Mythen über die Schweiz 🇨🇭🤯
Über die Schweiz gibt es viele Mythen, gerade in Bezug auf das Auswandern. Mit den beliebtesten Mythen, nämlich mit „zu teuer”, „ablehnende Krankenversicherung” und „zu deutschlandfeindlich” räume ich heute auf.
In der Schweiz ist alles teurer
„In der Schweiz ist aber auch alles teurer“, höre ich häufig von Deutschen (die in Deutschland leben), wenn sie die hohen Schweizer Löhne relativieren wollen. In ihrer Vorstellung führt das Auswandern in die Schweiz zu einem finanziellen Fiasko.
Tatsächlich ist es so, dass die meisten Waren und Dienstleistungen in der Schweiz in absoluten Zahlen teurer sind als in Deutschland. Setzt man die Ausgaben jedoch ins Verhältnis mit dem höheren Lohn, sieht das ganz anders aus. Manches ist sogar in absoluten Zahlen günstiger: Strom, Elektronikartikel, Gewürze, Benzin, Wasser und Abwasser, Handy- und Internetabo kosten in der Schweiz weniger als in Deutschland.
Info: Wie du deinen möglichen Lohn für die Schweiz herausfinden kannst, zeige ich hier.
Es gibt allerdings tatsächlich auch Bereiche, die zu höheren Ausgaben führen. Ein Beispiel, welches auch gerne von Deutschen ins Feld geführt wird, ist die externe Kinderbetreuung. In den meisten Deutschschweizer Kantonen ist diese sehr kostenintensiv. Ein Ganztages-Kitaplatz (etwa von 7:30 bis 18:30 Uhr) kostet in und um Zürich circa 2’500 Franken (2’391 Euro) pro Monat.
Es ist allerding wichtig zu verstehen, weshalb die Kosten hierfür so hoch sind. Es liegt am liberaleren System der Schweiz. Denn im Gegensatz zu Deutschland tragen hier die Eltern den Grossteil der Kinderbetreuungskosten.
Die Kosten für die Kinderbetreuung werden hingegen in Deutschland hauptsächlich oder sogar ganz vom Steuerzahler finanziert. Deutsche zahlen dadurch indirekt ihr ganzes Leben lang für die externe Betreuung von Kindern, in der Schweiz hingegen nur für ein paar Jahre. Ein ganzes Leben lang profitieren sie aber von den niedrigen Schweizer Einkommenssteuern.
Info: Ab dem Alter von vier bzw. fünf Jahren (regional unterschiedlich) kommen die Kinder in den obligatorischen Kindergarten. Dieser ist kostenlos.
Hohe Löhne, niedrige Steuern und eine hohe Eigenverantwortung in Verbindung mit einem schlanken Verwaltungsapparat sind das Schweizer Erfolgsrezept.
Schweizer Krankenkassen können Personen ablehnen
Ein weiterer, sehr verbreiteter Mythos bezieht sich auf die Krankenkassen in der Schweiz. Ein ehemaliger Arbeitskollege, der Grenzgänger war – also in Deutschland lebte, aber in der Schweiz arbeitete – meinte zu mir, dass er nicht in die Schweiz ziehen kann, da seine Frau gesundheitliche Probleme hat. Er war der Meinung, dass die Schweizer Krankenkassen seine Partnerin nicht aufnehmen würden und sie somit ohne Versicherungsschutz dastehen würde.
Hier hat er zwei Dinge durcheinandergebracht: Die obligatorische Krankenkasse und die Zusatzversicherungen. Keine Krankenkasse darf Personen aufgrund von Gebrechen oder Vorerkrankungen ausschliessen. Eine Gesundheitsprüfung ist nicht nötig. Der Krankenkassenbeitrag wird durch Vorerkrankungen nicht beeinflusst.
Anders ist das bei Zusatzversicherungen wie beispielsweise der Privatversicherung für Spitalaufenthalte. Diese dürfen Personen ablehnen oder die Leistungen für gewisse Krankheiten oder Gebrechen ausklammern.
Tensha wurde bspw. einmal von einer Zusatzversicherung abgelehnt bzw. wäre nur mit dem Ausschluss in Bezug auf eine bestimmte Thematik aufgenommen worden. Glücklicherweise ist man jedoch nicht an ein bestimmtes Versicherungsunternehmen gebunden. Für eine andere Versicherungsgesellschaft war ihre „Vorerkrankung” jedoch kein Problem (weil nämlich gemäss dieser gar keine Krankheit vorlag).
Mein Schweizer Privatkonto ist das Zak-Konto von der Bank Cler. Es ist kostenlos und bietet viele weitere Vorteile, wie beispielsweise virtuelle Unterkonten und einen Guthabenzins in Höhe von 1,0%. Wenn du ebenfalls ein Zak-Konto eröffnest, kannst du dir mit dem Code „AWLZAK“ ein Startguthaben in der Höhe von 50.- Franken sichern. Hier geht es zum Erfahrungsbericht. (Nur mit Wohnsitz in der Schweiz möglich.)
Christian der Auswanderluchs🇨🇭
Schweizer mögen keine Deutschen
Zu Beginn der Personenfreizügigkeit – Mitte der Nuller Jahre – kamen sehr viele Deutsche innerhalb kurzer Zeit in die Schweiz. Die Schweizer Wirtschaft lechzte nach qualifizierten Fachkräften, die Deutschland aufgrund der dort eher schwierigen wirtschaftlichen Lage bieten konnte. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie Schweizer Unternehmen damals eine Informationsveranstaltung zum Abwerben von Fachkräften in unserer Werkskantine veranstaltet haben.
Viele wanderten wohl mit dem Gedanken aus, die Schweiz sei wie ein kleines Deutschland. Wer sich der kulturellen Unterschiede – bei allen Gemeinsamkeiten – bewusst ist, weiss dass das nicht gut gehen kann. Tatsächlich war es damals häufig nicht ganz einfach zwischen den Deutschen und den Schweizern.
Die Schweizer fühlten sich durch die direkte Art, der in sehr kurzer Zeit eingewanderten und sehr zahlreichen Deutschen etwas überrumpelt. Auch in Sachen Umgangsformen kam es zu Konflikten. Schweizer sind tendenziell freundlicher und höflicher als Deutsche. Der Grossteil der Deutschen merkte schnell, dass es in der Schweiz etwas anders zu und her geht und passte sich an. Die anderen fühlten sich selber unwohl in der Schweiz und gingen zurück nach Deutschland.
Angst vor dem Leben in der Schweiz zu haben, brauchst du nicht. Deutsche werden allgemein sehr geschätzt. Es gilt wie überall auf der Welt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Und wenn du Tensha dazu befragst, sagt sie, in der Zwischenzeit nehme sie schon fast nicht mehr wahr, wer überhaupt Deutscher und wer Schweizer ist.
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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One Response
Ein Mythos, der sich bewahrheitet hat: Die Schweiz bietet die bessere Zweiphasenausbildung. Gerade beim wab Kurs wird in der Schweiz sehr viel Wert auf optimales Fahrverhalten und besseres Verkehrswissen gelegt. Wage ich mal zu behaupten.