Julian ist als Ingenieur von Deutschland in die Schweiz ausgewandert 🇨🇭👨🏼‍💻

In die Schweiz auswandern

Julian ist als Ingenieur von Deutschland in die Schweiz ausgewandert 🇨🇭👨🏼‍💻

Julian, 39, aus Nürnberg, ist als Ingenieur von Deutschland in die Schweiz ausgewandert. Ich durfte ihn interviewen und seine interessanten Erfahrungen auf meinem Blog veröffentlichen. Vielen Dank dafür!

Was würdest du deinem Ich von vor zwölf Jahren raten für die Vorbereitung auf das Leben in der Schweiz?

Offen gesagt nicht viel, aber ich hatte recht gute Voraussetzungen für ein Leben in der Schweiz:

Ich war von 2004 bis 2009 alle zwei Wochen in der Schweiz bzw. in Zürich und hatte schon damals fast alle Kantone und Regionen bereist, so dass ich, als ich dann 2009 auch zum «Leben» hierher kam, einigermassen gut vorbereitet war. 

Daher verstand ich auch schon Schweizerdeutsch, bevor ich in der Schweiz gewohnt habe und war auch mit vielen Gepflogenheiten bereits vertraut. 

Wie und weshalb und wohin erfolgte deine Einwanderung in die Schweiz?

Ich war mehrere Jahre mit einer Schweizerin liiert, mit der ich zusammen in Deutschland gewohnt habe. Sie wollte dann irgendwann zurück nach Zürich und hat mich quasi mitgenommen. Sie blieb mir nicht erhalten, ich aber der Schweiz. 🙂

Weshalb bist du ausgerechnet in die Schweiz ausgewandert?

Dies war kein bewusster Entscheid für die Schweiz, sondern wie oben erwähnt aus der ehemaligen Paarbeziehung heraus. Offen gesagt, konnte ich mir sogar am Anfang der Beziehung nicht vorstellen, meine Heimat zu verlassen, da ich mich in meiner bayerischen Heimat sehr wohlgefühlt habe.

Nach 12 Jahren hier leben, wohnen und arbeiten ist die Schweiz aber definitiv zu meiner neuen, zweiten Heimat geworden. Ich kann mir offen gesagt nicht mehr vorstellen, woanders wohnen zu wollen. 

Würdest du dich als Person kurz vorstellen?

Ja gerne: mein Name ist Julian, ich bin 39 Jahre alt und komme aus Nürnberg. In die Schweiz kam ich zum Abschluss meines Studiums. Ich habe hier bei einem Schweizer Grosskonzern eine Diplomarbeit geschrieben und wurde danach übernommen. Seit nun 12 Jahren lebe und wohne ich im Kanton Zürich und arbeite im Kanton Aargau. In meiner Freizeit geniesse ich das tolle Freizeitangebot und die Möglichkeiten der Stadt Zürich und der Schweiz generell. Es gibt viel zu sehen und zu erleben. Die Natur mit ihren Bergen und Seen ist wunderschön.

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Was gefällt dir am besten in der Schweiz? 

Der hohe Lebensstandard, der sich in vielerlei Hinsicht äussert: Besonders gefällt mir das grosse Angebot an Möglichkeiten, die wunderschöne Natur, erstklassiger ÖV, funktionierendes Gesundheitssystem, die Selbstverantwortung der Menschen, das gute Fondue, … um nur einige Sachen zu nennen. 

Gibt es etwas, das dir nicht so behagt an der Schweiz?

Nicht viel. Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Kontaktaufnahme in der Schweiz etwas offener ausfallen könnte. So wäre es schneller und einfacher möglich Kollegen und Freunde zu finden. 

Was vermisst du an Deutschland?

Sicherlich Familie und Freunde, die ich nach wie vor in Deutschland habe. Etwas vermisse ich auch eine grössere Auswahl im Supermarkt, welche ich aus Deutschland kannte. 🙂

Als ich gerade angestrengt nachdenken musste, um hier eine Antwort zu schreiben, kann ich wohl auch sagen: Nicht viel. 😅

Wie erlebst du die Schweizer im alltäglichen Umgang, als Arbeitskollegen, Freunde, Nachbarn…?

Ich empfinde die Schweizer als sehr höflich und sehr korrekt. Ich war schon, als ich noch in Deutschland wohnte bedingt durch meine damalige Schweizer Partnerin bereits seit 2004 alle zwei Wochen in Zürich. Schon zu dieser Zeit habe ich die Schweizer immer sehr geschätzt und hatte nie wirkliche Probleme. Man muss sich vermutlich recht gut reflektieren können und die Schweiz als Ausland akzeptieren. Wer glaubt, die reden nur ein «bisschen anders» und sonst ist alles gleich, wird böse auf die Welt kommen.

