Droht Deutschland eine Auswanderungswelle?
So wie es aussieht, dürfte es nach der Bundestagswahl im September 2021 einen politischen Wandel in Deutschland geben. Die Grünen werden aller Voraussicht nach die stärkste Partei sein und die Bundeskanzlerin stellen.
Koalition
Mit welcher Partei oder welchen Parteien die Grünen koalieren werden, fragt sich noch. Möglich wäre eine Grün-schwarze Koalition wie dies schon in manchen Bundesländern der Fall ist. Aber auch ein linkes Bündnis aus Grünen, SPD und der Partei Die Linke ist denkbar. Sollte es zu einem solchen Links-Bündnis kommen, werden wohl viele Deutsche über eine Auswanderung nachdenken.
Auswanderung Hochqualifizierter
Schon jetzt wandern mehr Deutsche ins Ausland ab, als wieder ein. Wie das statistische Bundesamt mitteilt, sind 2019 mehr Menschen nach Deutschland gezogen als weggezogen. 1‘559’000 zugezogene Personen stehen 1’232’000 ins Ausland weggezogen Personen gegenüber. Betrachtet man nur die deutschen Staatsangehörigen, sieht es jedoch anders aus: Es sind 58‘000 Deutsche mehr weggezogen als zugezogen. In den letzten Jahren waren die Zahlen ähnlich hoch. Seit 2001 haben sogar mehr als eine Millionen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger Deutschland verlassen.
Nach einer Statistik der OECD leben etwa 3,4 Millionen in Deutschland geborene in einem anderen OECD-Staat. Knapp 1,9 Millionen Deutsche gehen einer Erwerbstätigkeit nach, die Hälfte davon als Führungskräfte, Techniker, Akademiker. Der Grossteil – etwa 1,1 Millionen – der Auslandsdeutschen lebt in den USA. In der Schweiz leben rund 300‘000 Deutsche. Damit kommt die Schweiz an zweiter Stelle, was die Zahl der Auslandsdeutschen angeht.
Beliebte Länder: Schweiz, Österreich und die USA
Die Schweiz, Österreich und die USA gehören zu den beliebtesten Auswanderungsländer für Deutsche. 2019 zogen 16’000 Deutsche in die Schweiz, 12’000 nach Österreich und 10’000 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Somit ist die Schweiz das seit langem beliebteste Auswanderungsziel der Deutschen. In den 1990er Jahren und der ersten Hälfte der 2000er Jahre waren die USA auf dem ersten Platz der beliebsten Auswanderungsländer.
Mit den bilateralen Verträgen zwischen der Schweiz und der EU sowie der damit einhergehenden Personenfreizügigkeit löste die Schweiz die USA im Jahr 2005 als beliebtestes Auswanderungsland ab. Die (fast) gleiche Sprache, die höhere Lebensqualität sowie die höheren Löhne sind die Hauptgründe für Deutsche, sich für eine Auswanderung in die Schweiz zu entscheiden.
Fach- und Führungskräfte zieht es ins Ausland
Das Prognos-Institut hat 1’400 dauerhaft im Ausland lebende Fach- und Führungskräfte zu den Gründen ihrer Auswanderung befragt. 68 Prozent der Befragten gaben an, im Ausland einen besseren Job bekommen zu haben und mehr Geld zu verdienen. 38 Prozent sagten, dass sie im Auswanderungsland eine niedrigere Steuer- und Abgabenlast haben und deswegen ausgewandert sind. 31 Prozent sind wegen der lahmen deutschen Bürokratie ausgewandert. Ich kann diese drei Punkte als deutscher Auswanderer in der Schweiz nur bestätigen.
Die besseren Karrierechancen, der hohe Lohn, die niedrigen Einkommenssteuern und die besseren Sozialversicherungen sind für auswanderungswillige Deutsche verlockend. Dazu kommt noch eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur: Öffentlicher Verkehr, Strassen und vor allem die digitale Infrastruktur sind in der Schweiz hervorragend. Das schönste an der Schweiz sind jedoch die herrlichen Landschaften, die zahllosen Freizeitmöglichkeiten sowie der deutlich respektvollere und freundlichere Umgang.
Keine Besserung in Sicht
Sollte es eine Grün-rot-rote Koalition geben, werden sich die oben genannten drei Punkte sicherlich nicht verbessern. Schon heute zahlen Arbeitnehmer/innen der Mittelschicht in Deutschland den Spitzensteuersatz von 42%. Dieser beginnt in Deutschland bei einem steuerbaren Einkommen von 57’919 € pro Jahr. Aus diesem Grund hinkt die deutsche Mittelschicht auch beim Vermögen im Vergleich mit anderen Ländern hinterher.
Alle deutschsprachigen Länder übertreffen Deutschland bei weitem, was das Medianvermögen pro volljährige Person angeht. Selbst Italien, Spanien und Griechenland liegen im Vermögensranking weiter vorne. Mit einer linken Regierung wird sich diese Situation nicht verbessern. Ich denke, das Gegenteil wird eintreffen. Das Medianvermögen der Deutschen wird sinken. Leistungswillige, gut ausgebildete Fachkräfte werden Deutschland verlassen und somit der heimischen Wirtschaft fehlen.
Was tun?
Um Deutschland wieder attraktiver zu machen müsste man nur von den in ihrem jeweiligen Bereich führenden Ländern lernen. Dafür gibt es genug Beispiele. Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden. Bei der Altersvorsorge könnte Deutschland etwa vom Schweizer Drei-Säulen-Modell lernen. Auch was die öffentliche Verwaltung angeht, steht die Schweiz besser da als Deutschland – Stichwort Digitalisierung.
Und insgesamt scheint der sozialistische Ansatz nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Fehlen nämlich mehr und mehr die einkommensstarken Berufsgruppen, fehlt irgendwann auch das Geld für die umfangreichen Sozialleistungen in Deutschland. Es muss wieder mehr Ansporn dafür geben, in Deutschland zu bleiben, zu arbeiten und Geld verdienen zu wollen.
Was nicht tun?
Was mutmasslich in der besagten Situation nicht helfen dürfte, ist das Ansinnen der Grünen, zukünftig auch den Auslandsdeutschen Steuern aufzuerlegen. Ob im Ausland lebende Deutsche willig wären, dauerhaft Steuern in ihr Ursprungsland abzuliefern, wage ich zu bezweifeln. Ich denke auch nicht, dass diese Politik die Führungskräfte nach Deutschland zurückbringen bzw. zurückerpressen kann.
Viel eher stelle ich mir vor, dass manch eine/r ihrem/seinem Ursprungsland definitiv den Rücken zukehren und die deutsche Staatsbürgerschaft abgeben würde. Die Ideen müssten wohl etwas innovativer werden, wenn Deutschland nicht weiter seine eigenen Fachkräfte an die Schweiz und andere Länder verlieren und im Ausland Ersatz dafür suchen will…
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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