Auswandern Schweiz: Mein Fazit nach acht Jahren 🇨🇭🇩🇪

In die Schweiz auswandern

Auswandern Schweiz: Mein Fazit nach acht Jahren 🇨🇭🇩🇪

Im September 2016 bin ich in die Schweiz ausgewandert. Dieser Beitrag soll aber nicht als Anleitung zum Auswandern dienen. In diesem Beitrag möchte ich mein Fazit aus diesen letzten acht Jahren ziehen. Vor allem geht es um Lebensqualität, Lebensgefühl und die Herausforderungen, denen ich beim Leben in der Schweiz begegnet bin.

Warum ich in die Schweiz ausgewandert bin

Der wichtigste Punkt zuerst: Warum bin ich überhaupt in die Schweiz ausgewandert? Bei mir war es – anders als bei vielen anderen Schweiz-Auswanderern – nicht der Job, sondern die Liebe. 2014 lernte ich Tensha kennen. Sie ist gebürtige Schweizerin und lebte damals in Zürich.

Nach kurzer Zeit war uns beiden klar, dass eine Fernbeziehung auf Dauer keine Lösung ist. Wir überlegten, wer von uns beiden umziehen sollte, und kamen schnell zu dem Schluss, dass es für mich sinnvoller wäre, in die Schweiz zu ziehen.

Das erste Mal auf einem Schweizer Berg (2015)

Als ausgebildeter Chemikant mit einer Weiterbildung zum Industriemeister Chemie bot die Schweiz, als grosser Chemie- und Pharmastandort, hervorragende Karrieremöglichkeiten. Für Tensha hingegen, die Juristin ist, wäre ein Umzug nach Deutschland schwierig gewesen, da es für sie schwerer gewesen wäre, in ihrem Fach Fuss zu fassen.

Ausserdem gibt es für Schweizer, die ins Ausland ziehen, eine besondere Herausforderung: Ein langfristiger Verbleib in einem Land mit deutlich niedrigeren Löhnen kann im Hinblick auf den Ruhestand zum Problem werden. Mit einer deutschen Rente beispielsweise wäre man in der Schweiz ein Sozialfall.

Jobsuche verlief lief schnell und erfolgreich

Meine Jobsuche verlief glücklicherweise schnell und erfolgreich. Innerhalb von ungefähr drei Monaten hatte ich einen Arbeitsvertrag für eine Stelle bei einem grossen Pharmaunternehmen und zog im September 2016 nach Zürich.

Kulturelles: nicht zu unterschätzen!

Eines der ersten Dinge, die mir in der Schweiz auffielen, war der höflichere und respektvollere Umgangston. Dieser Unterschied zur deutschen Kultur war für mich deutlich spürbar. Zum Glück hatte ich das «Briefing» meiner Frau, die mich darauf vorbereitete, dass die lockere und oft sehr direkte deutsche Art in der Schweiz nicht immer gut ankommt.

Ohne diese Hinweise wäre ich sicher in einige Fettnäpfchen getreten. Trotzdem war es eine Herausforderung, mich auf die Schweizer Art und Weise einzustellen. Bis heute gelingt es mir nicht perfekt – vor allem bei Telefonaten fällt mir die typische Schweizer Begrüssung und Verabschiedung immer noch schwer.

Blick auf die Eiger Nordwand

Im Umgang mit Schweizern fühle ich mich sehr wohl. Interessanterweise fällt mir beim Besuch in Deutschland auf, wie sehr sich meine Art verändert hat. Besonders im Ruhrgebiet wirke ich auf andere inzwischen manchmal wohl zu höflich oder förmlich. 

Mehrsprachige Schweiz: Was ich wirklich im Alltag brauche

Eine häufige Frage, die ich höre, lautet: Wie ist das eigentlich mit den vielen Sprachen in der Schweiz? Ich kann beruhigen: In den meisten Fällen spielt nur die Landessprache der jeweiligen Region eine Rolle. Da ich in der Deutschschweiz lebe, reicht (Hoch-)Deutsch für mich völlig aus.

Allerdings war Schweizerdeutsch zu Beginn eine echte Herausforderung. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor meinem ersten Besuch bei Tensha einen Wetterbericht «auf Schweizerdeutsch» gesehen habe und überzeugt war, alles verstanden zu haben. Später stellte sich heraus, dass der Bericht in Hochdeutsch war – nur mit Schweizer Akzent.

Zürich

Mein erstes echtes Erlebnis mit Schweizerdeutsch hatte ich, als Tensha während meines Besuchs mit einer Freundin telefonierte und eben Schweizerdeutsch (und nicht wie mit mir Schweizer Hochdeutsch) sprach. Plötzlich verstand ich nur noch einzelne Wörter. Das hat mich wirklich überrascht.

Herausforderung Schweizerdeutsch

Schweizerdeutsch war für mich vor allem zu Beginn eine Herausforderung – auch im beruflichen Kontext. Nach etwa sechs Monaten konnte ich aber fast allen Gesprächen problemlos folgen. Dennoch stosse ich bis heute gelegentlich auf neue Wörter, die ich nicht kenne. Dann frage ich einfach nach.

