Drei Fragen, die du vor der Einwanderung in die Schweiz klären solltest 🇨🇭☝🏼

Wenn du gerade am überlegen bist, ob du in die Schweiz auswandern möchtest bist du hier genau richtig. Heute geht es um drei wichtige Fragen, die du unbedingt vor der Einwanderung für dich beantworten solltest.
Ist die Schweiz das richtige Einwanderungsziel?
Die basisdemokratische Schweiz
In der Schweiz funktioniert einiges anders als in Deutschland. Der wichtigste Unterschied in politischer Hinsicht ist wahrscheinlich die direkte Demokratie. Diese macht die Schweiz einzigartig auf der Welt. Auch abseits der Politik auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene bemerkt man schnell Unterschiede zu Deutschland, welche mit der direkten Demokratie zusammenhängen.
So sind hier zum Beispiel die Hierarchien in Unternehmen flacher als in Deutschland. Wer von Deutschland als Führungskraft in die Schweiz und ein Unternehmen mit schweizerischer Unternehmenskultur wechselt, wird sich auf einen anderen Umgang mit seinen Mitarbeitenden und einen kooperativen Führungsstil einstellen müssen. Andernfalls wird es schwierig sein, als Vorgesetzter akzeptiert zu werden.

Die Schweiz ist liberaler
Die Schweiz geht einen liberaleren Weg als Deutschland. Dadurch ist die Eigenverantwortung jedes Einzelnen dementsprechend viel höher. Dieser Grundsatz wird von vielen Schweizerinnen und Schweizern als hohes Gut geschätzt. Am deutlichsten erkennt man das daran, dass dem freien Markt in der Schweiz mehr Vertrauen entgegengebracht wird.
Die Politik setzt lediglich die Rahmenbedingungen und schreitet – im Vergleich mit Deutschland – eher seltener direkt in das Marktgeschehen ein. Wie man am wirtschaftlichen Zustand der Schweiz erkennen kann, ist der liberale Weg ein erfolgreicher Weg.
Vorteil Einwanderung in die Schweiz: Liberale Steuerpolitik
Die Schweiz ist ein Bundestaat, so wie Deutschland auch. Nur ist der Föderalismus hier viel ausgeprägter. So zahlt man in der Schweiz drei verschiedene Einkommenssteuern: Bundessteuer, Staatssteuer und Gemeindesteuer.
Die Bundessteuer gilt für die ganze Schweiz und ist von Privatpersonen an den Bund zu entrichten. Als Staatssteuer wird in der Schweiz die kantonale Einkommensteuer bezeichnet. Diese ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Zu guter Letzt gibt es noch die Gemeindesteuer. Auch hier ist der Steuersatz von Ort zu Ort unterschiedlich. Jede Gemeinde bestimmt ihren eigenen Steuersatz.
Dank diesem System konkurrieren die Kantone und die Gemeinden um Einwohner. Die Kantone Zug und Schwyz gelten zum Beispiel als sehr steuergünstig, sogar für Schweizer Verhältnisse.

