Das vermissen Deutsche in der Schweiz 🇩🇪🇨🇭

Die Klassiker sind kulinarische Dinge wie Miracle Whip oder Bautzner Senf, die uns Deutschen fern der Heimat fehlen. Lustigerweise geht es mir da genauso. Wer regelmässig meine YouTube-Videos schaut, wird wissen, was mir fehlt, aber das nur am Rande ;-). Viel mehr geht es heute darum, was manche Deutsche in der Schweiz so sehr vermissen, dass sie sogar wieder nach Deutschland zurückkehren.
Kostenlose Zahnarztbehandlungen
In dieser Hinsicht sind wir Deutsche schon sehr verwöhnt. Ein Grossteil der Zahnarztkosten werden in Deutschland über die gesetzliche Krankenkasse abgedeckt. In der obligatorischen Schweizer Krankenkasse ist der Zahnarzt hingegen nicht abgedeckt. Alle anfallenden Kosten – und ist es auch nur eine Kontrolle – müssen aus der eigenen Tasche bezahlt werden. (Die Kontrolle lässt man in der Schweiz in der Regel nicht bei der Zahnärztin, sondern beim Dentalhygieniker durchführen.) Es gibt zwar die Möglichkeit, die Zahnarztkosten über eine freiwillige Zusatzversicherung abzudecken, aber ehrlich gesagt, kenne ich niemanden hier in der Schweiz, der das gemacht hat.
Zur Veranschaulichung der zu erwartenden Kosten: Eine Füllung kostet schnell mal 800 Schweizer Franken. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, weshalb die Schweizer/innen durchschnittlich viel bessere Zähne haben als wir Deutsche. Stichwort: Eigenverantwortung. Wer seine Zähne nicht pflegt, muss für die entstehenden Kosten selber aufkommen. Hier findest du einen Blogbeitrag zum Thema Schweizer Krankenkasse.
Günstige Kinderbetreuungsbeiträge
In manchen Bundesländern Deutschlands ist die Kinderbetreuung sogar kostenlos. In Nordrhein-Westfalen, wo ich her komme, noch nicht. Für meinen Sohn musste ich damals nicht ganz 200 € pro Monat zahlen. Dazu kamen nochmal 50 € als Essensgeld. Insgesamt waren es also 250 €. Das war damals viel Geld für mich. Oft habe ich mich über „diesen hohen Beitrag“ beklagt. Dass ein Kinderbetrungsplatz viel mehr kostet als diese 200 € bzw. 250 €, war mir damals nicht bewusst :D. In Deutschland wird die Kinderbetreuung stark durch Steuergelder querfinanziert.
In der Schweiz, spezieller gesagt im Kanton Zürich, sieht das ganz anders aus. Hier wird die Kinderbetreuung zwar auch mit Steuergeldern unterstützt, jedoch nicht so stark wie in Deutschland. Tensha und ich zahlen zum Beispiel für unsere zweieinhalb jährige Tochter 1’560 Schweizer Franken pro Monat. Die Betreung findet allerdings nur an drei Tagen in der Woche statt. Die Vollzeitbetreuung würde ca. 2’500 Schweizer Franken pro Monat kosten. Hier sind wir auch wieder bei der Eigenverantwortung. Während in Deutschland die Gemeinschaft der Steuerzahler für den Grossteil der Kinderbetreuung aufkommt, übernehmen in der Schweiz die Eltern den Grossteil der Kinderbetreuungskosten. Hier findest du einen Blogbeitrag speziell zum Thema Kinderbetreuung in der Schweiz.
Elternzeit und Elterngeld
Weder Elternzeit noch Elterngeld gibt es in der Schweiz. Eine gesetzlichen Vaterschaftsurlaub gibt es ebenfalls nicht. Jedoch wird bald darüber in einer Volksabstimmung abgestimmt. Manche Unternehmen – vor allem grosse Konzerne – bieten ihren Mitarbeitenden freiwillig einen Vaterschaftsurlaub an. Diese reichen von zwei bis sechzehn Wochen. Die Mutter erhält im Kanton Zürich 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Jedoch erst nach der Geburt des Babys.
Ferientage/Urlaubstage
In der Schweiz verwendet man nicht den Begriff Urlaub, sondern verwendet den Begriff Ferien. Darum geht es jetzt aber nicht :-). Im Durchschnitt erhält ein/e Arbeitnehmer/in in Deutschland mehr Urlaub, als seine Kollegin oder sein Kollege in der Schweiz. In Deutschland liegt der Durchschnitt bei 30 Urlaubstagen, in der Schweiz liegt er bei 25 Urlaubstagen. Das ist so und da kann man nichts machen, aber das muss sich dann beim Lohn bemerkbar machen. Dies ist übrigens ein guter Punkt für die Gehaltsverhandlungen, wenn ihr ein Jobangebot aus der Schweiz bekommt.
Feiertage
In der Schweiz sind Feiertage genauso wie in Deutschland von der Region abhängig. In Deutschland kommt es auf dass Bundesland drauf an, in der Schweiz auf den Kanton und manchmal sogar auf die Gemeinde. Ich als Westfale habe hier in der Schweiz – genauer gesagt im Kanton Schaffhausen, denn da arbeite ich – zwei Feiertage weniger im Jahr: Fronleichnam und Allerheiligen. Hier ist es genauso wie bei den Ferientagen/Urlaubstagen. Das ist so, da kann man nichts machen und es kann in den Lohnverhandlungen als Argument verwendet werden.
Fazit
Jetzt wird dich wahrscheinlich noch meine persönliche Meinung zu den fünf Punkten interessieren, oder? Die ersten drei Punkte (kostenlose Zahnarztbehandlungen, günstige Kinderbetreuungbeiträge und Elterngeld/Elternzeit) sind sozialistische Wohltaten, denn die Kosten, die dadurch entstehen, zahlt die Gemeinschaft. Einige profitieren, einige nicht. Kosten werden umgelagert. Auch wenn keiner direkt diese Kosten spürt, gezahlt wird es vom Steuer- bzw. Beitragszahler.
Besser finde ich das Schweizer System. Wer möchte, kann eine Zahnzusatzversicherung abschliessen oder unbezahlten Urlaub nehmen (da sagt die Schweizerin und der Schweizer wirklich Urlaub :-)). Kompensieren kann man den fehlenden Lohn mit gesparten Steuern bzw. Beiträgen. Nicht ohne Grund zahlen die Arbeitnehmer/innen in Deutschland prozentual viel höhere Abgaben als die Arbeitnehmer/innen in der Schweiz. Zu Punkt vier und fünf habe ich bereits gesagt, dass sich das im Lohn widerspiegeln muss. Mehr Arbeitszeit muss einen höheren Lohn zur Folge haben.
Wie stehst du zu den angesprochenen Themen?
- 6 Dinge, die Deutsche über die Schweiz wissen sollten 🇨🇭🇩🇪 - 14. November 2025
- Swissquote Depot 2025 – Ein ehrlicher Erfahrungsbericht - 30. Oktober 2025
- Der absurde Erfolg dieses Landes gibt einem zu denken - 21. Oktober 2025












