Panikattacken wegen der Aussicht auf Altersarmut – Familie wandert aus 🇩🇪📉

Wegen der Aussicht auf Altersarmut kamen Panikattacken: «Wegen der politischen Entwicklung der EU und insbesondere Deutschlands sehen wir keine Perspektive mehr. Obwohl wir wirklich nicht schlecht verdient haben, sind wir von Ausgaben und Steuern erdrückt worden. Und die Aussicht, keine Rente zu bekommen, oder fast keine, obwohl wir immer gearbeitet haben, hat uns Panikattacken bereitet.»
Ausgewandert trotz hohem Gehalt in Deutschland
Lilith* und Ephraim* sind mit ihrer 17-jährigen Tochter – die 25-jährige Tochter studiert weiterhin in Deutschland – in die Schweiz ausgewandert. Ihr Verdienst war gut: Ephraim hat als Softwareentwickler brutto 6’300 Euro pro Monat (83’000 Euro pro Jahr) verdient. Ihm blieben nach Abzug von Steuern (Steuerklasse 3) und Sozialabgaben 4’700 Euro netto. Lilith ist Bautechnikerin und hat bei einem 60 % Pensum monatlich 2’400 Euro brutto verdient (jährlich 30’900 Euro). Sie hatte die ungünstige Steuerklasse 5, womit ihr netto nur 1’600 Euro pro Monat blieben.
«Ephraim hat europaweit nach Arbeit gesucht und wurde schliesslich in der Schweiz fündig. Im Mai 2022 hat er angefangen. Ich bin im September zusammen mit unserer Tochter nachgekommen. Wir wohnen nun wieder alle zusammen in Bern. Bis Dezember 2022 habe ich im Homeoffice in der Schweiz für meine deutsche Firma gearbeitet. In der Zwischenzeit habe ich mich beworben, um in Bern arbeiten zu können. Ziemlich schnell habe ich einen Job als Bautechnikerin gefunden und arbeite seit Januar nun auch in Bern.»
«Ephraim verdient hier 112’500 Franken brutto pro Jahr. Mein Jahreslohn beträgt 70’850 Franken bei einem 80 % Pensum. Unser Jahressalär wird in dreizehn Löhne pro Jahr aufgeteilt. Das bedeutet, Ephraim bekommt pro Monat brutto 8’500 Franken, was netto rund 5’800 Franken bedeutet. Ich bekomme monatlich rund 5’400 Franken brutto und 4’400 Franken netto.» (Alle Zahlen sind gerundet.)
Unsere Ziele
«Finanziell wollen wir so weit unabhängig sein, dass es uns möglich ist, im Wohnmobil durch die Welt zu reisen und weiterhin unsere Kinder finanziell zu unterstützen. Ich muss erwähnen, dass wir unsere Tochter, die in Deutschland studiert, finanziell mit 1’000 Franken pro Monat unterstützen und trotzdem gut leben. Wir haben keine Schulden oder sonstige Belastungen. Wir sind in die Schweiz ausgewandert und hatten ein ziemlich gutes finanzielles Polster.»
Ausgaben in der Schweiz
| Posten | Kosten |
| Miete (100 qm, warm, inkl. Garagenstellplatz) | 2’100 CHF |
| Krankenkasse (Franchise 2’500 CHF) | 1’100 CHF |
| Studium Tochter in Deutschland | 1’000 CHF |
| Lebensmittel/Supermarkt | 700 CHF |
| Restaurant | 300 CHF |
| Säule 3a Ephraim | 400 CHF |
| Säule 3a Lilith | 200 CHF |
| Taschengeld Tochter Schweiz | 200 CHF |
| Miete Einstellhalle Wohnmobil | 185 CHF |
| 3 Handyabos | 185 CHF |
| Auto/Wohnmobil-Versicherung (Wechselschild) | 170 CHF |
| Hobby Klettern | 165 CHF |
| Schwerlastabgabe Wohnmobil | 55 CHF |
| Hausrat-Privathaftpflicht-Versicherung | 55 CHF |
| Internet Home | 50 CHF |
| Halbtax | 35 CHF |
| Rundfunkbeitrag | 28 CHF |
| Gesamt | 6’928 CHF |
Unsere ersten Beobachtungen in der Schweiz
«Einkaufen in der Schweiz ist minimal teurer als in Deutschland. Wir gehen einmal wöchentlich (Aldi, Weinhändler, Otto’s etc.) für ca. 175 Franken einkaufen. Die Mieten sind auch ziemlich gleich wie in Deutschland (wir kommen aus Augsburg bei München, insofern…). Aussagen über Mehrkosten (bezüglich Wohnens) können wir noch nicht treffen, da wir noch nicht so lange da wohnen.

