Teure Kitas – lohnt weiter arbeiten überhaupt?🇨🇭👨‍👩‍👧‍👦

In die Schweiz auswandern

Teure Kitas – lohnt weiter arbeiten überhaupt?🇨🇭👨‍👩‍👧‍👦

Rund 2’600 Franken kostet ein Vollzeit-Kita-Platz in Zürich pro Monat. „Lohnt“ es sich da überhaupt weiter arbeiten zu gehen? Wie machen das die Schweizer?

Vorab: Von Kanton zu Kanton bzw. Gemeinde zu Gemeinde unterscheidet sich das Angebot und die Kosten für die Kinderbetreuung. Darüber habe ich einen eigenen Beitrag geschrieben. Diesen findest du hier.

Im Kanton Zürich ist es so, dass der Grossteil der Kosten für die Betreuung der Kinder von den Eltern getragen wird. Der Steuerzahler unterstützt hier nur in geringem Umfang. Das erklärt die relativ hohen Kosten von 2’600 Franken für eine Vollzeitbetreuung (fünf Tage, früh morgens bis abends). Zum Vergleich: In Sachsen tragen die Eltern 20 Prozent, in Brandenburg sogar nur 10 Prozent der Kita-Kosten. Der Rest wird mit Steuergeldern finanziert.

Kitakosten in den Kantonen der Schweiz

Ob sich die Betreuung in der Kita in der Schweiz aufgrund der hohen Kosten lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise:

  • Einkommen
  • Anzahl der Kinder
  • Alter der Kinder
  • Betreuungsoptionen
  • persönlichen Prioritäten

Einkommen

Je höher das Einkommen beider Elternteile ist, desto eher lohnt sich die externe Kinderbetreuung. Haben beide Eltern einen gutbezahlten Job wie beispielsweise Ingenieur, Arzt oder Jurist fällt die Entscheidung aus finanzieller Sicht recht leicht: Die Kosten der Kinderbetreuung sind deutlich niedriger als die Lohneinbusse, die durch den Jobverzicht entstehen würde. Zumindest, wenn es sich nur um ein Kind handelt, das betreut werden muss.

Aber nicht nur der Lohn muss bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Auch die Einzahlungen in die Sozialversicherungen würden wegfallen, wenn ein Elternteil nicht arbeitet. Hauptsächlich denke ich da an die AHV und die Pensionskasse. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die hohen Kita-Kosten ja auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt sind. 

Am allerwichtigsten finde ich jedoch den Gedanken der finanziellen Unabhängigkeit: Frauen (und auch Männer) sollten sich finanziell nicht komplett von ihrem Partner abhängig machen. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet Freiheit und mehr Gleichheit in der Partnerschaft, aber auch die Möglichkeit, bei Bedarf wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Anzahl der Kinder

Mit mehreren Kindern können selbst Gutverdiener ins Grübeln kommen, ob sich die externe Kinderbetreuung lohnt. Bei angenommenen drei Kindern würde die Kita ca. 7’800 Franken pro Monat kosten. Jedoch ist es wohl ein sehr seltener Fall, dass jemand drei Kinder im Kita-Alter hat. Zudem gibt es bei den Kitas häufig eine Kostenreduktion von beispielsweise 10 Prozent für jedes weitere Kind. 

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Alter der Kinder

Mit vier Jahren beginnt für die Kinder in den meisten Kantonen die Kindergartenpflicht, so auch im Kanton Zürich. Der Kindergarten ist kostenlos, findet aber im Kanton Zürich im ersten Jahr nur morgens statt. Im zweiten Jahr gibt es auch noch Nachmittagsstunden für die Kinder. Soll das Kind von früh morgens bis abends betreut werden, fallen Kosten für Mittagstisch und Hort an. Diese fallen tiefer aus als die Kitakosten. Damit verringern sich die Kosten für die Betreuung von älteren Kindern.

Betreuungsoptionen

In städtischen Gebieten sind die Betreuungsangebote tendenziell gut. In ländlicheren Gebieten kann jedoch ein Mangel bestehen: So kann es sein, dass nicht ausreichend Plätze in der Nähe vorhanden sind und/oder die Betreuungszeiten nicht optimal genug sind. Wenn die Kinder am Wohnort betreut werden, muss neben der Arbeitszeit noch der Arbeitsweg miteinberechnet werden für die benötigte Betreuungszeit.

