Die 7 grössten Fehler beim Auswandern in die Schweiz

Das Auswandern in die Schweiz beginnt für viele Deutsche mit grossen Erwartungen, etwa an dem Job und die Lebensqualität. Doch der Start in der Schweiz ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Denn trotz vieler Gemeinsamkeiten treffen Deutsche hier auf kulturelle, sprachliche und finanzielle Herausforderungen. Dabei können kleine Fehler schnell grosse Auswirkungen haben.
Fehler 1: Falsche Region
Die Schweiz mag auf der Landkarte klein erscheinen, aber die Vielfalt innerhalb des Landes ist enorm. Bei der Wahl des Wohnorts oder der Region kann man leicht Fehler machen, wenn man sich einiger wichtiger Faktoren nicht bewusst ist.
Sprache:
Ein offensichtlicher Punkt sind die vier Landessprachen der Schweiz. Dass in einer Region Deutsch, Französisch oder Italienisch gesprochen wird, ist klar. Schwieriger wird es in zweisprachigen Kantonen wie beispielsweise Freiburg, Bern oder Wallis. Wer hier den «falschen» Ort wählt, kann bei der Verständigung im Alltag Schwierigkeiten bekommen.
Steuern:
Ein weiterer Faktor sind die Steuersätze, die sich von Kanton zu Kanton stark unterscheiden können. Unterschiede von mehreren tausend Franken pro Jahr sind durchaus möglich. Hinzu kommen unterschiedliche Regelungen in Sachen finanzieller Unterstützung seitens des Kantons und/oder Gemeinde für die Bürger. Ich denke da zum Beispiel an die Kinderbetreuung, die in manchen Kantonen gefördert wird und recht günstig ist, in anderen Kantonen jedoch reine Privatsache ist und dementsprechend ins Geld gehen kann.
Es gilt daher abzuwägen, was vorteilhafter ist. Orte, die finanzielle Unterstützung bieten oder Kantone, in denen die Bürger mehr Eigenverantwortung haben und dementsprechend weniger Steuern zahlen müssen.
Lebenshaltungskosten:
Auch die Lebenshaltungskosten können je nach Region enorm variieren. Hohe Löhne wie z.B. in Zürich können daher täuschen, wenn die Ausgaben für Miete, Kinderbetreuung oder andere Fixkosten einen Grossteil aufzehren. Nachbarkantone wie Aargau oder Thurgau könnten eine Alternative als Wohnort bieten. Dort ist das Leben tendenziell günstiger und in Zürich arbeiten ist dennoch möglich. So machen es viele Schweizer auch – insbesondere Berufstätige mit Kindern.
Fehler 2: Finanzen falsch kalkulieren
Ein typischer Stolperstein bei der Auswanderung in die Schweiz sind die Finanzen. Gerade zu Beginn ist es nicht leicht, alle anfallenden Kosten richtig einzuschätzen – was völlig normal ist, wenn man in ein neues Land zieht.
Das zeigt sich auch in den sozialen Medien: Immer wieder berichten deutsche Auswanderer von ihren Erfahrungen und sind überrascht, wie teuer bestimmte Dinge in der Schweiz tatsächlich sind. Die Selbstbeteiligungen bei der Krankenkasse (Franchise und Selbstbehalt) stehen dabei oft im Mittelpunkt, ebenso wie Zahnarztkosten, die aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Wenn du frühzeitig planst und ein realistisches Budget erstellst, kannst du böse Überraschungen leicht vermeiden.
Für mich hat es sich bewährt, separate Unterkonten für Rücklagen zu führen. So habe ich beispielsweise ein Unterkonto für Arztkosten eingerichtet, auf das ich jeden Monat einen festen Betrag überweise. Das Geld ist dadurch «aus den Augen, aus dem Sinn», bis es wirklich gebraucht wird – und falls nicht, kann ich es später immer noch anders nutzen.
Fehler 3: Alles perfekt machen wollen
Der Wunsch, alles direkt perfekt zu machen, kann bei der Wohnungssuche schnell zur Nervenprobe werden. Manche versuchen, gleich zu Beginn die ideale Wohnung zu finden – mit genügend Zimmern, modernster Ausstattung und am besten noch in perfekter Lage.
Das klingt zwar nach einem guten Plan, kann aber oft mehr Stress verursachen, als es Wert ist. Ich halte es für sinnvoll, erst einmal anzukommen. Denn oft zeigt sich erst im Alltag, ob eine Wohnung oder ein Stadtteil wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passt. Vielleicht entdeckt man Lärmbelästigungen durch eine nahegelegene Bahntrasse oder merkt, dass die Nachbarschaft nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Solche Dinge lassen sich vorab kaum recherchieren – sie werden erst spürbar, wenn man vor Ort lebt.