Was wir aber sagen können, ist, dass wir kaum geheizt haben. Die Wohnung ist so gut gedämmt, sodass wir im Winter nur die Fussbodenheizung im Bad auf minimale Leistung anhatten – aber das auch nicht lange :D. Ausserdem muss ich voller Begeisterung den Schweizer Nahverkehr loben: Wir brauchen nur 10 Minuten bis zum Bahnhof Bern (für eine ähnliche Distanzen haben wir in Deutschland bis zu eine Stunde gebraucht – in Augsburg).»
«Bereuen wir es, ausgewandert zu sein? Nein – das Einzige, was uns wirklich fehlt, ist unsere Tochter und bestimmte Freunde aus Deutschland. Hier haben wir allerdings auch mittlerweile Leute kennengelernt und sind ziemlich oft unterwegs.»
Meine Meinung
Ich finde es grossartig, dass beide, auch wenn sie nicht mehr ganz jung sind, den Mut aufgebracht haben, in die Schweiz zu ziehen. Finanziell geht es ihnen hier deutlich besser. Sie leben jedoch, wie ich finde, recht sparsam. Jedoch ohne auf gewisse Annehmlichkeiten zu verzichten.
Das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit werden Lilith und Ephraim hoffentlich erreichen. Die Chancen stehen jedenfalls gut, denn die Schweiz bietet durch das liberalere System sehr gute Voraussetzungen für den Vermögensaufbau. Die steuerliche Belastung ist jetzt im Verhältnis zum Einkommen viel geringer, obwohl sie mit dem Kanton Bern einen für die Schweiz eher steuerteuren Kanton gewählt haben.
Die tatsächlichen Nettolöhne werden höchstwahrscheinlich höher sein, als sie jetzt aussehen, denn sie werden eine Steuererklärung (ordentliche Veranlagung) machen müssen, da ihr zusammengerechnetes Einkommen eine festgesetzte Grenze überschreitet. Durch die Steuererklärung können sie Ausgaben, wie beispielsweise die Einzahlungen in die Säule 3a, geltend machen und dadurch das steuerbare Einkommen senken. (Keine Steuerberatung! ;))
Ruhig schlafen durch die bessere Altersvorsorge
Panikattacken wegen des Ruhestands müssen sie nun nicht mehr erleiden. Denn allein durch die Einzahlungen in die Pensionskasse werden sie viele Tausend Franken bis zur Pensionierung ansparen. Beide nutzen ausserdem die Säule 3a. Dadurch sparen sie Steuern und bauen gleichzeitig Vermögen auf. Die Schweiz ist – wie ich immer gerne sage – ein Vermögensturbo.

Abseits des Themas Geld profitieren sie schon jetzt von der hohen Lebensqualität, die die Schweiz bietet. Die Infrastruktur ist beispielsweise deutlich besser, was man leicht am gut ausgebauten öffentlichen Verkehr merken kann. Die Alpen mit den traumhaften Landschaften, die sie mit dem Wohnmobil erkunden können, sind in nächster Nähe. Auch das ist etwas, was ich gerne zu der hohen Lebensqualität zähle.
*Ihre Namen habe ich nach ihrem Wunsch geändert, da sie lieber anonym bleiben möchten. Vielen Dank an dieser Stelle für den Erfahrungsbericht 🙏
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2 Responses
Sehr interessanter Bericht. Darf man fragen wie alt die beiden sind? Tippe mal auf Mitte bis Ende 40? Und selbst da lohnt es sich noch auszuwandern? Die Jahre die man in die Rentenkasse einzahlt sind ja nicht mehr so viele.
LG
Thomas
Hallo Thomas
Danke für dein Feedback. Genau, beide sind in den 40ern.
Beste Grüsse
Christian