Müssen Auswanderer weiterhin in Deutschland Steuern zahlen?
„Muss ich in Deutschland weiterhin Steuern zahlen?“ und „Wo wird meine Immobilie besteuert?“, Diese und weitere Fragen beantwortet dir heute Sascha Schneider, der Experte für internationales Steuerrecht ist.
Auswanderluchs: Wo werden Einkommensteuern fällig bei Wohnsitzen in Deutschland und der Schweiz?
Sascha: Wenn man in beiden Ländern Wohnsitze unterhält, ist man in beiden Ländern auch steuerpflichtig. Hier kommt es dann auf die Art des Einkommens an, in welchem Land man diese angeben und versteuern muss. Hat man jedoch in einem der beiden Länder keinerlei Einnahmen, werden in der Regel auch keine Steuererklärung abzugeben und Steuern zu zahlen sein.
A: Vermietete Immobilie(n) in Deutschland. Wohnsitz in der Schweiz. Wie sieht es mit den Steuern aus?
S: Hat man eine vermietete deutsche Immobilie und wohnt in der Schweiz, sind die Einkünfte aus der Vermietung in Deutschland nach dem geltenden Doppelbesteuerungsabkommen Schweiz-Deutschland in Deutschland zu besteuern. Als beschränkt steuerpflichtige Person muss man hier nun auch die Einkommensteuererklärung für beschränkt Steuerpflichtige in Deutschland beim Finanzamt einreichen. Nach dem Doppelbesteuerungsabkommen darf die Schweiz diese Einkünfte nicht besteuern, jedoch hat die Schweiz die Möglichkeit, diese Einkünfte bei der Ermittlung des Steuersatzes auf die Schweizer Einkommen zu berücksichtigen. Hier kann es, je nach Kanton, zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
A: Wen betrifft die Wegzugsbesteuerung?
S: Die Wegzugsbesteuerung betrifft grundsätzlich nur Personen, die Beteiligungen an (deutschen sowie ausländischen) Kapitalgesellschaften, wie GmbH, AG etc. haben, welche mindestens 1% daran beteiligt sind. Hierunter fallen jedoch nur Personen, die in den letzten zwölf Jahren vor dem endgültigen Wegzug ins Ausland mind. sieben Jahre unbeschränkt steuerpflichtig in Deutschland waren. Bei einem nur vorübergehenden Wegzug (max. sieben Jahre) entfällt die Steuer hierfür.
Es gibt jedoch auch eine Gefahr für Unternehmer, die ein Einzelunternehmen oder eine Personengesellschaft unterhalten. Dies wird in der Fachwelt als „Entstrickungsbesteuerung“ bezeichnet und hat andere Voraussetzungen sowie steuerliche Auswirkungen.
A: Wen betrifft die erweiterte beschränkte Steuerpflicht nach § 2 Aussensteuergesetz?
S: Die erweiterte beschränkte Steuerpflicht betrifft Personen, die eine natürliche Person (Mensch) mit deutscher Staatsangehörigkeit sind, welche in den letzten zehn Jahren vor dem Ende ihrer unbeschränkten Steuerpflicht (Verlegung des Wohnsitzes) insgesamt mindestens fünf Jahre in Deutschland unbeschränkt einkommensteuerpflichtig war und in einem ausländischen Gebiet ansässig ist (fester Wohnsitz).
Dies wird aber nur vorgenommen, wenn die Person mit ihrem Einkommen einer niedrigeren Besteuerung im neuen Wohnsitzland unterliegt (wechselnder Wohnsitz) und wesentliche wirtschaftliche Interessen hat.
Eine niedrige Besteuerung liegt vor, wenn die Steuerbelastung für einen Single bei einem Einkommen von insgesamt 77‘000 Euro mindestens um ein Drittel niedriger ist als die deutsche Einkommensteuer oder im Ausland eine wesentliche Vorzugsbesteuerung gewährt werden kann.
Somit kann, je nach Kanton, diese erweiterte Besteuerung in Deutschland zur Anwendung kommen.
Ein wesentlich wirtschaftliches Interesse ist vereinfacht gesagt vorliegend, wenn wesentliches (Unternehmens-)Vermögen in Deutschland existiert bzw. die wesentlichen Einnahmen, trotz Wegzug aus Deutschland stammen.
A: Mit welcher steuerlichen Belastung müssen Grenzgänger rechnen? Ist die Belastung höher oder niedriger als für in Deutschland Erwerbstätige?
S: Das Gehalt eines in Deutschland lebenden und in der Schweiz arbeitenden Grenzgängers wird i.d.R. in Deutschland versteuert. Hierbei erfolgt die Besteuerung nach denselben Grundsätzen wie auch für in Deutschland Erwerbstätige. Eine Besonderheit besteht jedoch darin, dass Grenzpendler beim Thema der Sozialversicherung dem Schweizer Recht, sprich Einzahlung ins Schweizer Sozialsystem (AHV und Co.) sowie dem Abschluss der obligatorischen Schweizer Krankenversicherung, unterliegt. Nach einem Abkommen kann man aber auch ins deutsche System wechseln. Da die Beiträge in die Sozialversicherung steuerliche Auswirkungen haben, ist der Steuervorteil bei der Schweizer Sozialversicherung (da niedrigere Beiträge) natürlich niedriger.
Die Schweiz darf jedoch beim Gehalt bis zu 4,5 % vorab besteuern. Diese Steuer wird jedoch in Deutschland angerechnet. Somit lässt sich festhalten, dass die Schweizer Gehälter in Deutschland nicht höher oder niedriger besteuert werden als deutsche Gehälter.
Steuerberater Sascha Schneider
Disclaimer: Dieser Beitrag dient nicht der Steuerberatung.
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
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