Hohe Eigenverantwortung in der Schweiz
Im Alltag kann man den Schweizer Liberalismus gut an zwei Dingen erkennen, die auf manche Deutsche eine Schockwirkung haben können: Das Krankenkassensystem und die externe Kinderbetreuung. Bei beiden wird grosser Wert auf Eigenverantwortung gelegt.
So gibt es bei den Krankenkassen zwei Selbstbeteiligungen: die Franchise und den Selbstbehalt. Der Zahnarzt muss extra versichert werden, wenn man das überhaupt möchte. Interessant ist die Tatsache, dass Schweizer innerhalb Europas die gesündesten Zähne haben. Sie achten besonders gut auf ihre Zahngesundheit. Das System funktioniert also! 😉
Die Kinderbetreuung ist kantonal sehr unterschiedlich geregelt. Für die Deutschschweiz gilt aber auch hier: Eigenverantwortung wird gross geschrieben. Während in Deutschland die Kinderbetreung grossteils oder sogar komplett aus Steuergeldern bezahlt wird, zahlen in der (Deutsch-)Schweiz die Eltern den Grossteil der anfallenden Kosten. In und um Zürich liegen die Kosten für eine Vollzeitbtreuung (5 Tage die Woche; jeweils ca. 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr) bei etwa 2‘500 Franken pro Monat.
Als „Kindergarten“ wird in der Schweiz die zur Primarschule gehörende Vorschule bezeichnet. Der Kindergarten ist für alle Kinder obligatorisch und kostenlos. In der Regel mit vier Jahren kommen die Kinder in den Kindergarten. Die freiwilligen Kinderbetreuungseinrichtungen davor werden als Kita (Kindertagesstätte) bezeichnet. Wenn die Kinder vor, nach oder zwischen den Kindergartenzeiten extern betreut und/oder verpflegt werden müssen, besteht die Möglichkeit, die Kinder in den Hort zu schicken. Deutschen mag dieses System am Anfang befremdlich, unsolidarisch, wenn nicht sogar herzlos erscheinen. So ging es mir anfangs auch. Mit der Zeit hat sich das jedoch geändert. Heute sehe ich die Vorteile dieses liberaleren Systems und schätze es.
Einwanderung: Kulturelle Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland
Die kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland habe ich schon häufig beschrieben. Meiner Meinung nach kann man das nicht oft genug erwähnen, denn nur, wer die Unterschiede kennt, ist vor Fettnäpfchen gefeit. Das Wichtigste dabei ist der Grundsatz „Wie man in den Wald rein ruft, so tönt es zurück”.
Vielleicht hast du auch schon einmal in der deutschen Boulevardpresse Horrorgeschichten von Deutschen, die der Schweiz den Rücken kehren, gelesen. Berichtet wird von unfreundlichen und verschlossenen Schweizern, die mit Deutschen nichts zu tun haben wollen, ja, sogar feindselig den Deutschen gegenüberstehen. Das sind Einzelfälle und – ich wage zu behaupten – in der Regel selbst verschuldet.
Umgangsformen in der Schweiz
Wer sich der Unterschiede im Umgang miteinander nicht bewusst ist, wird es schwierig haben in der Schweiz. In der Schweiz ist der Umgang freundlicher und höflicher als in Deutschland. „Bitte” und „Danke” werden häufiger verwendet. So bedankt man sich beispielsweise auch häufig bei der Begrüssung, beim Anstossen und bei der Verabschiedung für die Einladung.
Und nicht einfach nur mit „Danke für die Einladung“, sondern exzessiv in mehreren Sätzen, um die Dankbarkeit auch wirklich zum Ausdruck zu bringen. Vom Gegenüber wird dann erwartet, dass es sich wiederum für den Besuch bedankt bspw. mit „schön, dass ihr gekommen seid…“
Auch wenn es am Anfang eine Herausforderung ist, mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie der passende Umgang in der Schweiz zu handhaben ist. Wenn du dich nach einem Anruf aus der deutschen Heimat mit: „vielen Dank für das Telefon“ verabschiedest, weisst du, dass du kulturell in der Schweiz angekommen bist! 😉
Einwanderung: In welche Region der Schweiz möchtest du ziehen?
Wo werden Fachkräfte in der Schweiz gesucht?
Die Wahl der Region ist die zweite grosse Frage bei der Einwanderung in die Schweiz. Da die meisten Einwanderer als Erwerbstätige in die Schweiz ziehen wollen, solltest man sich zuerst einen Überblick verschaffen, wo die eigene Qualifikation gefragt ist bzw. wo geeignete Branchen vorhanden sind.
Französischsprachige und italienischsprachige Schweiz
Vier Landessprachen gibt es in der Schweiz. Du wirst dich vermutlich für die Deutschschweiz interessieren. Wer jedoch kulturell andere Luft schnuppern möchte, für den ist die Romandie oder das Tessin vielleicht etwas. In der Romandie wird Französisch gesprochen, im Tessin Italienisch. Die Kultur ist dementsprechend teilweise an die beiden angrenzenden Länder Frankreich und Italien angelehnt.

