Alleinreisende Kinder im Flugzeug: Ein Erfahrungsbericht
Auswandern bringt oft auch Trennungen und Familienmitglieder in unterschiedlichen Ländern mit sich. Manchmal betrifft das auch Kinder, die dann irgendwann allein reisen müssen oder dürfen. In diesem Beitrag zeige ich dir daher alles darüber auf, wie es ist, wenn alleinreisende Kinder fliegen.
Mein Sohn ist 13 und lebt in Deutschland. Für die Distanz sehen wir uns relativ oft – in der Regel einmal pro Monat. Meistens gehe ich zu meinen Eltern nach Deutschland, wo wir dann gemeinsam das Wochenende verbringen. In den Ferien ist er aber in der Regel bei uns in der Schweiz. Ich hole ihn dann in der Nähe von Dortmund ab und bringe ihn wieder zurück, was vier Fahrten von je 650 km für mich bedeutet. Eigentlich ein kompletter Irrsinn.
Um die Besuche für uns angenehmer zu gestalten, ist er kürzlich zum ersten Mal allein geflogen – weil es zwar nicht der erste Flug, aber das erste Mal „allein“ war, haben wir einen Begleitservice dazu gebucht. Um es vorwegzunehmen: Nach der Landung telefonierten wir und ich fragte ihn, ob er wieder so reisen würde. Und diese Frage beantwortete er wie aus der Pistole geschossen mit „Ja!“
Alleinreisende Kinder auf Flugreisen
Fluggesellschaften bieten einen speziellen Service für alleinreisende Kinder an, bekannt als «Unaccompanied Minor Service» oder kurz UM-Service. Dieser Service ist für Minderjährige zwischen 5 und 17 Jahren gedacht, die ohne Begleitung reisen. Er umfasst die Betreuung vom Eintritt in den Sicherheitsbereich bis zur Übergabe an die Abholperson am Zielflughafen.
Buchung und Kosten eines begleiteten Flugs
Von Zürich nach Düsseldorf fliegen Eurowings und die Swiss, wobei ich mich jedoch immer für Swiss entscheide, selbst wenn Eurowings günstiger ist. Service und Zuverlässigkeit sind mir wichtig und bei Swiss in der Regel besser gewährleistet. Für meinen Sohn habe ich mich daher selbstverständlich auch für Swiss entschieden.
Bei der Swiss erfolgt die Anmeldung direkt bei der Buchung des Fluges. Die Buchung für alleinreisende Kinder kann man jedoch nur über das Service Center oder ein Reisebüro durchführen lassen. Unsere Nachbarin arbeitet zufällig in einem Reisebüro und hat das daher für uns freundlicherweise übernommen. Für den Flug von Zürich nach Düsseldorf (one way) lag die Gebühr für den UM-Service bei 95 Franken, was ich für den gebotenen Service angemessen finde. Zusätzlich wurde natürlich noch der normale Flugpreis fällig. (Die Gebühr für den Service kann je nach Flugstrecke variieren.)
Wichtige Dokumente und Formalitäten
Für den Flug von Zürich nach Düsseldorf benötigte mein Sohn einen gültigen Reisepass oder Personalausweis. Zusätzlich musste ich das Formular «Betreuungshinweis für ein unbegleitetes Kind» ausfüllen, das bestätigt, dass mein Kind allein reisen darf. In diesem Formular muss die Begleitperson beim Abflug und die Begleitperson bei Ankunft mit Namen, Adresse und Telefonnummer eingetragen werden. Wichtig ist es, dieses Dokument in vierfacher Ausführung dem Kind mitzugeben, wenn es sich um Hin- und Rückflug handelt.
Hinweis: Für das Reisen in bestimmte andere Länder kann es erforderlich sein, weitere spezifischen Dokumente für die Ein- oder Ausreise dem Kind mitzugeben.
Der Tag des Flugs
Check-in und Boarding-Prozess
Online-Check-in ist für alleinreisende Kinder nicht möglich. An welchen Schalter man am Flughafen genau gehen soll, wurde mir jedoch weder mit der Buchungsbestätigung mitgeteilt, noch konnte ich das über das Internet herausfinden. Klar war immerhin, dass wir zwei Stunden vor dem geplanten Abflug beim Check-in sein sollten.
Wir machten uns also auf zum Flughafen, immerhin im Wissen darum, dass der Flughafen Zürich übersichtlich und das Personal in der Regel sehr hilfsbereit ist. So war es dann auch. Zwar mussten wir nicht wie von uns vermutet zum Familien-Check-in-Schalter, aber auf kurze Nachfrage fanden wir den richtigen Schalter sofort: Es handelt sich um den übrigens lediglich auf Englisch angeschriebenen Schalter «Assistance und Unaccompanied Minors» (Unterstützung und unbegleitete Minderjährige).
