5 Gründe, weshalb Deutsche die Schweiz verlassen

In die Schweiz auswandern

5 Gründe, weshalb Deutsche die Schweiz verlassen

Ein neues Leben in der Schweiz klingt für viele Deutsche zunächst wie ein Traum – höhere Gehälter, traumhafte Landschaften und eine hohe Lebensqualität. Doch für manche endet dieser Traum früher als gedacht. Es gibt Herausforderungen, die Deutsche dazu bewegen, das Land nach kurzer Zeit wieder zu verlassen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die fünf Gründe, weshalb das vermeintliche Paradies für einige Deutsche nicht zur neuen Heimat wird.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind bekanntlich deutlich höher als in anderen Ländern. Zwar gleichen die höheren Löhne dies oft aus, häufig bleibt am Ende des Monats sogar mehr übrig. Doch gerade für Menschen, die aus Regionen Deutschlands kommen, wo das Leben günstiger ist – etwa aus Ostdeutschland oder dem Ruhrgebiet – kann der Umzug in die Schweiz eine finanzielle Herausforderung darstellen. Jemand, der in einer solchen Region gut verdient hat und dann nach Zürich zieht, mag feststellen, dass die höheren Ausgaben in der Schweiz trotz eines guten Gehalts einen Nachteil darstellen.

Doch nicht nur die Region, aus welcher man kommt oder in welche man auswandert, kann hierfür verantwortlich sein. Entscheidend kann auch die berufliche Situation sein. Wer als Tarifbeschäftigter in der Metall-, Chemie- oder Pharmaindustrie in Deutschland arbeitet, erfreut sich dort über ein hohes Einkommen – auch aus internationaler Sicht. Ein Umzug in die Schweiz kann mit einem finanziellen Nachteil einher gehen, da Arbeitgeber dieser Branchen in der Schweiz im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten nicht selten schlechter bezahlen.

Krankenversicherung

Ein weiterer Grund für eine Rückwanderung ist die falsche Erwartung an das Gesundheitssystem. Ich habe kürzlich mit einem Bekannten gesprochen, dessen neuer Kollege aus Deutschland anfangs dachte, dass die Krankenkasse automatisch vom Lohn abgezogen werde. 

Doch in der Schweiz zahlt man die Krankenkasse privat, ähnlich wie eine private Versicherung. Hinzu kommen die Franchise und der Selbstbehalt sowie die Zahnarztkosten, welche mit der Grundversicherung der Krankenkasse nicht abgedeckt sind. All das wusste der neue Kollege scheinbar nicht. Die Enttäuschung über das anders funktionierende Gesundheitssystem (und wohl auch das unerwartete Loch im Portemonnaie) war dementsprechend gross. 

Kulturelle Unterschiede

Trotz aller Gemeinsamkeiten gibt es kulturelle Unterschiede zwischen der (Deutsch-)Schweiz und Deutschland.

Ein wesentlicher Punkt ist die unterschiedliche Art der Kommunikation. Die Schweizer sind im Allgemeinen nicht so direkt wie die Deutschen. Natürlich gibt es regionale Unterschiede und auch direktere Schweizer, aber insgesamt sollte man aufpassen, wie man sich ausdrückt. Was in Deutschland als normaler, vielleicht sogar «notwendiger» Tonfall gilt, kann in der Schweiz schnell als unhöflich und angriffig gelten.

Auch in der schriftlichen Kommunikation wird Höflichkeit grossgeschrieben. Ein lockeres «Hey, kannst du mal XY erledigen?» kommt hier in der Regel nicht gut an. Stattdessen sollte man sich bemühen, höflicher und freundlicher zu sein. Vielen Deutschen fällt es schwer, sich entsprechend umzustellen, da man in Deutschland – gerade in der Kommunikation mit Behörden oder bei Reklamationen – oft das Gefühl hat, dass man nur mit Durchsetzungsvermögen und einer härteren Ausdrucksweise ernst genommen wird.

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In der Schweiz hingegen wäre das genau der falsche Ansatz. Wer hier mit harschen oder «durchsetzungsstarken» Worten auftritt, wird auf Ablehnung stossen. Man sollte sich daher bemühen, anständig zu bleiben, auch wenn es einmal schwierig wird. Meine Partnerin Tensha sagt immer «ufeschruube chasch immer no!» («raufschrauben kannst du immer noch!») – gemeint sind Tonfall, Forderungsgrad, Bestimmtheit und Lautstärke. 

