Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg 🇨🇭🔥

Am 8. Mai diesen Jahres jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 75. Mal. Zum Glück ist die Schweiz im Verlauf des Zweiten Weltkriegs von einer Invasion verschont geblieben. Die Wirtschaft und die Menschen waren aber dennoch stark vom Krieg betroffen. Genau wie heute war die Schweiz abhängig von Importen. Aufgrund der zeitweise kompletten Umschliessung durch die Achsenmächte hatten diese ein starkes Druckmittel. Die Neutralität und Souverenität zu wahren war daher für die Schweiz ein schwieriges Unterfangen, sollte doch keine der Kriegsparteien brüskiert werden.
Vorgeschichte
In den Vorkriegsjahren wurde die „Geistige Landesverteidigung“ ein wichtiges Mittel, um die Menschen widerstandsfähig gegen totalitäre Ideologien zu machen. Schweizerische Werte und Bräuche wurden hervorgehoben. Die „Geistige Landesverteidigung“ richtete sich gegen den Nationalsozialismus und den Faschismus, zu späteren Zeiten auch gegen den Kommunismus.
Kriegsverlauf
Einen Tag nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen, am 2. September 1939, ordnete die Schweiz die allgemeine Mobilmachung an. Sie berief sich dabei auf die bewaffnete Neutralität. 450‘000 Soldaten rückten zum Aktivdienst ein. Das waren mehr als 10 Prozent der damaligen Schweizer Bevölkerung. Hofften die Schweizer zuerst auf einen kurzen Kriegsverlauf, wurden die Hoffnungen durch die Entwicklungen im zweiten Kriegsjahr (1940) zerschlagen.
Die selbstgewählte Neutralität sollte nicht zwingend vor einem Angriff schützen, das mussten andere europäische Länder leidvoll erleben. Am 9. April 1940 griff die Wehrmacht die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen an. Dänemark kapitulierte nach wenigen Stunden. Norwegen, unterstützt durch Grossbritannien und Frankreich, kapitulierte am 10. Juni 1940.
Noch während des Norwegenfeldzugs marschierte die Wehrmacht in die ebenfalls neutralen Länder Niederlande, Belgien und Luxemburg ein und überrannte diese in wenigen Tagen. Die als uneinnehmbar geltende belgische Festung „Eben-Emael“ wurde von deutschen Pioniere mithilfe des Einsatzes von neuartigen Hohlladungen innerhalb von zwei Tagen eingenommen.
Die Schweizer Armeeführung war schockiert, denn diese Entwicklungen zeigten ihr auf, dass man mit der gewählten Defensivtaktik mit Festungsbauwerken dem Gegner nicht lange würde standhalten können. Mit dem Durchmarsch durch das neutrale Belgien umgingen die deutschen Armeen die starken französischen Befestigungsanlagen der Maginot-Linie. Die als damals stärkste Armee der Welt angesehene französische Armee wurde innerhalb eines Monats von der Wehrmacht geschlagen.
Die endgültige Kapitulation Frankreichs fand am 25. Juni 1940 statt. Da am 10. Juni 1940 Italien auf Seiten Deutschlands in den Krieg eintrat und Österreich seit 1938 zum Deutschen Reich gehörte, war die Schweiz im Norden, Süden und Osten von den Achsenmächten umschlossen. Westlich grenzte die Schweiz an den zuerst unbesetzten Teil Frankreichs. Im Verlaufe des Krieges wurde jedoch schlussendlich ganz Frankreich besetzt. Zu einem deutschen Angriff kam es im Verlauf des Krieges glücklicherweise nicht.
