es nicht schafft
Die Schweizerischen Bundesbahnen haben genug: Zwei Eurocity-Züge aus Deutschland dürfen ab sofort nicht mehr in die Schweiz einfahren. Wer mit dem EC7 aus Hamburg oder dem EC9 aus Dortmund unterwegs ist, muss in Basel SBB aussteigen – dort ist neu Endstation. Der Grund: Die Verspätungen auf deutscher Seite sind zu häufig und zu gravierend.
Was zunächst drastisch klingt, ist für schlicht konsequent. Denn während die SBB seit Jahren für ihre Pünktlichkeit bekannt ist, kämpft die Deutsche Bahn mit chronischer Unzuverlässigkeit. Die SBB will verhindern, dass sich diese Probleme ins Schweizer Bahnnetz übertragen – und zieht nun die logische Konsequenz. Bis mindestens Dezember 2025 ist Schluss mit der Durchfahrt.
Umsteigen statt durchfahren: Das ändert sich konkret
Betroffen sind die beiden Fernverbindungen
- EC7 Hamburg – Interlaken Ost
- EC9 Dortmund – Zürich HB
Beide Züge enden neu bereits in Basel. Von dort geht es für Fahrgäste mit Anschlusszügen der SBB weiter Richtung Zürich oder Berner Oberland. Früher wurde diese Maßnahme nur bei Verspätungen über 20 Minuten ergriffen – jetzt ist sie dauerhaft.
Die Rückfahrten bleiben unverändert:
Die Züge EC6 (Zürich – Hamburg) und EC8 (Interlaken – Dortmund) fahren weiterhin durchgehend via Basel nach Deutschland – sie werden von der SBB betrieben und gelten als pünktlich. Es kann jedoch auch anders kommen, wie ich vor kurzem erlebte…
Als meine Mutter Tickets für die direkte Verbindung von Dortmund nach Zürich und zurück gebucht hatte, wurde der Direktzug für die Rückfahrt wenige Tage vor der Reise gestrichen. Stattdessen erhielt sie eine Ersatzverbindung mit Umstiegen in Basel und Mannheim.
Zum Glück verlief die Reise trotz dieser Umstände weitgehend reibungslos – mit nur wenigen Minuten Verspätung am Ziel. Aber genau solche Änderungen zeigen, wie unzuverlässig der grenzüberschreitende Bahnverkehr geworden ist.
Warum die SBB funktioniert – und die Deutsche Bahn nicht
Die Probleme im grenzüberschreitenden Bahnverkehr sind kein Zufall – sie zeigen die grundsätzlichen Unterschiede zwischen zwei Systemen. Während die Deutsche Bahn mit Ausfällen, Verspätungen und Planungschaos kämpft, gilt die SBB seit Jahren als Paradebeispiel für ein funktionierendes Bahnunternehmen. Woran liegt das?
🔹 Pünktlichkeit ist Standard, nicht Glückssache
In der Schweiz fährt die Bahn meistens auf die Minute genau. In Deutschland hingegen ist Verspätung zur Normalität geworden – und wer pünktlich ankommen will, braucht vor allem eins: Glück.
🔹 Vorsorge statt Krisenmodus
Die SBB investiert laufend in Wartung und Modernisierung. Bei der DB wird oft erst dann gehandelt, wenn es bereits klemmt – oder schlimmer: wenn etwas kaputtgegangen ist. Notfallmanagement statt vorausschauender Planung.
🔹 Taktfahrplan statt Zufallsprinzip
In der Schweiz sind Anschlüsse präzise aufeinander abgestimmt. Wer von einem Zug in den nächsten umsteigen will, kann sich auf zuverlässige Übergänge verlassen.
🔹 Rückgrat statt Randthema
In der Schweiz gilt der öffentliche Verkehr als systemrelevant – und wird entsprechend politisch unterstützt und gefördert. In Deutschland ist Bahnpolitik oft ein ungeliebtes Dossier, das zwischen Beraterhonoraren, Wahlkampfversprechen und Sparzwängen zerrieben wird.
Fazit: Zwei Länder, zwei Bahnen, zwei Realitäten
Was die SBB gerade durchsetzt, wirkt auf deutsche Bahnreisende vielleicht hart – ist aber nur logisch. Die Schweiz schützt damit ihr funktionierendes System vor dem Dauerchaos aus dem Norden. Es zeigt sich einmal mehr: Während die Schweiz Bahnverkehr als Teil der Daseinsvorsorge ernst nimmt, wirkt die Deutsche Bahn wie ein Verkehrsmittel im Ausnahmezustand.
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
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