(Romands und Tessiner werden diese Aussage bestreiten; beide wollen keinesfalls für Franzosen oder Italiener gehalten werden. Allerdings bringt die gemeinsame Sprache natürlich auch gewisse kulturelle Ähnlichkeiten mit sich, zumindest macht dies für aussenstehende Deutsche so den Anschein! 😉)
Hochalpin oder lieber urban leben?
Landschaftlich gibt es in der Schweiz verschiedene interessante Gebiete. Wer es gerne hochalpin hat, dem wird es in Graubünden, dem Berner Oberland oder dem Wallis gefallen. Für diejenigen, die gerne das kulturelle Angebot einer Grossstadt schätzen, sind Zürich, Basel oder Genf richtig. Auch wenn diese Städte viel kleiner sind als München, Berlin, Paris oder London, ist das kulturelle Angebot dennoch gut. Auch viele internationale Stars lassen sich hier gerne von Zeit zu Zeit blicken.


Anschluss zur Heimat nach der Einwanderung
Einen Vorteil den ich an meinem jetzigen Wohnort geniesse, ist die Nähe zum Flughafen Zürich. Für mich, der in Nordrhein-Westfalen seine Heimat hat, ist das Gold wert. Täglich gehen mehrere Flieger nach Düsseldorf und Köln/Bonn. Die Verbindungen in andere deutsche Grossstädte sind ebenfalls sehr gut. Aber auch mit dem Zug könnte ich vom HB Zürich direkt in die Heimat fahren.
Per Auto ist ein Heimatbesuch natürlich auch möglich. Ich merke jedoch, dass der Verkehr in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat. Ausserdem sind die deutschen Autobahnen auf „meiner” Strecke in einem nicht gerade guten Zustand.
Sperrungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Seit kurzem ist sogar eine Autobahnbrücke wegen Mängeln gesperrt, sodass ich zukünftig während mehrerer Jahre einen grossen Umweg werde fahren müssen, um ins Ruhrgebiet zu gelangen. Will heissen: Der Weg nach Hause kann den Entscheid bezüglich schweizerischen Wohnortes ebenfalls beeinflussen.
Insbesondere ist zu beachten, dass gewisse Autobahnstrecken in der Schweiz richtiggehende Nadelöhre sind (Achtung: Dies gilt es insbesondere auch zu beachten bei der Strecke zwischen Arbeits- und Wohnort!).
Einwanderung: Wieviel kann man in der Schweiz verdienen?
Wieviel Lohn man in der Schweiz verlangen kann, ist heutzutage eine nicht mehr so schwierige Frage, wie noch vor einigen Jahren. Ich möchte dir kurz zwei Tools vorstellen, mit denen du deinen Lohn bzw. den Lohnrahmen für dich herausfinden kannst.