Insgesamt würde ich sagen: Schweizerdeutsch war anfangs zwar eine Herausforderung, wurde aber nie zu einem grossen Problem. Viele Schweizer wechseln von sich aus ins Hochdeutsch, wenn sie merken, dass man etwas nicht verstanden hat. Das erleichtert die Kommunikation enorm.

Die anderen Landessprachen – Französisch, Italienisch und Rätoromanisch – habe ich bisher weder beruflich noch privat benötigt. Falls ich doch einmal in anderen Landesteilen unterwegs bin, klappt die Verständigung meist auf Englisch.

Behördengänge: Schnell, freundlich und effizient

Etwas weiteres, was mir in der Schweiz bald aufgefallen sind, ist die hervorragende Organisation. Hier funktioniert vieles deutlich besser als in Deutschland – fast wie in einem sprichwörtlichen Schweizer Uhrwerk.

Mein erster Kontakt mit den Schweizer Behörden war direkt ein positives Erlebnis. Zur Anmeldung in der Gemeinde habe ich mir online einen Termin gebucht, wurde pünktlich aufgerufen, und der gesamte Ablauf war strukturiert und effizient. Die Mitarbeiterin war nicht nur freundlich, sondern hat mir auch hilfreiche Tipps gegeben. Das Gespräch dauerte keine 15 Minuten, und ich war schon wieder auf dem Weg nach Hause.

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Auch die Umstellung meines deutschen Führerscheins auf den Schweizer Führerausweis lief problemlos. Die Mitarbeiterin beim Strassenverkehrsamt war ebenso freundlich und hilfsbereit, beantwortete geduldig alle meine Fragen und nahm sich ausreichend Zeit – ein Kontrast zu den oft stressigen Erfahrungen, die ich mit deutschen Behörden gemacht habe. In der Schweiz hatte ich nie das Gefühl, ein «Bittsteller» zu sein.

Arztbesuche in der Schweiz: Ein Unterschied wie Tag und Nacht

Ein weiterer Punkt, der mir in der Schweiz schnell besonders positiv aufgefallen ist, ist das Gesundheitssystem. Arzttermine sind hier in der Regel schnell und unkompliziert zu bekommen: Bei meinem Hausarzt bekomme ich meistens noch am selben oder am nächsten Tag einen Termin. Zwar wartet man vor Ort auch mal 5 bis 10 Minuten, aber grundsätzlich werden die Termine pünktlich eingehalten. Im Vergleich zu meinen Erfahrungen in Deutschland, wo ich trotz Termin auch schon mehrere Stunden warten musste, ist das eine klare Verbesserung.

Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei Fachärzten. Als ich einmal einen Hautarzttermin brauchte, bekam ich innerhalb einer Woche einen Termin.

Was ich ebenfalls sehr schätze, ist die Atmosphäre während der Behandlung. Die Ärzte nehmen sich Zeit, hören zu und beantworten alle Fragen – ohne dabei Hektik oder Zeitdruck auszustrahlen. Das macht das gesamte System viel entspannter und gibt mir das Gefühl, ernst genommen zu werden.

Traumhafte Landschaften

ÖV in der Schweiz: Verlässlich und sauber

Der öffentliche Verkehr (ÖV) in der Schweiz ist ein weiteres Beispiel für die hervorragende Organisation im Alltag. Busse, Bahnen und Trams funktionieren zuverlässig und sind pünktlich. Zwar ist das ÖV-System in den letzten Jahren durch die starke Einwanderung spürbar voller geworden. Dennoch: Insgesamt kann man sich darauf verlassen.

Im Vergleich zu Deutschland ist das ein grosser Unterschied. Während ich den ÖV in der Schweiz regelmässig und gerne nutze, habe ich in Deutschland Bus und Bahn nur im äussersten Notfall genommen. Das spricht für die Qualität und Zuverlässigkeit des Schweizer Systems.

Sicherheit im öffentlichen Raum

Die öffentliche Sicherheit in der Schweiz ist ein Aspekt, der mir besonders positiv auffällt. Ich fühle mich hier im öffentlichen Raum stets sicher, und auch die Statistiken bestätigen diesen Eindruck: Die Kriminalitätsrate ist deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern Europas.

Falls doch einmal etwas passiert, beeindruckt mich die schnelle Reaktion der Polizei. Wenn ich in den Nachrichten von Vorfällen wie Schlägereien oder Raubüberfällen lese, bei denen die Täter innerhalb kürzester Zeit gefasst wurden. Das zeigt, wie effizient und gut organisiert die Sicherheitskräfte hier arbeiten.

Lebensstil 

Ich empfinde den Lebensstil in der Schweiz eher konservativ im Vergleich zu demjenigen in Deutschland. Natürlich gibt es regionale Unterschiede, aber insgesamt wird hier viel Wert auf Pünktlichkeit, Ordnung und höflichen Umgang gelegt. Wie bereits erwähnt, sind die Umgangsformen respektvoller.