Sie startet Reklamationen daher immer überhöflich und erreicht damit oft schnell ihr Ziel. Und falls nicht, kann sie auch gut einen härteren Tonfall anschlagen. Ich bin jedenfalls immer wieder erstaunt, wie einfach (und sanft!) Probleme in der Schweiz häufig gelöst werden. Wer es jedoch nicht schafft, seinen Ton anzupassen, wird schnell feststellen, dass das zu Schwierigkeiten führt und das Leben in der Schweiz ungemütlich machen kann.

Schwierige Integration

Das Knüpfen von Freundschaften und das Einleben in ein neues soziales Umfeld kann eine Herausforderung sein – und das gilt nicht nur für die Schweiz. Manche Deutsche äussern sich dazu, als wäre dies ein spezielles Problem der Schweiz. Es ist jedoch ein weit verbreitetes Phänomen bei Auswanderern in vielen Ländern.

Egal, ob nach Schweden, Dänemark oder in die USA, viele Auswanderer berichten, dass es nicht leicht ist, sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. Besonders im mittleren Alter, wenn die meisten Menschen bereits etablierte Freundeskreise haben, mit ihrer Karriere und dem Familienleben beschäftigt und ausgelastet sind, wird es oft schwieriger, neue Freundschaften zu knüpfen.

Hinzu kommt, dass Schweizer von ihrem Naturell her oft zurückhaltender und distanzierter sind, was den Aufbau neuer Bekanntschaften zusätzlich erschweren kann. Das ist natürlich nicht bei allen so, aber es kann einen Einfluss auf die Integration haben. Einige Deutsche finden sich irgendwann in einer Situation wieder, in der sie sich isoliert fühlen und keinen Anschluss finden. In solchen Fällen geben manche die Hoffnung auf, sich einleben zu können, und entscheiden sich schliesslich, wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Kinderbetreuung, Familie und Beruf

Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Kindergarten in der Schweiz ist nicht mit dem in Deutschland gleichzusetzen. Der Kindergarten in der Schweiz ist eine Vorschule und obligatorisch. Kinder ab vier Jahren (in manchen Kantonen mit fünf Jahren) müssen in den Kindergarten, der vom Steuerzahler finanziert wird. Anders sieht es jedoch in der Zeit davor aus, wenn es um die Betreuung in Kindertagesstätten geht. Hier gibt es jedoch, wie so oft in der Schweiz, grosse kantonale Unterschiede. In vielen Kantonen trägt der Steuerzahler weniger zu den Kosten der Kitas bei als in Deutschland, was zu deutlich höheren Kinderbetreuungskosten führt.

Ein Beispiel: In der Stadt Zürich kostet eine Vollzeitbetreuung für ein Kind etwa 2’700 Franken pro Monat. Dies jedoch für eine Vollzeitbetreuung, die auch ihren Namen verdient. Die Betreuungszeiten erstrecken sich in der Regel von etwa 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr. Inklusive ist das Mittagessen, das oft frisch und qualitativ hochwertig zubereitet wird, sowie Snacks für Zwischendurch.

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Viele Einwanderer, die zunächst als Einzelpersonen oder als junges Paar in die Schweiz ziehen, haben die Kinderplanung oft noch gar nicht auf dem Schirm. Wenn dann der Moment kommt, in dem Kinder ein Thema werden, sind sie von den hohen Betreuungskosten schockiert und entscheiden sich möglicherweise, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es in der Schweiz zwar einen Mutterschutz gibt, jedoch keine Elternzeit wie in Deutschland. Das bedeutet, dass Eltern entweder unbezahlten Urlaub nehmen oder sogar kündigen müssen, um sich länger als ein paar Monate um den Nachwuchs zu kümmern. 

Einige planen aus den genannten Gründen ganz bewusst, später wenn die Kinderplanung in Angriff genommen werden soll, für die «finanziellen Vorteile» des Sozialsystems wieder nach Deutschland zurückzugehen.

Schlussbemerkung

Trotz allen Schwierigkeiten als deutscher Einwanderer in der Schweiz: Insgesamt betrachtet fühlen sich Deutsche in der Schweiz offensichtlich wohl. Die Schweiz ist seit Jahren das Auswanderungsziel Nummer 1 der Deutschen und die Mehrheit der Einwanderer bleibt auch. Letztes Jahr wanderten beispielsweise 26’200 Deutsche in die Schweiz ein und 11’700 wieder aus. Netto lag die Zuwanderung damit bei 14’500 Personen. Damit steig die Zahl der Deutschen in der Schweiz auf 326’000 an.

Christian der Auswanderluchs

 

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