Beim Check-in wurden wir dann wie immer sehr freundlich bedient. Mein Sohn zeigte seinen Personalausweis und das Formular «Betreuungshinweis für ein unbegleitetes Kind». Wir gaben seinen Koffer auf und er bekam dann die Flugtickets mit der darauf notierten Uhrzeit, wann er von einem Flughafenmitarbeiter abgeholt würde, um in den Sicherheitsbereich zu gehen. Treffpunkt war der Wartebereich schräg gegenüber – gekennzeichnet mit einem Rollstuhlsymbol –, wo alle Personen warteten, die ebenfalls einen Begleitservice gebucht hatten.
Wir hatten also gerade noch eine Stunde Zeit, um beim Steiner Flughafenbeck nochmals für Speis und Trank zu sorgen, bevor mein Sohn abfliegen würde. Auf die Frage, ob er denn jetzt nervös sei, meinte mein Sohn: «Ein bisschen…» Böse Zungen behaupteten übrigens, dass der Vater sowieso und schon viel früher viel nervöser war als der Sohn… 😅
Betreuungsservice am Flughafen
Wie vereinbart wurde mein Sohn schliesslich eine Stunde vor Abflug von einer Mitarbeiterin des Zürcher Flughafens am besagten Treffpunkt abgeholt. Wir gingen noch gemeinsam bis zum Eingang des Sicherheitsbereichs und verabschiedeten uns voneinander, was emotional war, besonders für den kleinen Gremlin, da sie ihren Halbbruder für längere Zeit nicht sehen würde.
Betreuungsservice für alleinreisende Kinder durch Swiss
Nachdem mein Sohn sich von uns verabschiedet und uns nochmals lässig zugewinkt hatte, lotste die Flughafenmitarbeiterin ihn durch den Sicherheitsbereich, ging mit ihm zum Gate und übergab ihn dem Swiss Personal. Noch vor allen anderen Passagieren wurde er in das Flugzeug zu seinem Sitzplatz geleitet. Dort stand auch schon eine kleine Flasche Wasser für ihn bereit.
Beschreibung des Flugerlebnisses
Laut meinem Sohn war das ganze Prozedere total unproblematisch. Die Betreuerinnen – sowohl vom Flughafen als auch von Swiss – waren sehr aufmerksam und sorgten dafür, dass er sich während der ganzen Zeit wohl fühlte. Er genoss den kurzen Flug und den Blick aus dem Fenster. Mein Sohn stieg als letzter aus dem Flugzeug aus, allerdings nicht, bevor er nicht noch einen Blick in das Cockpit werfen und mit dem Piloten sprechen durfte.
Empfang am Zielflughafen
Am Düsseldorfer Flughafen angekommen wurde mein Sohn vom Swiss-Personal an einen Flughafenmitarbeiter übergeben. Zusammen gingen sie in den Ankunftsbereich, wo schon seine Grosseltern auf ihn warteten. Alle gemeinsam durften dann wieder in den Sicherheitsbereich eintreten und den Koffer vom Gepäckband holen.
Sicherheitsvorkehrungen für alleinreisende Kinder
Sollte die autorisierte Abholperson nicht am Zielflughafen erscheinen oder müsste der Flieger an einen anderen Flughafen notfallmässig umgeleitet werden, wird auch hier die weitere Betreuung gewährleistet. Die eventuell anfallenden Zusatzkosten würden jedoch in Rechnung gestellt werden bzw. auf der Kreditkarte belastet werden. Daher ist für den UM-Service nur Bezahlung mit Kreditkarte möglich.
Quintessenz zu alleinreisende Kinder im Flugzeug
Die Frage, wann mein Sohn allein reisen würde, wurde bei uns schon seit längerem diskutiert. Ganz wohl war es jedoch uns beiden nicht dabei. Erst als wir letztes Jahr wieder einmal eine richtig lange und mühsame Autofahrt nach Dortmund hatten, entschieden wir gemeinsam, dass es jetzt so weit war und er das allein Reisen mit Begleitservice einmal ausprobieren sollte.
Letztendlich war diese Erfahrung für meinen Sohn und mich äusserst positiv. Sie hat ihm ein neues Mass an Selbstvertrauen und Unabhängigkeit gegeben und mir das Vertrauen, dass er allein reisen kann. Wann der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt ist, ist natürlich sehr individuell. Aber ich hoffe, dass meine Erfahrungen und Ratschläge dich ermutigen und dich unterstützen, falls du dir ebenfalls überlegen solltest, dein Kind allein fliegen zu lassen.
Seit 2016 lebe ich in der Schweiz zusammen mit meiner Schweizer Partnerin. Beruflich bin ich in der Pharmaindustrie bei einem grossen internationalen Unternehmen in Schaffhausen gestartet. Seit 2019 betreibe ich diesen Blog und den gleichnamigen YouTube-Kanal.
Wenn du mehr über mich erfahren möchtest: Auf meiner „Über mich“-Seite findest du meine persönliche Auswandergeschichte und die Hintergründe für diesen Blog.
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