Ein Beispiel: Wer etwa ohne Ticket in die Bahn einsteigt und versucht, sich im Nachhinein herauszureden, wird hier keinen Erfolg haben. Ich habe erlebt, wie selbst kleine Versäumnisse – etwa kein Billett (Ticket) zu haben – direkt sanktioniert werden. Egal, ob man sagt, man hätte keine Zeit gehabt oder die App hätte nicht funktioniert, es bleibt dabei: Kein Ticket bedeutet Schwarzfahren. In Deutschland habe ich hingegen oft erlebt, dass Ausreden akzeptiert werden, und manchmal sogar, dass Kontrolleure sich nicht durchsetzen wollten.

Ein anderes Beispiel fällt mir ein, wenn ich an Erfahrungen aus NRW denke: Dort habe ich miterlebt, wie Leute einfach in die erste Klasse der Bahn gegangen sind, weil die zweite Klasse voll war, und der Kontrolleur dies akzeptiert hat. Auf meine Nachfrage meinte er nur, dass er froh sei, abends heil nach Hause zu kommen. Solche Situationen wären in der Schweiz undenkbar. Hier wird konsequent durchgegriffen, was ich sehr schätze. Lernen durch Konsequenz – und es funktioniert.

Dieser Unterschied zeigt sich auch in der Durchsetzung gesellschaftlicher Normen. Es gibt in der Schweiz einen gewissen gesellschaftlichen Druck, sich an Regeln zu halten und respektvoll miteinander umzugehen. Ich denke, das ist einer der Gründe, warum hier so vieles so gut funktioniert.

Wetter in der Schweiz

Das Wetter in der Schweiz – oder besser gesagt in der Region Zürich – finde ich insgesamt recht ähnlich zu dem in meiner Heimat NRW. Jedoch sehe ich eine wichtige Ausnahme: Die Sommer sind hier deutlich trockener. Das zeigt sich besonders an der Vegetation. Während in NRW selbst im Hochsommer das Gras am Strassenrand oft sattgrün bleibt, wirkt es in und um Zürich in dieser Zeit häufig vertrocknet. 

Schneereiche Winter

Schneereiche Winter kann man nicht in allen Regionen erwarten. Schnee ist in den meisten Teilen hier, wo ich lebe, genauso selten wie in meiner Heimat, und wenn es doch mal schneit, bleibt er oft nicht lange liegen.

Gewiss hat mein Wohnort in der Schweiz aber einen grossen Vorteil: Die Berge sind nicht weit entfernt. Innerhalb von ein bis zwei Stunden bin ich im Hochgebirge, wo es schneereiche Winter gibt.

Ich zum ersten Mal auf Skiern
Massenhaft Schnee findet man in den Schweizer Bergen

Nachteile und Herausforderungen des Lebens in der Schweiz

Zu den Nachteilen des Lebens in der Schweiz zählt für mich vor allem die Entfernung zu meiner Familie in Deutschland. Spontane Besuche sind kaum möglich bei einer Entfernung von rund 650 km – stattdessen muss alles gut geplant werden.

Wenn ich mit dem Auto gehe, brauche ich mindestens ein ganzes Wochenende, um nicht ein Gehetze aus dem Besuch zu machen. Mit dem Flugzeug ist es zwar etwas bequemer, aber immer noch zeitintensiv: Von Haustür zu Haustür benötige ich in der Regel etwa fünf Stunden.

Durch die weite Entfernung ist es mir nicht möglich an allen Familienfesten oder anderen besonderen Anlässen teilzunehmen.

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Auswandern Schweiz: Systemwechsel

Der Wechsel vom deutschen ins Schweizer System war für mich anfangs eine grosse Herausforderung. Glücklicherweise hat mich Tensha von Anfang an unterstützt und mir vieles erklärt, was mir den Einstieg erleichtert hat.

Mittlerweile empfinde ich das Schweizer System als deutlich besser als das deutsche, aber dieser Perspektivwechsel hat Zeit gebraucht. Was meine ich damit? In der Schweiz sind die Steuern niedriger, was auf den ersten Blick natürlich attraktiv wirkt. Gleichzeitig ist jedoch die Eigenverantwortung in vielen Bereichen wesentlich höher. Für jemanden wie mich fühlte sich das am Anfang oft ungewohnt an – manchmal sogar unfair.

Fazit: Mein Leben in der Schweiz

Nach acht Jahren in der Schweiz ziehe ich ein positives Fazit. Natürlich gibt es Herausforderungen wie die Distanz zu meiner Familie oder die anfängliche Umstellung auf das Schweizer System. Doch die vielen Vorteile überwiegen: Die Lebensqualität ist hoch und im Alltag funktioniert beinahe alles hervorragend. Ich schätze den respektvollen Umgang, die Sicherheit im öffentlichen Raum und die Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs.

Die Schweiz ist und bleibt für mich ein Ort, an dem ich mich wohlfühle und an dem ich gerne lebe. Für mich war die Entscheidung, hierher auszuwandern, die richtige – und auch nach acht Jahren kann ich sagen: Ich bereue diesen Schritt nicht. Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Vor dem Opernhaus in Zürich
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Christian der Auswanderluchs

 

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