Tipp: Zunächst eine möblierte Wohnung oder eine Übergangslösung zu wählen. Besonders für Einzelpersonen oder junge Paare bietet dies den Vorteil, in Ruhe die Umgebung kennenzulernen und sich später gezielt für eine dauerhafte Wohnung zu entscheiden.
Fehler 4: Zu positiv denken
Viele erwarten, dass sie schnell eine tolle Wohnung finden, in kürzester Zeit einen guten Job ergattern und sofort Anschluss in der Nachbarschaft haben, sprich, dass alles reibungslos verlaufen wird. Doch die Realität sieht leider oft anders aus.
Die Jobsuche könnte länger dauern als gedacht, bürokratische Hürden wie die Ausstellung der Aufenthaltsbewilligung können sich unerwartet komplex gestalten (für Selbstständige) und kulturelle Unterschiede machen den Start im neuen Leben auch manchmal schwieriger. Wenn dir jedoch bewusst ist, dass du auch Rückschläge erleiden wirst, nimmst du diese gelassener hin.
Fehler 5: Soziale Kontakte vernachlässigen
Die erste Zeit im neuen Land fühlt sich oft wie eine «Honeymoon-Phase» an. Alles ist neu und aufregend; man ist voller Euphorie – wie frisch verliebt eben. In dieser Phase kann es leicht passieren, dass man die sozialen Kontakte in der Heimat vernachlässigt. So wie es Verliebten auch mit ihren Freunden manchmal passiert… 😉
Ich empfehle jedoch, die Freundschaften im alten Zuhause weiter so gut es geht zu pflegen. Dank WhatsApp ist es glücklicherweise einfach in Kontakt zu bleiben, regelmässige Besuche zu planen und Treffen mit Freunden oder Familie rechtzeitig abzustimmen. Gerade wenn die Euphorie der Anfangszeit nachlässt, ist es sehr beruhigend, wenn man auf ein starkes Netzwerk in der Heimat zählen kann.
Ausserdem kann es eine Weile dauern, bis du dir in der Schweiz ein neues soziales Umfeld aufgebaut hast. Umso hilfreicher ist es, in der Zwischenzeit auf die bestehenden Beziehungen in der Heimat zurückgreifen zu können.
Fehler 6: Kulturelle Unterschiede unterschätzen
Deutsche, die in die Schweiz ziehen, unterschätzen leider oft die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz. Auf den ersten Blick wirkt die Schweiz vertraut – schliesslich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten. Doch wer genauer hinsieht, merkt schnell: Die Schweizer Kultur hat ihre Eigenheiten, und diese prägen auch den Alltag.
Ein gutes Beispiel, um das zu verdeutlichen, ist der Umgang mit Kritik. Während in Deutschland oft eine direkte und klare Sprache geschätzt wird, bevorzugt man in der Schweiz eine gewisse Zurückhaltung: Kritik wird meist verklausuliert geäussert, sodass das Gegenüber sein Gesicht wahren kann. Wer in der Schweiz zu direkt ist, kann schnell als unhöflich oder schroff wahrgenommen werden.
Auch die allgemeinen Umgangsformen sind formeller. «Bitte» und «Danke» oder gar «vielen Dank» werden häufiger und bewusster verwendet. Beim Betreten eines Raumes ist ein Gruss wie «Grüezi» fast schon Pflicht, ebenso ein freundliches Verabschieden beim Gehen.
Dass wir Deutsche oft nur wenig von diesen kulturellen Unterschieden wissen, ist dem Umstand geschuldet, dass wir nur wenig über die schweizerischen Umgangsformen oder kulturellen Besonderheiten vermittelt bekommen.
Fehler 7: Keine langfristige Finanzplanung machen
Eine langfristige Finanzplanung halte ich für Einwanderer in der Schweiz besonders wichtig. Denn ohne eine langfristige Finanzplanung könnte einem im Alter die Altersarmut drohen.
Da vielen Einwanderern Beitragsjahre in der AHV und der Pensionskasse fehlen, kann die Differenz zwischen dem letzten Lohn und der Rente extrem gross sein. Umso wichtiger ist es, frühzeitig mit dem Aufbau eines finanziellen Polsters zu beginnen.
Wenn ich einen Ratschlag geben müsste, würde ich raten, so früh wie möglich mit der Säule 3a zu starten. Diese erlaubt es, Steuern zu sparen – auch für Quellensteuerpflichtige – und gleichzeitig für den Ruhestand vorzusorgen.
Darüber hinaus lohnt es sich, weitere Möglichkeiten des Vermögensaufbaus zu prüfen, beispielsweise Investitionen in ETFs oder Einzelaktien. Je früher man beginnt, desto grösser ist der Effekt des Zinseszinses – und desto weniger muss man sparen, bis das Sparziel erreicht ist.
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