Handelsabkommen mit Deutschland
Um den Druck auf die Schweiz im Hinblick auf ein Handelsabkommen zu erhöhen, lieferte das Deutsche Reich im Juni 1940 erheblich weniger Steinkohle an die Schweiz als üblich. Am 9. August 1940 wurde schliesslich ein Handelsabkommen zwischen den beiden Staaten unterzeichnet. Deutschland profitierte dadurch vom wichtigen Nord-Süd-Transit durch den Gotthardtunnel sowie Waren- und Waffenlieferungen der Schweiz. Die Schweiz erhielt im Gegenzug Waren, Rohstoffe und Aufträge für die heimische Wirtschaft.
Verteidigungsplan
Als das „Schweizer Réduit“ wird das Netz aus militärischen Befestigungsanlagen in den Schweizer Alpen bezeichnet. Die Schweizer Armeeführung rechnete vor, dass die Schweizer Armee einen deutschen Angriff mit gepanzerten Truppen, unterstützt durch starke Luftstreitkräfte (im so genannten Blitzkrieg), im offenen Gelände des Mittellandes nicht lange würde standhalten können. Im Falle eines Angriffs wäre daher der grösste Teil der Truppen in ein System aus militärischen Befestigungsanlagen in den Schweizer Alpen zurückgewichen. Diese Alpenfestung wird als „Schweizer Réduit“ bezeichnet.
Mit dem Rückzug aus dem Schweizer Mittelland wären der Grossteil der Schweizer Bevölkerung und die wichtigsten Industrien nur von relativ schwachen Einheiten verteidigt worden. Zu den Aufgaben der verbleibenden Truppen hätte es gehört, Industrianlagen, Brücken, Tunnel und weitere Infrastruktureinrichtungen zu zerstören. Neben den eigentlichen militärischen Vorbereitungen gab es auch zivile Vorbereitungen, um die Wehrhaftigkeit der Schweiz verstärken. In der sogenannten „Anbauschlacht“ wurden Sportplätze, öffentliche Parks usw. zu landwirtschaftlichen Nutzflächen umfunktioniert.
Kriegsschäden
Trotz des Ausbleibens einer Invasion sind in der Schweiz Kriegsschäden entstanden. Im Laufe des Krieges kam es zu mehreren Bombadierungen von Seite der Allierten. Basel, Zürich, Schaffhausen, Thayngen, Stein am Rhein und Le Noirmoint wurden getroffen. Offiziell handelt es sich um Navigationsfehler der Alliierten Bomberbesatzungen.
Resümee
Zum Glück ist die Schweiz relativ unbeschadet durch diesen Weltenbrand gekommen. Trotzdem gab es schwerwiegende Folgen für die Schweiz. Aussenpolitisch war die Schweiz nach dem Sieg der Allierten isoliert. Die Schweiz wurde als Kriegsgewinnler bezeichnet. Ihr wurde vorgeworfen mit den Nationalsozialisten kooperiert zu haben.
Persönliches
Zum Abschluss dieses Artikels möchte ich noch eine persönliche Geschichte einfliessen lassen. Schliesslich ist das hier ein Blog, oder? ;-).
Die Grosseltern meiner Frau hatten einen Bauernhof. Als der Grossvater in die Armee eingezogen wurde, musste sich die Grossmutter alleine um den Hof kümmern. Die erwachsenen Männer waren im Dienst, zurück blieben die tyrannische Schwiegermutter und die kleinen Kinder. Sogar das Pferd wurde mit eingezogen, so dass auch diese Kraft fehlte.
Wohl hatte man auf dem Bauernhof im Gegensatz zu den Menschen ohne eigenes Land immerhin die Möglichkeit, Gemüse anzupflanzen, dennoch war die Versorgungslage in der Schweiz kritisch und die Armut gross. Die strenge Arbeit auf dem Hof, die Angst vor einer Invasion und die Ungewissheit bezüglich dem Mann an der Front verlangten der Grossmutter meiner Frau sehr viel ab und auch die Kinder litten unter der Situation. Sie bezeichnen sich – auch mit der lediglich „indirekten“ Betroffenheit durch den Krieg als Kriegskinder mit gewissen Traumas.
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