Salarium Lohnrechner
Salarium ist der Lohnrechner des Bundesamtes für Statistik in der Schweiz. Das Ganze läuft folgendermassen ab: Du gibst deine Daten (Ausbildung, Region, Alter, Dienstjahre etc.) an und der Rechner zeigt dir, welche Löhne statistisch gesehen bezahlt werden.
jobs.ch
Eine weitere Möglichkeit, deinen Lohn für die Schweiz zu ermitteln, findest du auf jobs.ch. Hier gibt es eine Datenbank, in der Erwerbstätige ihren Lohn anonym veröffentlicht haben. Anhand dieser Daten wird dir angezeigt, in welchem Bereich sich der Lohn für eine bestimmte Stelle befindet und wie hoch der Medianlohn ist.
Sparen – koste es, was es wolle!
Eine Frage solltest du dir auf keinen Fall stellen, nämlich: „Wo lebt es sich am günstigsten in der Schweiz?“ Wenn ich diese Frage aus der Community erhalte, werde ich immer etwas hellhörig. Nach ein paar Rückfragen, stellt sich dann häufig heraus, dass ich mit meiner Vermutung richtig gelegen habe. Der neue Wohnort soll – egal, wo er sich befindet – möglichst günstig sein, damit man viel Sparen bzw. sich mehr leisten kann.
Es ist ein Trugschluss, zu meinen, eine günstigere Mietwohnung führe gezwungenermassen zu weniger hohen Fixkosten und ich kann jedem nur raten, nicht mit ausschliesslich der Motivation, mehr sparen zu können die Einwanderung in die Schweiz zu planen. Denn, dort wo es günstig ist zum Wohnen, sind häufig die Steuern hoch und die Löhne niedrig. Lieber solltest du dorthin ziehen, wo die Wirtschaft brummt und gute Löhne bezahlt werden. Ausgaben optimieren kann man dann immer noch…
- 6 Dinge, die Deutsche über die Schweiz wissen sollten 🇨🇭🇩🇪 - 14. November 2025
- Swissquote Depot 2025 – Ein ehrlicher Erfahrungsbericht - 30. Oktober 2025
- Der absurde Erfolg dieses Landes gibt einem zu denken - 21. Oktober 2025
















4 Responses
Hallo Christian, bin erst kürzlich auf deinen Kanal gestoßen.
Seit der deutschen Impfpflichtkampagne beschäftige ich mich mit der Schweiz, weil ich glaube in diesem liberalen Land wo viel auf Eigenverantwortung gesetzt wird, wird so etwas nicht eingeführt. In Deutschland könnte ein zweiter Versuch gestartet werden und deswegen wäre die Schweiz für mich und meine Lebensgefährtin das beste Land, weil wir uns nicht impfen lassen möchten.
Die Sache hat einen Haken, und hier brauche ich deine Meinung.
Wir wohnen in Mainz, sind beide voll berufstätig und unsere Kinder sind erwachsen und selbstständig.
Ich bin 61 Jahre, Bus und Straßenbahnfahrer im Schichtdienst hier in Mainz.
Meine Lebensgefährtin ist im gleichen Unternehmen im Kundenservice.
Meine Vorstellung wäre , mich bei den Zürcher Verkehrsbetrieben für die kommenden 5 Jahre zu bewerben.
Meine Lebensgefährtin tendiert hin als Quereinsteigerin in den Lebensmittelhandel .
Wir sind beide in einem gesundheitlich guten Zustand und gehören zu keiner Risikogruppe.
Welche Chancen würdest du uns geben ?
Würde mich über eine kurze Rückantwort sehr freuen.
Vielen Dank im voraus.
Hallo Wolfgang
Strassenbahn- und Busfahrer werden in der Schweiz gesucht. Allerdings wird es im fortgeschrittenen Alter schwieriger sein eine Stelle zu finden.
Beste Grüsse
Christian
Hallo Christian
Erstmal ganz herzlichen Dank für diese spannende und informative Seite, die mir eine Freundin gestern empfohlen hat. Das sind wirklich äusserst hilfreiche Infos, die du hier bereitstellst!
Ich habe früher schonmal in der Schweiz gelebt und gearbeitet und bin (leider!) wieder nach Deutschland zurückgegangen. Inzwischen bin ich mit einem Büroservice selbstständig, habe u.a. auch einen Schweizer Kunden.
Weisst du, wohin ich mich wenden müsste, wenn ich als Selbstständige wieder in die Schweiz auswandern möchte? Bei letzten Mal hatte sich der Arbeitgeber um die Arbeits-/Aufenthaltsbewilligung gekümmert.
Würde mich über jegliche Nachricht dazu freuen.
Danke im Voraus und liebe Grüsse
Hallo Katja
Die kantonalen Migrationsämter können dir dabei weiterhelfen. Wichtig ist, dass du genügend finanzielle Mittel (Einkommen, Vermögen) für ein Leben in der Schweiz vorweisen kannst.
Beste Grüsse
Christian