Man muss akzeptieren, dass hier viele Dinge anders gelebt werden. Es wird viel mehr auf Etikette und Höflichkeit geachtet, Wünsche werden viel indirekter formuliert, es wird auch mehr darauf geachtet «dass es für alle stimmt». Die Selbstverantwortung der Leute ist viel viel höher als ich es aus Deutschland gewohnt war. Schweizer zeigen im Allgemeinen eine viel grössere Verantwortung für ihren Aufgabenbereich, ihr Handeln und Tun.

Kritik wird viel indirekter geäussert und Kritikpunkte mehr impliziert statt explizit ausgesprochen. Hier muss man feine Antennen beweisen, um nicht den Moment zu verpassen, um die Dinge wieder gerade zu biegen. Ist ein Schweizer erstmal «verruckt» (sauer) ist es schwierig diese Beziehung wieder zu kitten. Ein «wir sollten mal wieder …» ist als Aufforderung und nicht als Vorschlag zu verstehen. 😉

„In der Schweiz sind die Hierarchien flacher als in Deutschland“

Auch im beruflichen Alltag kann ich einige Unterschiede ausmachen. Schweizer sind basisdemokratisch geprägt und das durch und durch. So wird auch mit Vorgesetzten in der Arbeit auf Augenhöhe diskutiert. Dies ist häufig auf neue, deutsche Führungskräfte ungewohnt und wird als Angriff auf doch eigentlich hierarchisch gegebene Machtposition empfunden. Dies ist aber in der Schweiz weitgefehlt. Entscheidungen werden hier gemeinsam getroffen, die Hierarchien sind deutlich flacher als in Deutschland. Man duzt von Anfang an – was aber auf keinen Fall mit mangelndem Respekt verwechselt werden darf.

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Generell ist der Respekt für den Einzelnen höher und auch wird dem Einzelnen mehr Freiheit gewährt. Ich persönlich finde das sehr angenehm und befreiend. Allerdings ist es aber auch so: mehr Freiheit, bedeutet aber auch mehr Verantwortung (vor allem für sich selbst). 

Verstehst und sprichst du Schweizerdeutsch und gefällt dir die Sprache überhaupt?

Meine damalige Partnerin hat mit mir von Anfang an Züridütsch geredet, so dass ich diese Frage klar mit ja beantworten kann. Ich habe selbst versucht, Schweizerdeutsch zu sprechen. Die Reaktion darauf waren aber in der vollen Bandbreite: von sehr starker Bestätigung und regelrechter Animation bis hin zu klarer Ablehnung oder gar zu beleidigt sein. Daher spreche ich nur noch mit ausgewählten Personen mein «Schweizerdeutsch», da ich dies eigentlich als Zeichen der Integration tun möchte und keinesfalls als Beleidigung oder «Nachäffen».

Ich kenne Deutsche, die Schweizerdeutsch (fast) in Perfektion reden können – hierzu gehöre ich aber nicht. 

Was kann Deutschland von der Schweiz lernen?

Oh, wo soll ich da anfangen… 😂 Solche Vergleiche sind aber auch immer etwas schwierig, da aus meiner Sicht sich Alles in einem Gesamtgefüge befindet und so einzelne Punkte für sich alleine genommen oftmals keinen Sinn machen.

Was Deutschland sicher lernen kann ist: Die direkte Demokratie bzw. Teilhabe an Entscheidungen, Digitalisierung, konsequente Investition in Infrastruktur (Strassen, Eisenbahn, Internet, Mobilfunk, digitale Behörden, Schulen, …), das Gesundheitssystem, Eigenverantwortung zeigen und nicht ständig nach staatlicher Hilfe schreien, sich selbst um seine Finanzen kümmern und nicht Geld auf dem Sparbuch verrotten lassen, engagiert und anspruchsvoll zu sein, selbst aber auch bereit viel zu geben, Investition in Bildung & Wissenschaft, den Willen sich ständig weiter Bilden zu wollen, …

Wenn es einen Film über deine Auswanderung und dein Leben in der Schweiz geben würde: Wie würde der Titel lauten?

«Schweizer Franke» 

(Ich komme aus Franken (Bayern), daher das Wortspiel zur hiesigen Währung. 😉)

Interviewreihe mit Deutschen Auswanderern

Hier geht es zu einer Übersicht aller weiteren Interviews mit Deutschen, die in die Schweiz ausgewandert sind.

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Christian der Auswanderluchs

 

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