Persönliche Prioritäten

Früher habe ich gedacht, dass sich ausschliesslich die Eltern – vorrangig die Mutter – in den ersten Jahren um das Kind zu kümmern haben und externe Betreuung frühestens ab drei oder vier Jahren denkbar ist. Aus Deutschland kenne ich das auch so. Die Elternzeit – bis zu drei Jahre unbezahlter Urlaub pro Kind – wird dort häufig genutzt. Mit dem Elterngeld kann der Lohn teilweise kompensiert werden.

In der Schweiz ist das Ganze jedoch anders: Gesetzlich stehen den Müttern 14 Wochen Mutterschaftsurlaub zu. Bezahlt wird eine Mutterschaftsentschädigung von 80 Prozent des letzten Lohns. Manche Kantone oder Arbeitgeber gewähren einen längeren Mutterschaftsurlaub und/oder eine bessere Entschädigung. 

Väter haben seit 2021 Anspruch auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Auch hier liegt die Entschädigung bei 80 Prozent des Lohns. Es gibt jedoch Unternehmen, die längeren Vaterschaftsurlaub gewähren. Ich kam damals bei Johnson & Johnson – als vermutlich erster in der Firma in der Schweiz – in den Genuss von acht Wochen Vaterschaftsurlaub bei vollem Lohn. Für uns als kleine Familie war das eine grosse Entlastung, ja, sogar ein richtiger Segen; da wir uns zu zweit um den Baby-Gremlin kümmern konnten, war der Start als Familie viel einfacher und das Kind auffallend entspannt.

Tensha hatte 16 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub bei 80 Prozent Lohn und vier Monate unbezahlten Urlaub. Sie hatte das Glück, dass sie noch ein paar Ferientage zum Einziehen hatte und während des unbezahlten Urlaubes vereinzelt Referate halten konnten, die natürlich einen willkommenen Zustupf für die Finanzen bedeuteten. 

Unbezahlter Urlaub

Tensha hat bei ihrem Arbeitgeber, dem Kanton Zürich, Anspruch auf unbezahlten Urlaub nach Niederkunft. Aufgrund ihrer Tätigkeit in leitender Position wäre ein solcher langer Ausfall jedoch schwierig gewesen. Und sie war gemäss ihren Aussagen nach sieben Monaten auch wieder reif für den Wiedereinstieg in den Beruf. Die meisten Mütter in der Schweiz steigen einige Monate nach der Geburt des Kindes wieder in den Beruf ein – in der Regel mit einem Teilzeitpensum. Nicht alle Arbeitgeber gewähren im Anschluss an den Mutterschaftsurlaub unbezahlten Urlaub.

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Die Eingewöhnung in die Kita hat sich glücklicherweise in unserem Fall ebenfalls als problemlos herausgestellt. Sieben Monate schien ein gutes Alter zu sein, um mit der Fremdbetreuung anzufangen. Der Gremlin war fortan drei Tage in der Kita, ein Tag bei Omi und ein Tag bei Tensha. Und sie genoss dieses Betreuungspaket. Als es dem Gremlin schliesslich mit vier Jahren etwas zu langweilig wurde in der Kita, konnten wir glücklicherweise Omi einen Tag mehr einspannen und Tensha konnte wieder für ein paar Wochen Überzeit unbezahlten Urlaub für mehr Gremlin-Zeit beziehen. „Irgendwie gaht’s immer“, sagt die Schweizerin gerne dazu… 😉

Resümee 

Selbst wenn es sich rein vom Finanziellen nicht besonders „lohnen“ sollte, das Kind fremdbetreuen zu lassen, so gibt es verschiedene anderen Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt. Insbesondere ist zu bedenken, dass die hohen Kitakosten nicht für immer bestehen, und man sollte sie auch als Investition in die Karriere, in die Altersvorsorge und letztlich auch in die Sozialisierung der Kinder betrachten.

Mein Denken bezüglich externer Kinderbetreuung hat sich um 180 Grad gedreht, was mit der positiven Erfahrung in der Schweiz zusammenhängt. Die Qualität in den Kitas ist um Längen besser als das, was ich aus meiner Heimat NRW von der Betreuung meines Sohnes kenne. Natürlich ist das nur mein persönlicher Eindruck. Andere sehen das vielleicht anders. Aber auch aus der Community höre ich regelmässig ähnliches. Und, dass es den Schweizern nicht schadet, so früh extern betreut zu werden, merkt man den Schweizern ja auch an… 😉

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Christian der Auswanderluchs

 

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